Kommentar
Eine Ode auf's krumme Vanillekipferl
Eine spitze Feder auf ein zum sinnentleerten Konsumwahn verkommenes Weihnachtsfest kommt dieser Tage gut an in den intellektuellen Feuilletons des Landes. Doch sprechen wir lieber über die wirklich wichtigen Dinge des Lebens. Vanillekipferl, zum Beispiel.
Neulich beim Einkauf verfing sich mein Blick an einem eigentümlich anmutenden Stück Blech am andern Ende des Ganges. Das Ding, das meine Aufmerksamkeit erweckte, stellte sich als Allheilmittel für leidgeprüfte Bäcker heraus. Es war eine Backform für Vanillekipferl.
Dem Erfinder ist nur zu gratulieren, denn das unförmige Vanillekipferl ist der natürliche Erzfeind des eigenen Anspruchs an ein perfektes Weihnachten. Ein perfekt durchdekoriertes Haus; perfekt durchgestylte und im Farbton zur Deko passende Familienmitglieder, die auf Weihnachtsfotos die ebenso perfekte Harmonie – wenigstens einen Schnappschuss lang – gefälligst zur Schau stellen sollen; und natürlich eine Sammlung von mindestens 20 wohlgeformten Sorten Teegebäck sind nur drei der Must-haves der Saison.
Die Erfüllung der hohen Erwartungen läuft freilich als Zusatzprogramm zum übrigen Leben bestehend aus Familie, Beruf und Haushalt. Das stresst, zehrt und lässt die eigene Zündschnur verdammt kurz werden. Zoff in der Familie ist vorprogrammiert.
Doch: Wie kann die Weihnachtszeit entspannter und besinnlicher werden? Die Antworten darauf sind individuell. Was ziemlich sicher schon mal nicht hilfreich ist, sind Backförmchen, die uns dabei „helfen“, der Illusion von Perfektion weiter nachzuhecheln.
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