Handwerk aus Hernals
Wiens letzter Bürsten- und Pinselmacher kommt aus Hernals
Norbert Meier ist Wiens letzter Bürsten- und Pinselmacher. Seine Produkte gehen in die ganze Welt.
HERNALS. 1918 hat mit seinem Vater die Bürstenproduktion begonnen. "Er hat fast alles gemacht, aber unheimlich viele Bürsten für Mühlen", erzählt Norbert Meier von den Anfängen des Familienbetriebs.
Mit 14 Jahren ist er in die Fußstapfen seines Vaters getreten und hat das Handwerk des Bürsten- und Pinselmachers erlernt. 1973 hat Norbert Meier den Betrieb in der Taubergasse 23 übernommen. Heute ist er 68 Jahre alt und noch immer Feuer und Flamme für seine außergewöhnliche Tätigkeit.
Das Handwerk hat sich im Laufe der Jahre verändert. "Heute machen wir hauptsächlich Sonderanfertigungen für Industriebetriebe, Druckereien oder Bäckereien – alles, nur nicht Wald- und Wiesenprogramm", schildert Meier.
Bürsten für die Welt
So reicht das Sortiment von Bürsten zum Waschen von Essiggurkerln bis hin zu großen Exemplaren zum Waschen von Betonmisch-Lkw. Speziell für Rauchfangkehrerbürsten ist Norbert Meier in Österreich und Deutschland der erste Ansprechpartner. Größere Aufträge von 1.000 bis 2.000 Stück ziehen sich schon mal über ein gesamtes Produktionsjahr. "Unsere Produkte sind gefragt und gehen in die ganze Welt, von Saudi-Arabien bis nach China und die USA", fasst der Spezialist zusammen.
Natürlich können auch Privatpersonen bei Norbert Meier Bürsten und Pinsel kaufen. "Wir fertigen auch Kleinmengen an, sogar Einzelstücke. Das kostet dann eben mehr", sagt der Bürstenmacher. Die Mehrkosten sind es allemal wert. Viel Handarbeit und die besten Materialien stecken in den Bürsten von Norbert Meier.
Beste Materialien
Ob Rosshaar, Ziegenhaar oder Schweineborsten: Es kommt auf die Verwendung an. "Naturhaar darf nicht zu weich und nicht zu hart sein. Schuhbürsten aus Kunsthaar bringen nichts zum Glänzen und Besen werden heute oft aus einer minderwertigen Rosshaar-Kunststoffmischung gemacht. Das ist dem Kunden gegenüber nicht ehrlich. Ein Besen sollte aus reinem Rosshaar sein, damit er lange benutzt werden kann", sagt Meier.
Handwerk stirbt aus
In Österreich kennt Meier "maximal einen vergleichbaren Betrieb". Das Handwerk des Bürsten- und Pinselmachers ist am Aussterben. "Leider hat Europa das Wissen und die Experten aus der Hand gegeben. Jetzt kommt alles aus China", hadert Meier. Die größte Konkurrenz der heimischen Branche sieht er in ihr selbst. Nur "Absatzmengen, Umsatz und Geld" seien von Bedeutung.
Wie lange in der Taubergasse noch Bürsten und Pinsel produziert werden, steht nicht fest. "Wir haben genug zu tun und schauen, wie es weiterläuft. Es würde einen Nachfolger geben, aber heuer mache ich sicher noch weiter", versichert der 68-Jährige.
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