Stefan Weirather im BB-Exklusivinterview zur aktuellen Lage
"Immer noch mit Freude bei der Sache"
Der Imster Stadtchef Stefan Weirather erzählt im BB-Interview von aktuellen Corona-Management, aber auch über andere Hürden, der derzeit zu bewältigen sind.
BEZIRKSBLÄTTER: Stefan Weirather ist nun seit zehn Jahren das politische Oberhaupt in Imst. Wie ist die Gefühlslage nach einem Jahrzehnt im Amt?
STEFAN WEIRATHER: "Ich bin noch immer sehr gerne Bürgermeister. Diese Funktion bringt eine unglaubliche Vielzahl an Herausforderungen mit sich, die jeden Tag ein lösungsorientiertes Denken und Handeln erfordert. Was mich allerdings persönlich wirklich quält, ist der Umstand, dass die Unzufriedenheit der Menschen wächst, obwohl - speziell auch in unserer Stadt - Wohlstand und Gemeinschaft unsere Gesellschaft prägen. Materieller Wohlstand hat wohl nicht unbedingt mit Seelenfrieden zu tun."
BB: Was sehen Sie als größte Errungenschaft in den vergangenen 10 Jahren?
Weirather: "Die Stadt hat sich im vergangenen Jahrzehnt hervorragend entwickelt und wir sind der stärkste Wirtschaftsstandort im Oberland. Mehr als 10.000 Einwohner und ein breit aufgestellter Handels- und Gewerbemix spiegeln neben dem Tourismus das Wachstum wider. 900 Unternehmen bieten insgesamt rund 9000 Arbeitsplätze. Viele Bereiche in der Infrastruktur sind sehr gut abgedeckt. Im Kernbereich, also der Innenstadt, zwickt es allerdings seit vielen Jahren, hier müssen gemeinsame Lösungen gefunden werden."
BB: Gab es auch Tiefpunkte in der bisherigen Amtszeit?
Weirather: "Zwei Tötungsdelikte in den vergangenen Jahren haben sicher die gesamte Stadt schockiert. Solche Tragödien berühren immer die Allgemeinheit. Im Gespräch mit den Sicherheitsexperten erfahre ich aber immer wieder, dass Imst mit einer relativ geringen Zahl an Kriminalität und Vandalismus zu kämpfen hat. Natürlich sind auch wir keine Insel der Seligen, aber es gibt keinen Grund, hier etwas schlecht zu reden."
BB: Das Corona-Management fordert die Kommunen, wie sieht es in Imst aus?
Weirather: "Wir haben schon zu Beginn des Lockdown eine Screeningstraße beim Glenthof einrichten wollen, sind aber am medizinischen Personalmangel gescheitert. Nun haben wir mit den zuständigen Stellen und in Kooperation mit dem Krankenhaus Zams einen neuen Anlauf gestartet. Es wird vermutlich schon mit Ende des Monats möglich sein, sich am Parkplatz beim Imster Schwimmbad testen zu lassen. Das soziale Leben in der Stadt ist natürlich stark eingeschränkt. Ich selbst bin Leiter der Einsatzgruppe und mit dieser Aufgabe ausgiebig beschäftigt."
BB: Wie groß sind die finanziellen Einbußen für die Stadt?
Weirather: "Natürlich ist ein Teil der Kommunalsteuer durch Kurzarbeit, bzw. Arbeitslosigkeit auf der Einnahmenseite der Stadt weggebrochen. Auch die Bundes-Ertragsanteile sind durch fehlende Staatseinnahmen reduziert worden. Das sind für die Stadt Imst rund zwei Millionen Euro weniger im Budget. Dies ist vor allem schmerzhaft, wenn man große Brocken, wie etwa den Neubau der Volksschule Unterstadt zu bewältigen hat. Hier wurde allerdings aus Fördertöpfen rund die Hälfte der Kosten ausgeglichen."
BB: Wie sieht der Stadtchef die Kommune in 10 Jahren?
Weirather: "Ich sehe Imst als weiterhin dominanten Wirtschaftsraum in dem Soziales, Bildung und Gemeinschaft mit der Natur im Einklang stehen. Die technische Entwicklung wird auch an der Stadt Imst nicht vorbeigehen."
BB: Was soll gegen den Verfall des Stadtkernes unternommen werden?
Weirather: "Ich will mich mit allen Hausbesitzern gemeinsam an einen Tisch setzen, um Optionen und Visionen auszutauschen. Ich glaube, dass nur gemeinsame Anstrengungen zu einem Ziel führen. Die Stadt Imst will die Innenstadt verbessern, das kann aber nur in Kooperation mit den privaten Eigentümern passieren. Leider blockiert die Coronasituation derzeit auch erheblich die Suche nach einem Lebensmittelgeschäft als Nachfolger von M-Preis. Die Situation ist aber insgesamt nicht rosig."
BB: Wird Stefan Weirather bei der nächsten Wahl antreten?
Weirather: "Wenn es die Gesundheit zulässt und auch das Team passt, dann werden ich mich gerne noch einmal der Wahl stellen."
Das Gespräch führte
Clemens Perktold
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