Aus der Kanarantäne. "Estadio Gran Canaria"
Die "Los Amarillos und der Wind"
(Casa Azul/29.4./Tag 60.) Heute gehts nach Las Palmas. Fußballschauen. LaLiga 2 in Spanien. Auf die Heimmannschaft, den UD Las Palmas (1949 durch den Zusammenschluss von 5 Mannschaften gegründet) gegen die Namensgeber und möglichen Erfinder meiner Lieblingseissorte MALAGA, den dortigen CF Club Futbol. Die Anreise einfach. Das Stadion liegt direkt neben der Autobahn GC3. Früher, das alte Stadion liegt mitten in der Stadt. Wurde nicht abgerissen, sondern in einen „grünen Kommunikationspark“ verwandelt. Wunderbare Idee. „Auch vielleicht fürs Innsbrucker Tivoli!“ Wir lachen uns spanisch. Spanisch können wir immer noch nicht. Also wir sind zu früh. Wir finden einen Parkplatz vor dem Stadion. Rundherum ist nicht viel los. Nur Einkaufszentren und Peripherie und Industrie. OMArlis ersteht ein Sommerkleid. Las-Palmas-Merchandisingartikel zum Anziehen gibt es nur in den XXL Spanier. Leider. Der Wind pfeift. Es dürfte kalt werden, wenn man die Fans und Zuschauer im Vorfeld betrachtet. Die meisten haben Daunenjacken, Schals und warmes Gewand dabei. OMArlis wettert, dass sie auf mich gehört hat, von wegen es ist fast schon ein Monat ohne R, sie hat jetzt schon zu kalt. Ein Schal, den man auch nach dem Spiel noch verwenden kann, erledigt das Problem. Vorerst.
Um 21:00 Uhr ist Anpfiff.
Im „Estadio Gran Canaria“ - wo wir sitzen? Tribune Central Media B9, Fila 003, Asiento 34 und 36. Leicht zu finden ist es nicht. Aber jungen 60ig-jährigen Mädels helfen die auch jungen Canarios liebend gerne weiter. „Puerto de Acceso 1-8“ - die Eingänge. Das Stadion ist schön bunt, blau und gelb. Groß. 32.400 Besucher haben platz. Auf den Kanaren herrscht seit langem ein Fußballfieber. Highlight ist natürlich immer das Kanaren-Derby gegen Teneriffa. Fans. Es sind viele Familien, viele Kinder mit Vater, Mutter, Großeltern. Blau-Gelb überall. Klar, fällt einem in diesen Zeiten gleich der „Ukraine-Krieg“ dazu ein. Amateurhaft. Die Gastronomie – dort ist beängstigend. Wie wenn wir uns entschließen ein größeres Fest zu organisieren. 20 Sandwich am Stand, Minimalversorgung (zumindest sichtbar) an der Bar, wir nehmen ein „alkhoholfreies Bier“ das wir dann nicht trinken werden. Was gut ist, Alkoholverbot im Areal.
Der Wind pfeift.
Es ist schon kälter. Die Spieler wärmen auf. Die „Los Amarillos“, (Die Gelben!) seit 4 Jahren wieder in der zweiten Division, in blau weiß, die Gegner im knalligen Orange. Stadion füllt sich langsam. Wir werden später lesen, dass es letztlich 10. 644 Besucher gewesen sind. Irgendwie, doch auch bildlich, wie am Tivoli. Zu groß - zu wenig Zuseher. Trotzdem irgendwie "stimmungsvoll". Vor dem Spiel „Radau“ und Stimmung von den Rängen. Zwei Fangruppen werden lautstark. Eine Musikgruppe gastiert am Feld. (YouTube wird mir diesen Musikteil dann rausstreichen – obwohl er ja gar nicht sooo schlecht war!)– Acapella - ein vermutlich Operntenor intoniert die für uns martialisch klingende Hymne. Wohl noch von 1949. Leidenschaft und Loyalität pur. Der Text läuft über die Videowall dazu.
Das Spiel beginnt
. Sofort beginnt die Heimmannschaft mit einer versuchten Angriffswelle. Strafraumszenen bleiben Mangelware. Der Unterschied zwischen Tabellen-Neunten und dem 18. der Liga sind nicht sichtbar. Schnelles Spiel. Technisch anspruchsvoll. Las Palmas mit einem 4-1-4-1 System gegen Malagas 5-4-1. Die Nummer 28 Alberto Moleiro, die 21 Jonathan Viera und Rober Gonzalez (25) stechen aus dem Ensemble hervor. Viera ist es auch der LA UD in Führung bringt, aus Diagonaldribbeling am 16er-mit Verteidigungs-Ping-Pong wird das umjubelte 1:0. Mittelstürmer Rafa Mujica vergibt knapp danach die große Möglichkeit zu erhöhen, alleine auf den Torhüter zustürmend, streicht der angeschnittene Ball knapp am Pfosten vorbei. Zweimal knallt das Spielgerät in der Folge, an der Stelle am linken Pfosten des Malagatores - statt hinein springt die Kugel beidemale wieder direkt zurück in die Füsse der Verteidiger. Glück. Malaga setzt zwar immer wieder Nadelstiche und hat mit seinen pfitschipfeilschnellen Stürmen auch Chancen zum Ausgleich. Nach der Pause. Die Männer von Trainer Francisco Javier García Pimienta (seit Jänner 2022 Coach, davor im Trainerstab bei Barcelona) kontrollierten das Spiels, insbesondere mit Viera und Moleiro.
Der eingewechselte Jesé trifft zum 2:0, Malaga´s Treffer im rassigen Endspurt, mit roter Karte – bunter und erfolgloser Druck der Gäste bringt einen verdienten 2:1-Sieg für Las Palmas. Dieser ermöglicht den Kanaren auch, weiter davon zu träumen einen Platz in den Playoffs für den Aufstieg in die erste Liga zu erreichen. Bekanntlich erspielen die Mannschaften von den Plätzen 3-6 den dritten Aufsteiger in die Primera Division. Las Palmas liegt derzeit auf Platz 7.
Fazit.
Kein schlechtes Spiel. Technisch versierte Kicker auf beiden Seiten. Schnelles Kicken. Temporeich. Begeisterungsfähige Fans. Starker Wind. UD Las Palmas und die österreichische Bundesliga. Gefühlt. Sicher könnte LA UD auch in Österreichs Paradeliga mithalten, ab Platz 6 - 12. Noch ein paar Daten - nachgeschaut. Jese´der Mittelstürmer und Torschütze zum 2:0 ist mit 3 Mio der Teuerste bei LA UD. Durchschnittsalter 26,1 Jahre. 2 A-Nationalspieler, der verletzte Linksaussen Adalberto Penaranda (Venezuela) und Saul Coco (Guinea), Alberto Moleiro (Nr. 28) spielt in Spaniens U19. So: „ Wen würdest Du Dir bei einem Tiroler Erstligisten wünschen, wenn Du einen Wunsch frei hast?“ - Meine Pseudo-Fußball-Versteher-Antwort: "Dieser 18jährige Alberto Moleiro würde perfekt in eine Tiroler Erstligamannschaft, wie z.B. die WSG-Tirol passen. Also. Mein ganz persönlicher Tipp an die Herren Tom Silberberger und Stefan Köck." Hm! Der aktuelle Marktwert von 3 Mio Euro wird da wohl eher ein Hindernis sein. Ausser dem gewitzten WSG Team fällt auch dazu etwas ein. Ja - ein Trainingslager der „Los Amarillos“ in Wattens. Und Gratisbesuche in den Kristallwelten. Wandern und Schmähführen in Tirol mit unseren Originalen - Scherz beiseite. So halt hingeschrieben - damit diese unangefragte „Kanarantäne-Spionage-Reise“auch etwas Gutes hat. Ich persönlich werde aber den Alberto in meine FIFA 22 Mannschaft einbauen. (Huch! Herberthino – einer der ältesten FIFA Konsolen-Affonicados den ich kenne! lernt es nie ...) Schlusspfiff. Danach verduften wir uns schleunigst wieder nach Faro de Sardina. Und trinken Tee gegen das Ausgekühltsein.
Mehr unter: www.leflaneur.at
Du möchtest selbst beitragen?
Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.