Josefstadts Bezirkschefin Veronika Mickel im Interview: "Das neue Drogengesetz wird abschrecken"
Josefstadts Bezirksvorsteherin Veronika Mickel über Drogenhandel, ihre Zukunft und ihr Verhältnis zur ÖVP.
JOSEFSTADT. Veronika Mickel mag es freundlich. Und zwar nicht nur im Umgang, sondern auch in ihrem Büro. Wenn man den Raum betritt, fallen sofort die gelb gestrichene Wand sowie die vielen Pflanzen und Bilder auf. Doch die gute Laune im 8. Bezirk ist derzeit getrübt. Grund dafür ist der angestiegene Drogenhandel bei der U6. Zudem werden jene Stimmen immer lauter, die behaupten, dass Mickel-Göttfert der Rückhalt in ihrer eigenen Partei, der ÖVP, fehle.
Sie wurden mit nur 72 Prozent zur Stellvertreterin von Gernot Blümel gewählt. Wie erklären Sie sich das?
VERONIKA MICKEL: Ich finde es interessant, dass das von außen so gesehen wird. Ich fühle mich in meiner Rolle nicht unwohl und glaube, wir machen gute Arbeit im Bezirk. Wenn sich andere anschauen würden, was wir hier so machen, hätten sie vielleicht auch mehr Erfolg.
Was machen Sie besser?
Zentral ist die Öffnung.
Also die Öffnung hin zu anderen Parteien?
Nein, eine thematische Öffnung. Wir hören hinein, was die Josefstädter bewegt, wie zum Beispiel die ökologische Frage. Das ist Teil unseres Erfolgsgeheimnisses.
Aber Ihr Beispiel ist eine Öffnung hin zu Grün-Themen.
Die Zeiten sind vorbei, als man Themen einzelnen Parteien zuordnete. Wir sind in einer Zeit des politischen Umbruchs, in der dieses Kasteldenken niemanden mehr interessiert. Die Frage ist, wo erwarten sich die Menschen Lösungen. Und darauf muss jede Partei Antworten geben – idealerweise gemeinsame.
Sie haben auf Ihren Plakaten für die Bezirksvertretungswahlen im Herbst auf das Logo der ÖVP verzichtet. Kann man eine Wahl in Wien nur dann gewinnen, wenn man sich von der ÖVP distanziert?
Das ist kein Wiener Phänomen. Die Persönlichkeit eines Politikers spielt eine immer wichtigere Rolle. Und die Leute haben ja gewusst, wo sie das Kreuzerl machen. Ich distanziere mich in keiner Weise von der ÖVP.
Der Drogenhandel an der U6 hat deutlich zugenommen. Was erhoffen Sie sich von der Gesetzesnovelle, die öffentliches Drogendealen zu einem eigenen Straftatbestand macht?
Sehr viel. Mir haben Experten von der Polizei, der Sucht- und Drogenkoordination und des Magistrats versichert, dass die Novelle greifen wird. Diese tritt mit 1. Juni in Kraft und ich erwarte mir, dass es diese Missstände am Gürtel dann nicht mehr geben wird.
Wird die Novelle als Maßnahme reichen?
Derzeit ist alles darauf fokussiert. Aber wir haben auch Begleitmaßnahmen vorgesehen, wie die Aufstockung der Sozialarbeiter und Infoveranstaltungen.
Führt die Novelle nicht zu einem neuen Problem, und zwar, dass die überfüllte Justizanstalt Josefstadt noch voller wird?
Ziel der Novelle ist die abschreckende Wirkung. Und die Kapazitätsfrage muss der Justizminister lösen.
Fahren Sie selbst mit der U6?
Ja. Meine Eltern wohnen im Süden Wiens, darum ist mir die Strecke Josefstädter Straße bis Siebenhirten sehr gut bekannt.
Sie machen aus Ihrem Privatleben kein Geheimnis. Fotos von Ihrer Hochzeit und Ihrer Tochter wurden veröffentlicht. Ist das Teil Ihres Erfolgs?
Ich finde, dass ich da eher zurückhaltend bin. Aber wenn ich um ein Hochzeitsfoto angefragt werde, dann ist mir bewusst, dass ich eine öffentliche Person bin.
Bleibt neben Ihrem Job noch Zeit für Hobbys?
Wenn es sich ausgeht, bin ich mit meiner Tochter unterwegs oder gehe laufen. Und ich lese gerne Krimis.
Könnten Sie sich vorstellen, in zehn Jahren noch Bezirksvorsteherin zu sein?
Mir geht es so wie vielen meiner Generation. Da hat keiner ein Leben lang denselben Job. Ich mache es gerne, aber ich werde es spüren, wenn ich nicht mehr genug Ideen habe oder es mich woanders hinzieht.
Interview: Valerie Krb und Agnes Preusser
Zur Person
Veronika Mickel-Göttfert (38) ist seit November 2010 Bezirksvorsteherin der Josefstadt. Schon ab 2005 war sie Bezirksrätin der ÖVP 8.
In den kommenden Wochen interviewen wir alle 23 Bezirksvorsteher. Die bereits bestehenden finden Sie auf www.meinbezirk.at/bz-interview
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