"Vorwärts Tirol will 2018 wieder antreten"
Hansjörg Peer leitet als geschäftsführender Parteiobmann die Geschicke von "vorwärts Tirol".
Bezirksblätter: Immer wieder hört man von den Politgegnern für "vorwärts Tirol" das Wort „Chaostruppe“. Ist es eine?
Hansjörg Peer: "Es gibt eine gewisse Berechtigung für diese Bezeichnung, denn seit der Gründung ist sehr viel passiert. Aber wenn sich 100 Leute 100 Tage vor einer Wahl an einen Tisch setzen und sich nicht kennen, läuft halt nicht alles glatt. Daher braucht es einen Reinigungsprozess, der durchaus schmerzt und auch Reputation gekostet hat."
Aber es ist doch Tatsache, dass seit den Landtagswahlen bei vorwärts noch immer keine Ruhe eingekehrt ist und der Ausschluss von Andrea Krumschnabel nicht zur Beruhigung beigetragen hat?
Peer: "Ja, absolut, das gehört auch zum Prozess. Mit Andrea Krumschnabel hat es Auffassungsunterschiede gegeben und man hat sich im Parteivorstand einstimmig von ihr getrennt. Damit sollte das erledigt sein."
Wie ist die finanzielle Situation bei vorwärts? Immerhin geistern Schulden in Höhe von 700.000 Euro herum.
Peer: "Ich würde das nicht als Schulden bezeichnen. Es gibt eine Rechnung eines Leistungsträgers aus dem Wahlkampf mit gewissen Vereinbarungen, die unseres Erachtens zu überhöhten Konditionen bei uns eingetroffen ist. Wir haben einen internen Untersuchungsausschuss eingerichtet und zwei unabhängige Gutachter bestellt. Die Rechnung scheint überhöht und wir bezahlen das, was geleistet wurde, aber wenn es über den Rest keine Einigung gibt, werden die Gerichte Klärung schaffen müssen."
Wie funktioniert die Doppelspitze mit Ihnen und Robert Possenig? Wie ist die Zusammenarbeit mit Klubobmann Lindenberger?
Peer: "Die Doppelspitze funktioniert sehr gut, die Arbeit wird eng mit dem Klub abgesprochen, die interne Zusammenarbeit klappt vorbildlich."
Aber wie geht es weiter bei vorwärts? Denn hinter vorgehaltener Hand wird vorwärts Tirol mit Auslaufen der Legislaturperiode 2018 das Ende vorausgesagt.
Peer (lacht): "Totgesagte leben länger. Im Ernst, wir haben großes Ansinnen, 2018 wieder anzutreten. Natürlich wissen wir, dass die ganzen Aktionen bis heute nicht dienlich sind, aber wenn wir jetzt mit konstruktiver Sachpolitik und guten Ideen für Tirol arbeiten, so wird es für 2018 gelingen, wieder zu kandidieren. Denn gerade im Landtag machen wir eine konstruktive Oppositionspolitik und das werden auch die Menschen in Tirol positiv bewerten."
Das Team im Landtag wird nun so bleiben?
Peer: "Es gibt zurzeit keine Gründe, das zu ändern."
2016 stehen Gemeinderatswahlen an. Wird es vorwärts-Tirol-KandidatInnen geben?
Peer: "Nein, besondere Schwerpunkte zur Gemeinderatswahl wird es landesweit von vorwärts Tirol nicht geben. Auch sind diese Wahlen 2016 zu zeitnah, um hier imagemäßig punkten zu können."
Wo liegen die Schwerpunkte der politischen Herbstarbeit?
Peer: "Diese sind vorgegeben. Es werden die Kalkkögel sein, die Natura-2000-Thematik, Tempo 100 oder die notwendigen Wirtschafts- und Tourismusreformen werden von uns in den kommenden Wochen thematisiert."
Word Rap
Tempo 100:
Wo es notwendig ist, ok, sonst 130
Brückenschlag:
Langgehegter Wunsch, nur mit infrastrukturellen Maßnahmen möglich
Regierungsarbeit:
Scheint stabil, Juniorpartner am Gängelband
Parteifreunde:
Individualisten bei vorwärts Tirol
Sommerurlaub:
Zwei Wochen in Tirol
Zur Person
Hansjörg Peer, Parteivorsitzender und Klubdirektor von vorwärts Tirol, Bürgermeister der Gemeinde Mutters, Jahrgang 1969
Ausbildung: Ausbildung zum Touristikkaufmann an der Villa Blanka (Matura 1988)
Berufstätigkeiten: 1990 bis 1997 Hotel Europa Tyrol, 1998 bis 2006 Direktor im Hotel Europa Tyrol; 2006 Errichtung und Geschäftsführung Erlebnisrestaurant Muttereralm; 2007 bis 2013 Geschäftsführung Come Inn Gastro GmbH
Funktionen: Einzug in den Gemeinderat; 2004 Wahl zum Bürgermeister, 2010 neuerliche Wahl zum Bürgermeister, absolute Mehrheit; VP-Ortsparteiobmann von 2004 bis 2013; 2013 Wechsel zu vorwärts Tirol; seit Ende 2013 Parteivorsitzender; seit 2013 Aufsichtsrat und Vertreter aller Gemeinden des TVB Innsbruck und seine Feriendörfer
Privat: verheiratet mit Petra, zwei Töchter
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