Fußball
Eine Josefstädterin mit vollem Einsatz für Rapids Frauenteam
Clara Gallistl ist mitverantwortlich dafür, dass Rapid bald ein Frauenteam bekommt. Wie tickt die Josefstädterin?
WIEN/JOSEFSTADT. Der 27. Juni 2022 war ein historischer Tag für den SK Rapid Wien. Denn an jenem Montagabend verkündete Rapid-Präsident Martin Bruckner auf der Mitgliederversammlung, dass die Hütteldorfer künftig ein Frauenteam stellen wollen. Bis November wird nun der Fahrplan dafür ausgearbeitet. Spätestens 2024 sollen dann die ersten grün-weißen Kickerinnen auflaufen.
Auch der Antrag des Rapid-Mitglieds Clara Gallistl, ein Frauenteam zu gründen, fand eine überwältigende Mehrheit: 95 Prozent der Anwesenden stimmten dafür. Doch wer ist die Josefstädterin und wie stellt sie sich ein grün-weißes Frauenteam vor? Darüber hat die BezirksZeitung mit ihr gesprochen.
Eine Frage vorweg: Wie sind Sie zum Fußball gekommen?
CLARA GALLISTL: Eine meiner frühesten Erinnerungen ist, wie ich als Zehnjährige vor dem Fernseher alleine Fußball geschaut habe. Ich hatte auch so ein Heftchen, in das ich alles eingetragen habe: die Tore, die Wechsel, Gelbe und Rote Karten, ...
Und wann ging’s zu Rapid?
Als Kind war ich noch im Stadion. Mein Vater hat mich sogar in den Fanblock von Sturm Graz mitgenommen. Da war ich noch so richtig on fire. Aber in der Pubertät habe ich irgendwann das Gefühl bekommen, dass das nicht meine Community ist und dass Frauen im Fußball nicht willkommen sind – bis mir Freunde zum 27. Geburtstag ein Abo im Block West geschenkt haben.
Was hat Sie daran fasziniert?
Der Enthusiasmus und der Glaube, den man dort spürt. Das hat etwas Spirituelles. Auch das ganze Rapid-Wertesystem: die Hoffnung, der Wille, immer zu gewinnen, immer dranzubleiben. Das ist auch mein "Way of Life". Jetzt habe ich seit sieben Jahren ein Rapid-Abo.
Was braucht es, damit Rapids Frauenteam ein Erfolg wird?
Für mich gibt es da drei Punkte. Erstens: Man muss es ernst nehmen. Das beginnt schon beim Spielort. Deshalb bin ich froh, dass Geschäftsführer Wirtschaft Christoph Peschek klar gesagt hat, dass die Frauen in Hütteldorf und nicht irgendwo anders spielen werden. Auch die Sprache ist wichtig: Künftig wird es nicht eine Kampfmannschaft und ein Frauenteam, sondern zwei Kampfmannschaften geben. Auch beim Marketing, also nach innen und außen, muss man alle Geschlechter ansprechen. England ist da ein Vorbild: Dort wird das Werbebudget der Vereine 50/50 aufgeteilt.
Wie schaut’s beim Gehalt aus?
Gleiche Bezahlung wäre der zweite Punkt. Es gibt in Österreich vielleicht zwei Frauen, die vom Fußball leben können. Wenn Rapid faire Gehälter zahlt, werden die besten Kickerinnen kommen.
Und drittens?
Das Team wird Erfolg haben, wenn sich Frauen hier wohlfühlen, sich als sinnhaft und nicht etwa als Beiwerk erleben. Dann kann man auch die beste Leistung erbringen. Da ist es dann wichtig, dass man mit den Männern gemeinsam etwas unternimmt, also zum Beispiel Geburtstage zusammen feiert oder Termine gemeinsam wahrnimmt, damit spürbar ist, dass die Teams gleichwertig sind.
Zum Abschluss eine persönliche Frage: Wer ist Ihr Vorbild?
Ich mag Menschen, die bei sich bleiben und ihr Ding durchziehen. Lily Parr war so Eine. Das war eine Engländerin, die im Ersten Weltkrieg praktisch Profi-Fußball spielte, als die Männer an der Front waren. Nach dem Krieg musste sie ihre Karriere beenden, weil Fußball für Frauen verboten wurde. Eine echte "Working Class Woman". Die finde ich super!
Zur Person
Clara Gallistl wurde 1988 in Linz geboren und hat Germanistik in Wien und Nottingham studiert. Sie arbeitet als selbstständige Strategin für PR & Community Building und ist Gründerin der Plattform www.communitybuilding.at. Über Fußball twittert sie vor allem hier.
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