Jugendfeuerwehr
"Eine App ist herzlos, ein Betreuer nicht"
KALLHAM (jmi). In der Gemeinde Kallham arbeiten die vier Feuerwehren – FF Güttling, FF Aschau, FF Kallham und FF Kimpling – in Sachen Jugendarbeit zusammen. Derzeit kümmern sich sechs Betreuer um die 24 Jugendfeuerwehrmitglieder. Die BezirksRundschau hat mit Jugendbetreuer David Lindenbauer über die Jugendarbeit gesprochen.
Wie sieht die Jugendarbeit derzeit aus?
Lindenbauer: Wir haben seit Februar zwei Kleingruppen mit jeweils zehn Kindern. Zuerst machen wir eine Jugendstunde mit den jüngeren, nach einer Pause eine mit den älteren. Dabei vermitteln wir unterschiedliche Ausbildungsinhalte, je nachdem, was die Kinder brauchen. Es sind drei Stationen im Betrieb, zu denen die Kinder nochmals in kleinere Gruppen aufgeteilt werden. Wichtig ist hier: Lüften, Abstände einhalten und Maskenpflicht – zum Beispiel bei praktischen Übungen wie der stabilen Seitenlage. Wir Betreuer sind auch immer getestet, die Kinder werden ja regelmäßig in den Schulen getestet.
Wie kam das bei den Jugendlichen an?
Man merkt schon, dass es Kindern Spaß macht, wieder die Praxis trainieren zu können – und nicht nur vorm Computer sitzen zu müssen. Da war es schon schwierig Leute zu motivieren.
Und in den Monaten davor?
Im harten Lockdown ab Oktober haben wir die Jugendstunden online abgehalten. Dafür haben wir gewisse Ausbildungsinhalte herausgepickt und präsentiert. Am Schluss gab es für die Kinder ein Quiz, bei dem sie zum Beispiel sich gegenseitig Dienstgrade und Geräte spielerisch erklärten.
Worin lagen hierbei die Grenzen?
Bei den Onlinestunden erhalte ich kein Feedback, kann auch nicht kontrollieren, ob jemand aufgepasst hat. Für die Feuerwehr auch am Wochenende noch vor dem Computer zu sitzen, war für manche lernschwächere Kinder sicher schwer. Auch Praxis wie etwa einen Druckverband anzulegen, kann ich nicht online vorzeigen. Darum haben wir in den Semesterferien schwerpunktmäßig die praktischen Sachen gemacht.
Was bedeutet die Umstellung für euch Betreuer?
Für Betreuer ist es schon ein gewisser Mehraufwand. Denn es gibt vom Landesverband keine fertigen Unterlagen. Man muss jede Stunde vorbereiten, die Stationen zusammenstellen. Es gehen etwa sechs Stunden für eine Jugendstunde drauf. Das ist auch für die Betreuer anstrengend. Aber wir wollen den Jugendlichen etwas bieten, damit sie bei der Feuerwehr bleiben. In Kallham haben wir großes Glück, da wir sechs Betreuer sind und uns so gut abwechseln können. Im Bezirk Grieskirchen konnten wir relativ zügig auch wieder Jugendstunden machen. Den Wissenstest konnten wir auch letztes Jahr noch normal abhalten. Wir arbeiten wie im Schuljahr, starten im Herbst bis März mit der Theorie. Der Abschluss ist der Wissenstest, dann geht es raus zu Bewerbsbahnen, der Abschluss der Jugendsaison ist im Sommer mit dem Jugendlager.
Apropos Wissenstest: Wie lief dieser ab?
Coronabedingt war es ein gewaltiger Aufwand. Normalerweise findet dieser für den ganzen Bezirk in Waizenkirchen statt. Heuer wurde der Wissenstest auf drei Standorte, nach den drei Abschnitten, aufgeteilt. Zudem wurde für jedes Kind ein Zeitfenster festgelegt. Zudem gibt es vom Landesverband eine App, die erweitert wurde, und mit der man auch die Prüfung abnehmen kann. Mit der haben die Kinder auch gelernt und gearbeitet, das hat soweit funktioniert.
War die Durchführung mit der App für die Kinder schwierig?
Bei der App kann man nur ein Kreuzerl machen. Der Betreuer fragt die Themen ab und merkt dann schon, das Kind hat das richtige gemeint, war aber vielleicht zu nervös. Dabei merkt man schon, wenn sich einer auskennt. Eine App ist herzlos, es gibt nur richtig oder falsch. Beim Wissenstest haben wir solche Themen nochmal abgefragt, um zu erkennen, ob es wirklich ein Ausschlusskriterium ist oder der Kandidat einfach zu nervös war. Da haben wir schon geschaut, dass die Kinder das schaffen können. Nichts ist demotivierender, eine starke Ausbildung zu haben und dann durchzufallen, obwohl sie was können. Aber die Kinder waren hier recht brav, keines ist durchgefallen.
Sind die Mitgliederzahlen beim Nachwuchs durch Corona zurückgegangen?
Bei den Jüngeren ist es eher umgekehrt, und wir haben etwas Zulauf – obwohl wir keine Werbung wie Schulbesuch oder Ferienaktion machen konnten. Das war in dem Fall Mundpropaganda: Es tut sich was bei der Feuerwehr! Aber: Wir hatten sicher gegenüber anderen Vereinen einen Vorteil, da wir als Feuerwehr etwas machen durften. Bei den Älteren war es etwas schwieriger, sie zu motivieren. Wir schauen, dass wir so viele Mitglieder wie möglich halten können. Wenn jemand mit 10 bei der Feuerwehr startet, wäre es schade, ihn mit 16 wieder zu verlieren.
Was ist demnächst geplant?
Das ist situationsabhängig. Wir haben präventiv einen Terminplan bis Sommer herausgegeben. Man muss Termine setzen und probieren, sonst wird es nichts. Nur von einer Stunde zur nächsten zu planen, macht keinem Freude: weder uns Betreuern noch den Kindern oder ihren Eltern. Übrigens: Neue Mitglieder sind bei den Jugendfeuerwehren jederzeit willkommen.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.