"Am Langedelwehr"
Industrielärm lässt Anrainer verzweifeln
Der Lärm rund um "Am Langedelwehr" ist belastend, Gehör bei den Behörden finden die Anrainer nicht.
"Wir können nicht mehr schlafen." Verzweifelt wenden sich Anrainer aus der an die Mur angrenzenden Straße "Am Langedelwehr" an die WOCHE: "Die Industrie am anderen Ufer arbeitet 24 Stunden, sieben Tage die Woche. Auch bei geschlossenem Fenster ist der Lärm hörbar. Am Wochenende ist es etwas ruhiger, sonntags um 23.30 Uhr geht es umso lauter los", schildert Alix Jeanquartier.
Gesundheit in Gefahr
Seit dem Bau des Murkraftwerks und der damit verbundenen Beruhigung des Flusses sowie der Baumrodung ist der Lärm deutlich hörbar, auch beim Lokalaugenschein der WOCHE. "Das Ohr ist ein sehr sensibles yOrgan. Durch ein leises Geräusch in der Nacht schießt beispielsweise Adrenalin ein und das ganze System fährt hoch", berichtete Elisabeth Martini, Leiterin des Projekt "Lärm macht krank", bereits in einem früheren WOCHE-Interview zum Thema Lärm. Auch untertags seien laut der Expertin Lärmpausen wichtig.
Keine Ruhezeiten
Umso schwieriger wird es für jene Anrainer, die beispielsweise im Homeoffice, was coronabedingt ja forciert wird, arbeiten. So sei nicht nur die Geräuschkulisse von der Industrie gegenüber, allen voran von Saubermacher und den Marcher Fleischwerken, belastend, sondern auch der seit vier Jahre andauernde Baustellenlärm direkt neben der Siedlung. Erste Anrainer mussten sich schon krank melden, zu groß sei die Belastung durch den Lärm. "In der UVP für den Murkraftwerksbau heißt es, die Baustellen werden genehmigt, weil es zu ausreichenden Ruhezeiten komme und der Bau lediglich 2,5 Jahre dauere. Baubeginn war Feber 2017 und die ,versprochenen' Ruhezeiten gibt es auch nicht", so eine Anrainerin, die anonym bleiben möchte.
Und die Bewohner zeigen sich vor allem auch enttäuscht von den zuständigen Behörden, immerhin werden sie weder über Entscheidungen informiert noch scheint ein tatsächliches Interesse vorhanden zu sein, eine Lösung im Sinne aller Beteiligten zu finden. Seitens der Bau- und Anlagenbehörde heißt es, man sei sehr wohl bemüht, den Beschwerden nachzugehen, sei aber auch "an die objektiven Aussagen der gemachten Gutachten gebunden". Man sei bemüht, die Lärmbelästigung auf ein ortsübliches Maß zu beschränken und auch die Schallspitzen zu reduzieren. Doch gerade diese Gutachten sorgen bei manchen auch für Verunsicherung, immerhin werden in den diversen Gutachten die Lärmquellen immer nur einzeln analysiert, die Werte jedoch nicht aufsummiert.
KPÖ stellte Anfrage an Bürgermeister
Der KPÖ ist diese Problematik schon länger bekannt. Gemeinderätin Elke Heinrichs stellte deshalb bereits Mitte September eine Anfrage an Bürgermeister Siegfried Nagl. Darin wird vor allem auch eine geplante Lärmschutzwand in Höhe von neun Metern kritisiert, denn diese würde lediglich "eine sehr bedingte Verbesserung der Lärmbelastung bedeuten, bescheinigt man seitens des Umweltamtes, da die Wohnanlage auch höher gelegene Stockwerke aufweist, welche durch die besagte Lärmschutzwand nicht geschützt werden können." Neben dem Schüttlärm durch das Entladen der jährlich rund 35.000 Tonnen Müll an diesem Saubermacher-Standort sowie weiterer Lärmbelästigung durch rückwärtsfahrende LKWs und ähnliches, weist Heinrichs auch darauf hin, "dass die Schallwand der Firma Marcher auch das grauenvolle Geschrei der Tiere beim Entladen" nicht abhält. Heinrichs bat Bürgermeister Nagl deshalb, sich mit den betroffen Anrainer zu treffen und sich ein Bild von der aktuellen Situation zu machen, um eine Lösung samt rascher Umsetzung zu erarbeiten. Bis jetzt blieb die Anfrage unbeantwortet. Die WOCHE bleibt jedenfalls am Thema dran.
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