Eine Aufholjagd der ÖSV-Skijäger
Drei Siege für Norwegen in Hochfilzen; PillerseeTaler mit Top-Ten-Plätzen; Staffel auf Rang vier.
HOCHFILZEN (han). Jeder Treffer ein „Heeey“, jede Niete ein „Uuuuh“, ein Chor aus tausenden Stimmen kommentierte jeden Schuss der Publikumslieblinge am Schießstand. Die zahlreichen Österreich-Fans unter den 12.700 Zuschauern verstummten jedoch regelrecht, als am Sonntag Staffel-Startläufer Daniel Mesotitsch im zweiten Schießen die Hoffnung auf Sieg und Podestplatz des ÖSV-Quartetts praktisch schon begraben musste.
Aus schier aussichtsloser Position (Rang 17) schoben sich Christoph Sumann, Fritz Pinter und Dominik Landertinger nach sehenswerter Aufholjagd noch auf den 4. Endrang vor. Im Ziel fehlten 43 Sekunden auf die drittplatzierten Russen und eineinhalb Minuten auf Sieger Norwegen. „Klar wäre das Stockerl drin gewesen, aber dafür müssen vier Leute perfekt sein“, so Schlussläufer Landertinger, der nach Pinter als Sechster ins Rennen gegangen war und zwei Plätze gut machte. So wie 2011 (Platz fünf) wurde es damit nichts aus dem ersehnten Podestplatz.
Von 2008 bis 2010 hatte es die ÖSV-Staffel drei Jahre in Folge geschafft.
Hauser überzeugt mit Team
Eine bravouröse Premiere auf der Weltcup-Bühne absolvierte Lisa Hauser (Reith, K.S.C.). Als dritte Läuferin der ÖSV-Damenstaffel hatte sie wesentlichen Anteil am 15. Platz und des bislang besten Resultates eines rot-weiß-roten Damen-Quartetts im Biathlon-Weltcup. Hauser, mit 19 Jahren der Jungspund im Team, kam am Schießstand als Einzige ohne Nachlader aus und brachte dank zweitbester Laufleistung die Österreicherinnen zwischenzeitlich auf Rang 13.
Alpenglühn der Nordlichter
Sechs Rennen, drei Siege – Norwegen war der große Gewinner des Biathlon-Weltcups in Hochfilzen. So wie im Vorjahr dominierte Team Norge die Staffelbewerbe bei Damen und Herren. Bei letzteren war das Fehlen der Superstars Emil Hegle Svendsen und Tarjei Boe, der wegen gesundheitlicher Probleme erst gar nicht angereist war, nicht zu bemerken. Neben der Legende Ole Einar Bjoerndalen sorgten drei Männer aus der B-Mannschaft für einen klaren Triumph vor Frankreich mit Weltcup-Leader Martin Fourcade als Schlussläufer. Für die jungen Norweger (der Jüngste war der 16-jährige Henrik L‘Abee-Lund) lautete am Schießstand die Devise „mit Zero zum Hero“. Kein Einziger des Trios leistete sich dort einen Fehlschuss.
Premierensieger
Auch für Landsfrau Synnoeve Solemdal schlug die große Stunde. Die Vierte im Sprint erwies sich im Verfolgungsrennen als „Feger der Jäger“ und feierte den ersten Weltcupsieg ihrer Karriere. Die 22-Jährige führte einen norwegischen Doppeltriumph vor der Führenden im Gesamtweltcup, Tora Berger, an. Stunden zuvor war es der Slowene Jakov Fak, der ebenfalls über den ersten Weltcupsieg jubelte. Der 20-km-Weltmeister von Ruhpolding 2012 stand damit binnen zwei Tagen zweimal am Podest (3. Sprint, 1. Verfolgung). Ein Erlebnis, das bei den Herren ansonsten nur Weltcup-Spitzenreiter Martin Fourcade (FRA) vergönnt war.
Konzept trägt Früchte
Mehr Grundlagentraining, mehr Gruppendyamik statt Individualität, das Konzept von Remo Krug trägt Früchte. Der 49-jährige Deutsche ist seit Sommer Biathlon-Cheftrainer der Herren. Mit ihm tauchen Österreichs Biathleten wieder in der Weltspitze auf.
Vom fünften Mann zur Nummer eins
HOCHFILZEN (han). Drei Qualifikationsrennen gegen die Konkurrenz im eigenen Lager hatte Fritz Pinter zu überstehen. Als Lohn gab es den fünften Startplatz im ÖSV-Weltcupteam. Nach den Rennen in Hochfilzen liegt der 34-Jährige – Spitzname „Fide“ – in der aktuellen Weltcupwertung am 8. Rang und ist damit die Nr. 1 im Österreicher-Ranking vor Dominik Landertinger (9.). Als Vierter im Sprint kam Pinter von allen Österreichern dem Podest beim Heimweltcup am nächsten. Nur elf Sekunden fehlten dem wiedererstarkten Routinier auf‘s Stockerl.
Das zweite Top-10-Resultat steuerte mit Landertinger ein weiterer Lokalmatador bei. Der 20-km-Zweite beim Weltcup-Auftakt in Östersund tankte mit Rang 8 im Verfolgungsrennen erneut Selbstvertrauen. Als 24. ins Rennen gegangen machte er mit lediglich zwei Strafrunden und einer tollen Laufleistung 16 Plätze gut, „Danke an alle Fans, die mich sensationell unterstützt haben“, so Landertinger. Ein 5. Rang im Sprint vor zwei Jahren war das bisher beste Einzelergebnis und auch der einzige Top-Ten-Platz des 24-Jährigen in seiner Heimatgemeinde.
„Merci Vincent“ als Jay-Schlusspunkt
Gleich zwei Olympiasieger werden in Zukunft in Hochfilzen fehlen. Der 27-jährige Vincent Jay, in Vancouver Goldmedaillengewinner im Sprint, verabschiedete sich nach Platz 2 mit Frankreichs Staffel in die Sportlerpension (Bild: Seine Kollegen sagten „Danke“). Wenige Tage zuvor beendete der deutsche Dreifach-Olympiasieger Michael Greis seine Karriere.
Erfolg für „Biathlon macht Schule“
Der Tag der Schulen – eine Kooperation von ÖSV, OK Biathlon und den BEZIRKSBLÄTTERN – war erneut ein Riesen-erfolg. Rund 600 Schüler aus den umliegenden Bezirken erlebten am Freitag die Biathlonrennen live im Stadion. Mit den besten Fan-Outfits wurden ausgezeichnet: 1. HS Fieberbrunn (Klasse 2A), 2. VS Oberndorf (2. u. 3. Kl.), 3. BG/Sport-RG Saalfelden 1s.
Resultate
Sprint Herren:
1. Andreas Birnbacher (D), 2. Martin Fourcade (FRA), 3. Jakob Fak (SLO), 4. Fritz Pinter, 24. Dominik Landertinger, 27. Simon Eder, 42. Julian Eberhard, 61. Christoph Sumann;
Sprint Damen:
1. Darya Domracheva (BLR), 2. Kaisa Makarainen (FIN), 3. Toa Berger (NOR), 60. Iris Schwabl, 100. Romana
Schrempf.
Verfolgung Herren:
1. Jakov Fak (SLO), 2. Dmitry Malyshko (RUS), 3. Martin Fourcade (FRA), 8. Dominik Landertinger, 17. Fritz Pinter, 22. Julian Eberhard, 39. Simon Eder;
Verfolgung Damen:
1. Synnoeve Solemdal (NOR), 2. Tora Berger (NOR), 3. Kaisa Makarainen (FIN), 41. Iris Schwabl.
Staffel Herren:
1. Norwegen (Birkeland, Bjoerndalen, Christiansen, L‘Abee-Lund), 2. Frankreich, 3. Russland, 4. Österreich (Daniel Mesotitsch, Christoph Sumann, Fritz Pinter, Dominik Landertinger).
Staffel Damen:
1. Norwegen (Horn, Sloemdal, Fenne, Berger), 2. Ukraine, 3. Russland, 15. Österreich (Romana Schrempf, Iris Schwabl, Lisa Hauser, Katharina Innerhofer).
Fotos: Kogler / Habison / OK Biathlon
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