Schweinefleisch
Vollspaltenverbot verunsichert die Schweinebauern
Das sagen unsere Bauern zum bevorstehenden Vollspaltenverbot: Ein Strohschwein-Halter aus Maria Saal und ein Großproduzent aus Magdalensberg sprechen über Tierhaltung, Geruchsprobleme und ihre Zukunftsängste.
KLAGENFURT-LAND, KÄRNTEN. Die Diskussion um die Vollspaltenböden sieht der Maria Saaler Landwirt Gerhard Aichwalder gelassen. Am Adamhof gab es die umstrittene Haltung nie. "Mein Vater hatte zuvor die Tret-Mist-Haltung auf Strohmatte“, sagt Aichwalder. Als er und seine Frau Sonja den Hof übernommen haben, wurde das Konzept der Strohschweinehaltung mit Freilandhaltung entwickelt.
Das Notdurft-Dilemma im Stall
Aichwalders 120 Schweine haben einen Innenbereich, wo sie auf Stroh schlafen und einen eigenen Futterbereich. Im Freien können sie spielen und tollen, dort befindet sich auch eine Tränke. "Im Gegensatz zu Kühen oder Schafen lässt das Schwein seinen Kot nicht einfach fallen, sondern wählt den Ort bewusst – sofern es die Möglichkeit dazu hat", erklärt der Maria Saaler. Damit spricht er einen der Punkte an, wieso die Vollspaltenböden umstritten sind: Schweinen auf Vollspaltenböden bleibt nichts anderes übrig, ihre Notdurft auf engem Raum zu verrichten.
40 Jahre Erfahrung auf diesem Gebiet
"Wir produzieren leistbares Schweinefleisch und legen größten Wert auf das Tierwohl – ich stehe zur Haltung auf Vollspaltenböden. Nur durch den Verkauf von gesunden Schweinen erwirtschafte ich mein Einkommen. Mein oberstes Ziel ist es, dass die Schweine gesund sind", sagt Martin Suette, Schweinebauer aus Pischeldorf. Das zeigt sich auch beim Gang durch den Stall. Der Magdalensberger ist seit 40 Jahren in der Schweinemast tätig, hat klein angefangen und betreibt in Pischeldorf einen Betrieb, wo rund 1.300 Tiere nach den Kriterien des AMA-Gütesiegels gehalten werden. Das bedeutet, die Tiere müssen in Österreich geboren, gemästet, geschlachtet und verarbeitet werden.
Folgen für Bauern
Dass die Politik ein Vollspaltenboden-Verbot beschließt, stößt ihm sauer auf. "Wenn die Politik dafür sorgt, dass im Ausland unter denselben Bedingungen produziert wird, bin ich sofort dafür. Aber man kann nicht den österreichischen Bauern strenge Richtlinien auferlegen und gleichzeitig billiges Fleisch aus dem Ausland importieren", so Suette. Er befürchtet eine ähnliche Entwicklung wie beim Putenfleisch, bei der die Eigenversorgung unter 40 Prozent gesunken ist.
Offene Ställe – mehr Geruch
Laut AMA gehören zu den Anforderungen von TW60 (Anm.: Tierwohl) u.a. rund 60 Prozent mehr Platz im Stall oder im Auslauf, eine eingestreute, befestigte Liegefläche mit Stroh sowie eine Umsetzung durch Offenfrontstallungen. Die Tiere haben mehr Auslauf, zugleich nimmt aber die Belästigung durch Geruch und Fliegen zu. Fraglich ist auch, was mit Ställen im Dorfgebiet ist. Der Landwirt spricht sich für einen TW60#%-Stall aus, weist aber zugleich auf höhere Investitionskosten, mehr Arbeitsaufwand und hohe Umbaukosten hin.
Hohe Umbaukosten
Viele Bauern werden sich einen Umbau nicht leisten können. Die Schweinebauern beschäftigt diese zentralen Fragen: "Lohnt sich die Investition?" und "Wird der Konsument bereit sein den höheren Preis für heimisches Fleisch zu zahlen?". "Wir benötigen eine Übergangsfrist und auch eine entsprechende Förderung, um diese Investition durchführen zu können. Dafür benötigen wir in der Branche gesellschaftliche Akzeptanz wird und einen entsprechenden Fahrplan", sagt Suette.
Weiteres Bauernsterben?
Kärntens Bauern blicken in eine ungewisse Zukunft. Ein weiteres Bauernsterben wird befürchtet. Mit dem Projekt IBest. (Investition in bestehende Stallungen) wird schon an Lösungen gearbeitet, wie man Ställe auf mehr Tierwohl umbauen kann. "Ich möchte meinem Sohn eine Perspektive bieten können. Viele hören wegen Unsicherheit auf, so Suette. Wie heißt es so unschön: Stirbt der Bauer, stirbt das Dorf.
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