Trotz Nein bei der Volksbefragung: Marchegger Brücke wird gebaut
MARCHEGG (rm/up). Die Volksbefragung ergab ein Nein zu den Marchbrücken in Marchegg und Dürnkrut. Nun befassten sich die Gemeinderäte mit dem heiklen Thema und stimmten geheim ab. Ehe man in Marchegg zum Voting schritt, appellierte Gemeinderat Reinhold Schwab noch an die Stimmberechtigten, sich an das Ergebnis der Volksbefragung zu halten und dass die Gemeinderäte aus Breitensee sich der Stimme enthalten mögen. Tatsächlich enthielt sich nur ein Mandatar der Stimme, sieben stimmten gegen und elf für die Brücke. "Somit wird die Radbrücke errichtet", verkündete Bürgermeister Gernot Haupt.
Auf die Frage, warum die Volksbefragung nicht berücksichtigt wurde, erklärt der Stadtchef, dazu könne er nichts sagen, da die Abstimmung der Mandatare geheim gewesen sei und die Entscheidung bei der Gemeindevertretung liege. Er selbst sehe durch die Brücke Vorteile für die Stadt. "Touristisch ist die Verbindung der Radwege auf österreichischer und slowakischer Seite ein Segen." Marcheggs Schloss wird renoviert, eine internationale Ausstellung und ein Sommertheater sind geplant. Auch die Storchenkolonie im WWF-Naturreservat ist touristischer Anziehungspunkt, zudem bewirbt sich die Stadt für die Landesausstellung 2021.
In Dürnkrut, stimmte der Gemeinderat - mit 5 zu 13 und einer Stimmenthaltung - einen Tag später gegen die geplante Brücke: Bürgermeister Herbert Bauch: "Mir persönlich tut es um die vertane Chance für unsere Gemeinde leid. Offenbar ist mehr als der Hälfte der Bevölkerung die Brücke wurscht." 42 Prozent der Dürnkruter Bevölkerung waren zur Abstimmung gegangen.
FPÖ sieht keinen touristischen Nutzen
Vor allem die FPÖ hatte gegen die Brücken Stimmung gemacht. Entgegen der Argumente der Brückenbefürworter, Tourismus würde den Gemeinden wirtschaftlichen Nutzen bringen, bezeichnen sowohl Dürnkruts blaue Gemeinderätin Ernestine Soucek als auch FPÖ Bezirksobmann Herbert Steindl die Bauprojekte als "Steuergeldverschwendung". Dass seine Ablehnung in irgendeiner Form mit Fremdenfeindlichkeit In Zusammenhang stehe, weist der FPÖ-Politiker zurück.
Dreifarbiges Kleeblatt
Das dreifarbige Kleeblatt, bestehend aus den Patrizia Postl Türk, Franz Hubek und Gemeinderat Reinhold Schwab, hatte vor der Gemeinderatssitzung 178 Unterschriften gegen die Brücke in Marchegg gesammelt. Die Argumente der drei Gemeindepolitiker: Touristen kämen nicht mit dem Fahrrad sondern mit Pkw und Bussen, die Brücke störe das Landschaftsbild und sei überdies, weil nicht hochwassersicher, nur ein Viertel des Jahres nutzbar.
Die Fördermillionen kommen nicht Marchegg, sondern (slowakischen) Baukonzernen zugute und nach dem Bau einer Autobrücke hätte Marchegg drei Brücken.
Fremdenfeindlichkeit will Hubek nicht ausschließen, ist aber überzeugt davon, dass der Großteil der Brückengegner nicht ausländerfeindlich sei. Trotzdem schreibt das Kleelatt in seiner Aussendung: "Aktuell ist – egal, wie man dazu steht – der parteiübergreifende Ruf nach verstärkter Grenzkontrolle auch in Österreich ein Faktum!"
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.