Politik
Floridsdorfer Reaktionen zum geplanten Seilbahnprojekt
Das Projekt Kahlenberg-Seilbahn hat zuletzt für Aufsehen gesorgt. In der Floridsdorfer Polit-Landschaft löste der Vorstoß wenig Begeisterung aus. Dennoch, in den Seilen hängen will niemand.
WIEN/FLORIDSDORF. Lange Zeit ist das Thema schon eine Hängepartie - nun aber wurden die Pläne präsentiert: das Projekt Seilbahn Kahlenberg. Davon betroffen auch Floridsdorf, denn das Projekt soll eine umweltfreundliche Erschließung der Donauinsel Nord und des Kahlenbergs ermöglichen.
Ausgehend von der Talstation an der U4 Heiligenstadt führt die Seilbahn mit einer Gesamtstrecke von 5,7 Kilometern über die Donau in sechs Minuten Fahrzeit hin zur Station Donauinsel Nord, von dieser aus geht es nach Strebersdorf und schlussendlich hinauf zur Bergstation Kahlenberg.
Seilbahn über Wohngebäude
Juristisch gesehen steht dem Seilbahnbau eigentlich nichts mehr im Wege – doch zuletzt fehlte der politische Wille der Stadtregierung. Und auch in Floridsdorf reagieren die Parteien mit Unverständnis auf den Vorstoß des Projektbetreibers, der österreichischen Genial Tourismus- und Projektentwicklungs-GmbH (GTP).
Die FPÖ Floridsdorf lehnt die angeführte Pläne ab. "Verkehrstechnische Probleme der Katastralgemeinden Jedlesee und Strebersdorf werden dadurch sicher nicht gelöst", so Bezirksparteiobmann Wolfgang Irschik. Er fühle sich an die geplante und nie gebaute "U7" erinnert. "Es ist auch nicht jedermanns Sache, wenn über verschiedene Grundstücke (z. B. Gärten), aber auch Wohngebäuden, eine Seilbahn fährt", so Irschik
In engem Austausch
Bezirksvorsteher Georg Papai (SPÖ) sieht das Seilbahnprojekt kritisch, viele Fragen seien noch offen. "Ich würde daher die Projektentwickler zur gegebenen Zeit in die Floridsdorfer Bezirksentwicklungskommission einladen, um allen Fraktionen die Gelegenheit zu geben, an die Informationen zu kommen", so der Bezirkschef.
"Wir sind dazu im engen Austausch mit den Bürgerinnen und Bürgern und grundsätzlich begrüßen wir klimaneutrale Mobilitätsformen für Floridsdorf. Das wichtigste dabei ist, dass die Privatsphäre der Anrainer weiterhin gewahrt wird und das Naturschutzgebiet erhalten bleibt", betont ÖVP-Bezirksparteiobmann Leonhard Wassiq.
Zudem müsse die Seilbahn ins Floridsdorfer Verkehrskonzept eingegliedert werden und die Nutzung auch mit den Wiener Linien Tickets ermöglicht werden. "Die Prioritätensetzung der Wiener Neos ist uns jedoch nicht verständlich. Anstatt sich um die Kinder zu sorgen, die ihren Kindergartenplatz aufgrund des Förderskandals des Kindergartenvereins ‘Mini Bambini’ verloren haben, kümmern sich die Neos lieber um ein Seilbahnprojekt", teilt Wassiq aus.
Stadtseilbahnen werden populärer
Judith Lederer, Neos-Bezirksparteiobfrau, hingegen betont, dass Seilbahnen Teil eines urbanen Mobilitätskonzeptes seien. "Beim angestrebten Projekt am Kahlenberg müssen jedoch diverse Interessenslagen berücksichtigt und die Ergebnisse noch offener Verfahren abgewartet werden", so Lederer.
Grundsätzlich gelte jedoch, dass Stadtseilbahnen immer populärer werden, denn sie seien schnell, kostengünstig in der Errichtung, platzsparend und effizient. "Durch sie lassen sich wichtige Lücken im öffentlichen Verkehr schließen und stellen auch für TouristInnen einen zusätzlichen Anreiz dar", so Lederer abschließend.
Noch sehr weit entfernt
Die Grünen in Floridsdorf stehen dem Seilbahnprojekt sehr skeptisch gegenüber. Grundsätzlich könnten Seilbahnen o.ä. schon eine sinnvolle Ergänzung zum städtischen Öffi-Verkehr sein, wenn die bodengebundenen Linien an die Kapazitätsgrenzen stoßen, so Bezirksparteiobmann Heinz Berger.
"Da sind wir aber beim Kahlenberg noch sehr, sehr weit entfernt. Auf Floridsdorf würden dabei fast nur Belastungen und kaum ein Mehrwert zukommen. Die geplante Park and Ride - Anlage Strebersdorf wäre ein nicht hinnehmbarer Eingriff in das Erholungsgebiet an der Neuen Donau und eine schwere Belastung für das angrenzende Wohngebiet Schwarzlackenau", zeigt sich Berger besorgt.
Eine sinnvolle Ergänzung des öffentlichen Verkehrs sei auch nicht nachvollziehbar, da die von den Betreibern genannten Ziele mit anderen Maßnahmen, an anderen Orten, mit weniger Aufwand und größeren Effekten erreicht werden können. "Abschließend kann man festhalten, dass es sich im Wesentlichen um eine Geschäftsidee der Tourismusindustrie handelt, die für die Wienerinnen und Wiener keinen Mehrwert bringt", so Berger.
So oder so, es kommt wohl auch noch ein Drahtseilakt auf Floridsdorf zu.
Das könnte dich auch interessieren:
Du möchtest selbst beitragen?
Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.
1 Kommentar
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.