Spital hadert mit Unglück

Krankenhaus | Foto: Kogler
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Ein 8-Punkte-Programm soll künftig folgenschwere Fehler im BKH St. Johann ausschließen.

ST. JOHANN (niko). Die Fehl­amputation (wir berichteten ausführlich) sei ein singulärer Fall, vorgefallen in der Abteilung Allgemeine Chirurgie, gewesen. Man müsse offen damit umgehen und die genauen Ursachen erkunden, so Prim. Norbert Kaiser vorige Woche. „Wir bedauern das Unglück zutiefst. Wir können es nicht wieder gut machen, höchstens lindern. „Der KH-Verband wird alles tun, um eine gute Lösung hinsichtlich einer Entschädigungszahlung für die Patientin und ihre Angehörige anzustreben.“

Das Entsetzen sei groß gewesen, schließlich verfüge man über ein modernes elektronisches Warnsystem – das in diesem Fall offensichtlich versagt habe. „Speed kills“, so Kaiser – möglicherweise wurde „zu schnell gearbeitet“.

Man habe bisher unterdurchschnittliche Fehlerraten aufgewiesen. „Dieser Schadensfall brachte einen Vertrauensverlust. Es gilt nun, dieses Vertrauen wieder zurückzugewinnen. Wir haben umgehend neue Standards eingeführt und setzen ab sofort neue Sicherheitsmaßnahmen, ein 8-Punkte-Programm, um“, informiert Kaiser.

Individualschuld geprüft
Die gerichtlichen/polizeilichen Stellen prüften den Fall, vor allem die Individualschuld in dem Fall. Das Spital prüft intern das System – und hat dafür auch ein externes Unternehmen beauftragt. „Die Gesellschaft für Risiko-Beratung GRB“ soll die Ursachen klären und Empfehlungen zur Optimierung sowie zur Installierung nachhaltig wirksamer Kontrollinstrumente geben“, wie der Ärztliche Leiter erklärt. Anfang der Woche (nach Redaktionsschluss!) sollten erste Ergebnisse vorliegen.

Das vorigen Dienstag installierte neue Sicherheitspaket umfasst wesentliche Neuerungen: Für alle chirurgischen Abteilungen wurde ein Katalog mit den konkreten Schritten der OP-Vorbereitung erfasst; die betroffene Operations-Stelle ist ausnahmslos vor dem Eintritt in den OP-Bereich (Ambulanz, Station) zu markieren. Die OP-Aufklärung des Patienten wird ausnahmslos vom Operateur selbst vorgenommen und ist zu dokumentieren. Im OP selbst muss der Eingriff wiederholt durch einen festgelegten Ablauf kontrolliert werden. „Diese und weitere Punkte sind neben den schon bestehenden Richtlinien abteilungsübergreifende einheitliche Zusatzmaßnahmen“, erklärt der Primar.

Zu späte Markierung
Der operierende Arzt bleibt suspendiert und wird psychologisch betreut. „Wie es mit ihm weitergeht, müssen die Untersuchungen zeigen, auch, ob es strafrechtliche Konsequenzen geben könnte“, so Kaiser. Ob die Markierung des zu amputierenden Beins falsch war? „Das ist noch offen, jedenfalls dürfte diese zu spät erfolgt sein.“ Eine Arbeitsbelastung der involvierten Mitarbeiter sei nicht gegeben gewesen. Auch eine mögliche Zusatzbelastung durch die Übernahme der Leistungen vom KH Kitzbühel habe in diesem Fall keine Rolle gespielt. Gerade dies wird jedoch von Kritikern in den Raum gestellt.

Dass es um das Spitals-Betriebsklima nicht zum Besten stehe, wird hinter vorgehaltener Hand wiederholt nach außen getragen. Vor allem der angeblich autoritäre Führungsstil von Prim. Kaiser steht dabei in der Kritik. Dieser verwehrt sich gegen die Vorwürfe und versteht auch die Verquickung des akutellen Falles mit einem laufenden Verfahren mit einer ehemaligen KH-Mitarbeiterin nicht.

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Kaiser | Foto: Kogler
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