Exklusiv-Interview
Heino singt in Hartberg, Heiligenkreuz und Bruck
Fünf Buchstaben, eine markante, sonore Stimme, platinblondes Haar und eine tiefschwarze Sonnenbrille: Heino, längst der Reduzierung auf den Titel „Schlagersänger“ entwachsen, tourt mit 25 Kirchenkonzerten durch Deutschland und Österreich und macht dabei auch in der Steiermark Halt. Beim exklusiven Vorab-Interview in Hartberg konnte MeinBezirk einen kleinen Blick hinter die Ikone Heino auf den Menschen Heinz Georg Kramm werfen.
HARTBERG. „Früher kamen die jungen Leute und wollten ein Foto für ihre Oma, heute kommen sie und wollen ein Selfie“, schmunzelt Sänger Heino über einem Kaffee in der „Sonne“ am Hartberger Hauptplatz.
Den üblichen deutschen Schlagersendungen haben er und sein Manager Helmut Werner längst den Rücken gekehrt, stattdessen sorgt er mit Kurzvideos auf TikTok und YouTube für Furore. Inmitten seiner 80er wird der Bariton mit der unverwechselbaren Klangfarbe so wieder zu einem popkulturellen Phänomen.
„Wenn Heino wie zuletzt beim Parookaville Festival in Deutschland – dem größten Elektronic Music Festival in Europa – vor 40.000 jungen Menschen ‚Hoch auf dem gelben Wagen‘ singt, singen die alle mit.“, erzählt Manager Helmut Werner, „Wer glaubt, dass die Jungen diese Lieder nicht mehr kennen, täuscht sich gewaltig und Heino ist der Einzige, der sie noch auf die Bühne bringt.“
Zurück zu den Wurzeln
Mit seiner Kirchenkonzert-Tournee durch 25 Stationen in Deutschland und Österreich kehrt Heino nun in einen intimeren Rahmen und vor allem auch an seine Wurzeln zurück. „Ursprünglich habe ich mich ja klassisch ausbilden lassen, doch dann kam Ralph Bendix dazwischen“, erzählt Heino. Bendix, selbst deutscher Schlagerstar, sollte schließlich über zwei Jahrzehnte hinweg die Musik Heinos produzieren.
In den drei Steirischen Konzerten in den Pfarrkirchen von Heiligenkreuz am Waasen, Hartberg und Bruck an der Mur (Termine und Informationen am Ende des Artikels) wird er unter dem Titel „Frieden auf Ewigkeit“ ein Repertoire an sakralen und klassischen Stücken aufbieten.
Von Mozarts „Ave Verum Corpus“ über Schuberts „Ave Maria“ und Brahms „Guten Abend, gut’ Nacht“ bis zu deutschsprachigen Volksweisen wie „Kein schöner Land“ und „Hohe Tannen“ erklingen Melodien, die Menschen schon seit vielen Generationen berühren – den Künstler selbst eingeschlossen.
Schauspielerin Barbara Wussow, bekannt aus dem „Traumschiff“, wird mit Lesungen während der Stücke für vorweihnachtliche, besinnliche Stimmung sorgen, Organist Franz Lambert und sein „Traumorchester“, den passenden Klangteppich bereiten.
Bewusst verzichtet wird auf Schnickschnack und dramatische Showelemente. „Wir wollen mit der Stimme berühren“, bringt es Manager Werner auf den Punkt.
Ein berührender Blick hinter die Ikone
Was ihn, der es aus den Trümmern der Nachkriegszeit in Düsseldorf zum Musik-Maga-Star mit mittlerweile 55 Millionen verkaufter Tonträger gebracht hat, bis heute berührt und warum ihm die Musik so tief in die Seele geschrieben ist, davon erzählt Heino im folgenden Interview mit MeinBezirk.
- Der Titel Ihrer Tournee lautet „Frieden auf Ewigkeit“: Ist das ein frommer Wunsch oder gibt Ihnen etwas Anlass zur Hoffnung?
Heino: Es ist beides. Es ist ein frommer Wunsch und gibt mir aber auch Anlass zur Hoffnung. Überall auf der Welt ist es gerade sehr unruhig und deswegen ist „Frieden auf Ewigkeit“ genau das, was wir uns alle wünschen.
- Woraus schöpfen Sie persönlich diese Hoffnung?
Heino: Man denkt immer darüber nach. Ich bin ein Kriegskind, ich habe Not und Elend mitgemacht. Daher weiß ich auch, wie alles aussehen kann und wie es für mich damals ausgesehen hat. Das kann man keinen Menschen auf der Welt wünschen.
Es ist einfach traurig und trifft mich auch selbst oft sehr, wenn ich den Fernseher aufdrehe und nur mehr Leid sehe. Da wünscht man sich einfach „Frieden auf Ewigkeit“. Es ist furchtbar, dass sich die Menschen nicht vertragen.
- Was gibt Ihnen im Alltag Frieden?
Heino: Ich bin friedlich erzogen worden. Ich bin in einer sehr katholischen Familie groß geworden. Meine Mutter war zwar evangelisch, hat mich aber im Sinne meines Vaters erzogen. Mein Vater ist allerdings 1943 gefallen, den kannte ich gar nicht. Ich bin aber behütet aufgewachsen.
Meine Familie wurde während des Krieges aus dem Osten evakuiert, wir mussten aber nach dem Kriegsende wieder zurück. Da habe ich das ganze Elend gesehen: Die Häuser waren weg, die Kirche war weg, das Krankenhaus, in dem ich noch 1938 geboren worden war - es war alles weg. Das einzige Haus, in der Straße in der ich gelebt habe und das übrig geblieben war, war das Haus meiner Großeltern. Ich habe Not und Elend mitgemacht.
In den Trümmern haben Menschen gewohnt, die sich unten in den Kellern Wohnungen gemacht hatten. Meine Schwester und ich waren dort jeden Tag und haben die Leute besucht und Essen gebracht. Umgekehrt haben aber auch diese Menschen uns Essen gebracht. Es gab ja nichts. Manchmal hatten wir an einem Tag überhaupt nichts zu essen.
Ich kann mich noch erinnern, als ich zu meiner Oma gesagt habe: „Oma, ich hab’ Hunger.“ Und sie sagte zu mir: „Leck Salz, dann kriegst du auch noch Durst.“ Es gab einfach nichts. Ich bin als Kind manchmal abends, ohne etwas zu essen, ins Bett gegangen.
Da kann man sich nur wünschen und hoffen und beten, dass es nicht mehr so traurig wird, wie es mal war.
- Angesichts dieser Anfänge: Ertappen Sie sich manchmal dabei, dass Sie fast nicht glauben können, wie gut sich ihr Leben danach weiterentwickelt hat?
Heino: Ja, mein Leben hat sich schon sehr anders entwickelt. Ich habe erst die Schule gemacht und bin dann in die Lehre gekommen. Meine Mutter wollte, dass ich eine Bäckerlehre mache. Denn im Bäckerhandwerk haben die Gesellen und die Lehrjungen immer in der Bäckerei geschlafen. Da hatte ich schon einmal Kost und Logis und war von zu Hause weg. Meine Mutter musste mich so nicht mehr ernähren. Also war das schon mal geregelt.
Als Lehrjunge habe ich dann 50 Pfennig im Monat als Lohn bekommen, im zweiten Lehrjahr eine Mark und im dritten Lehrjahr 1,50 Mark.
50 Pfennig habe ich dann oft mal ausgeben, um ins Kino zu gehen. Für Junge Leute gab es damals nur Frühvorstellungen um 11 Uhr. Und da haben wir dann Märchenfilme gesehen. Aber wir waren glücklich und froh darüber.
- Wie kam es dann zur Karriere?
Heino: Ich habe erst mal meiner Mutter zuliebe Bäcker und Konditor gelernt. Nach der Lehre habe ich mir dann gesagt: „Das kann nicht alles sein. Damit will ich nicht mein ganzes Leben verbringen“. Ich wollte einfach immer Musik machen. Dann habe ich mir Kollegen gesucht, die auch schön gesungen haben und wir haben ein Trio gegründet.
Später sind wir dann entdeckt worden von einem Mann der Modeschauen und Veranstaltungen machte. Der hat uns dann engagiert. Einmal 40 Tage für die Frühjahrskollektion und 70 Tage für die Herbstkollektion.
Auf einer dieser Veranstaltungen war dann Ralph Bendix. Wir hatten alle drei schön gesungen. Ich persönlich hab mich als Sänger nicht so besonders empfunden. Aber Ralph Bendix war anderer Meinung und nahm mich mit zu einer Schallplattenfirma. Dort haben wir die erste Platte, „Jenseits des Tales“ gemacht. Danach habe ich erst einmal nichts mehr gehört.
Monate später bin ich mit meiner damaligen Frau und meinem fünfjährigen Sohn Uwe nach Rimini auf Urlaub gefahren. Als ich zum Strand ging, hörte ich auf einmal „Jenseits des Tales“. Genau das Lied, das ich bei der Schallplattenfirma eingesungen hatte. Und ich dachte: „Das bin ja ich.“
Ich bin zurück ins Hotel und habe meiner Frau erzählt, dass ich mich gerade im Radio gehört hatte. Natürlich hatte ich dann die ganze Nacht nicht geschlafen. Ich konnte kein Auge zumachen.
Am nächsten Tag rief ich die Schallplattenfirma an und ich kam erst zum Pförtner. Ich erzählte ihm, dass ich mein Lied am Vortag am Strand gehört hatte und wollte mit meiner Betreuerin von vor ein paar Monaten sprechen. Sie kam dann ans Telefon und sagte nur „Um Gottes, Willen, der Heino! Sie müssen sofort nach Hause kommen, ihre Platte ist bei uns in der Firma Nummer eins.“
- Wie ging es ab da weiter?
Heino: Am nächsten Tag sind wir dann wieder nach Köln zurückgefahren. Danach haben wir das erste Album gemacht mit dem Titel „Kein Schöner Land in dieser Zeit.“
Danach habe ich einen Vertrag für zehn Jahre bekommen, der danach wieder für zehn Jahre verlängert wurde und so habe ich mich dann nach vorn gearbeitet.
Helmut Werner: Mittlerweile hat Heino 55 Millionen Tonträger verkauft. Für mich ist er ein musikalisches Chamäleon, weil er sämtliche Genres bedient hat vom Volkslied und Schlager, über Rock – sogar Rammstein – bis zur Kirchenmusik. Es ist alles dabei. Heino ist dabei immer authentisch geblieben und genau deshalb ist er auch schon seit 70 Jahren im Geschäft.
- Wie haben Sie es geschafft, ihre Stimme so lange zu erhalten?
Heino: Ich bin sehr wortkarg und rede zu Hause nicht viel. Das kommt mir sehr entgegen, denn da kann ich alles schonen, was ich für meinen Gesang und meine Auftritte brauche. Es gibt ja Menschen, die reden von morgens bis abends. Ich nicht. Natürlich mache ich auch Stimmübungen, aber man muss schon sehr haushalten, mit dem, was einem der liebe Gott mitgegeben hat.
Helmut Werner: Heino hat ja wahrscheinlich die Jahrhundert-Stimme als Bariton. Seine Stimme kennst du aus allen heraus. Solche Sänger, bei denen man die Stimme sofort zuordnen kann, gibt es heute gar nicht mehr.
Und deshalb machen wir auch keine Show. Wir legen keinen Wert darauf, dass sich wer von der Bühne abseilen lässt und drei Purzelbäume schlägt, bevor man auch nur einen Ton gesungen hat. Uns ist wichtig, dass der Gesang passt, denn über die Stimme berührt man die Herzen.
- Sie haben ja vor Ihrem Durchbruch eine klassische Gesangsausbildung gemacht: sind diese Kirchenkonzerte und das Programm, das Sie dort aufführen, auch eine Art Rückkehr zu Ihren Wurzeln?
Heino: Ja, denn ich hatte ja vor, in die Klassik zu gehen. Das ist mir aber nicht gelungen, weil mir Ralph Bendix dazwischenkam und mich für die Volkslieder entdeckte.
- Ist dies dann auch die Musik, die Sie am meisten anspricht und berührt, oder sind sie eher breit aufgestellt in Ihrem Musikgeschmack?
Heino: Ich bin sehr breit aufgestellt. Ich kann gar nicht sagen, das wäre mein einziger Geschmack. Es hat einfach ein Erfolg den nächsten übertrumpft. Einfach weil wir das richtige Repertoire gewählt hatten. Wir haben erkannt: Das macht sonst einfach niemand mehr, weil er sich sonst alt fühlt als Interpret. Und wir haben uns nicht gescheut, das zu tun.
- Sie sagten, Sie verzichten bei Ihren Auftritten bewusst auf Showelemente, weil Sie mit der Stimme berühren wollen: Was berührt Sie bis heute daran, Musik zu machen?
Heino: Das ist ganz einfach: Ich bin mit Musik groß geworden. Bei uns zu Hause war immer Musik angesagt. Meine Mutter hatte sechs Geschwister, da gab es Hausmusik. Mein Großvater war Kantor und hat Orgel gespielt. Und die Brüder meiner Mutter hatten ein großes Orchester in Düsseldorf und waren beide Sänger.
Ich habe nie was anderes gehört und gesehen als Gesang und Musizieren. Deshalb habe ich mir schon früh überlegt, dass ich das eines Tages auch machen möchte. Meine Onkel waren sehr erfolgreich unterwegs, das wollte ich auch.
Dass ich dann erfolgreicher war als die anderen in der Familie, das hat auch nicht allen gepasst. Ich kann mich noch an meinen Opa erinnern, der schlecht gehört hat und meine Mutter dann fragte: „Kann der denn auch singen?“ Und sie meinte dann: „Ja, doch.“ Dass ich eine solche Karriere machen würde, konnte da natürlich noch keiner wissen.
Termine
Hier wird Heino mit seiner Tour „Frieden auf Ewigkeit“ zu hören sein:
- 28.11., Heiligenkreuz am Waasen, Pfarrkirche
- 29.11., Hartberg, Stadtpfarrkirche
- 08.12., Bruck an der Mur, Stadtpfarrkirche
Tickets gibt bei allen Vorverkaufsstellen, Trafiken und auf www.oeticket.com
Das könnte dich auch noch interessieren:
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.