Tschetschenische Familie nach Einbrüchen in St. Pöltner Hartlauer-Filiale vor Gericht
ST. PÖLTEN (ip). „Ich bin etwas skeptisch geworden“, erklärte der Verkäufer einer St. Pöltner Hartlauer-Filiale als Zeuge am Landesgericht St. Pölten. Eine Frau wollte das Ladegerät für eine 1.000 Euro-Kamera kaufen, weil ihr Sohn diesen Teil angeblich auf einer Schulfahrt verloren habe.
„Ich hätte so eine Kamera nicht auf einen Schulausflug mitbekommen“, begründete der Verkäufer seine Zweifel. Er hielt Nachschau und bemerkte, dass die Kamera im März 2014 bei einem Einbruch in die Filiale abhanden gekommen war. Anhand der Kundendatei wurde der Wohnort der Frau ausgeforscht. Als die Polizei bei der Familie aus Tschetschenien Nachschau hielt, entdeckte man auch ein Tablet, das bei einem weiteren Einbruch in der selben Filiale zur Beute gehörte. In beiden Fällen schlugen die Täter die Auslagenscheibe des Geschäftes ein und stahlen beim ersten Mal fünf Kameras und später sechs Tablets.
„Nicht schuldig“, erklärten Vater, Mutter und deren 23-jähriger Sohn, der sich auch wegen Körperverletzung zu verantworten hat, gegenüber dem Richter. Man habe nur die beiden Gegenstände gefunden, zahlreiche DNA-Spuren hätten jedoch keinen Treffer ergeben, so der Verteidiger des Vaters, Alexander Kirchmauer.
Es habe bereits 2010 eine ähnliche Tatbegehung des 23-Jährigen mit seinem Bruder, der wegen einem Raubüberfall auf einen Juwelier derzeit in Haft ist, gegeben, meinte der Richter. Zu den Aussagen vor der Polizei, die sich doch wesentlich von den Aussagen vor Gericht unterschieden, wetterte vor allem die angeklagte Frau, dass sie keinen Dolmetscher gehabt und das unterschriebene Protokoll gar nicht verstanden habe. Dem entgegen meint der Vernehmungsbeamte, dass er den Eindruck hatte, dass die Beschuldigte durchaus Deutsch spreche und auch verstehe.
Die Gerichtsversion des Ehepaares: Der Ehemann habe auf einem Flohmarkt die Kamera ohne Zubehör um 120 Euro gekauft. Das Tablet habe die Frau im Soma-Markt um 80 Euro erstanden. Dort habe es ihr ein Georgier angeboten. Die Überlegung des Richters dazu: Wie könne man sich bei sechs Kindern, ohne Einkommen und nur mit Sozialleistungen in Höhe von rund 2.000 Euro soetwas leisten? Und wieso wird in einem Soma-Markt für sozial schwache Bürger so ein Gerät angeboten? Zu denken gab aber auch allen, warum die Frau das Ladegerät ausgerechnet in jener Filiale kaufen wollte, in der die Kamera zuvor gestohlen wurde.
Das leugnende Verhalten der drei Angeklagten erforderte eine Vertagung des Prozesses zur Einvernahme weiterer Zeugen.
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