Eishockey: Der wohl schnellste Mannschaftssport der Welt
Wie fühlt es sich an, auf ein Eishockeyteam losgelassen zu werden? Reporterin Maria Zehner war bei den Rams.
OBERNDORF (mz). „Kannst du eislaufen?“, fragt mich Daniel Schaufler, Obmann des Eishockeyclubs Oberndorf Rams, kurz vor dem Training in der Eishalle Berchtesgaden. „Ja, Eislaufen – das ist kein Problem für mich. Neben einem Teich aufgewachsen, Wasser in allen Formen und insbesondere Eis und Schnee – das sind meine Elemente“, denke ich insgeheim, bis ich nach zehn Metern auf meiner ersten Aufwärmrunde elegant den Boden küsse, mich die schützende Wand am Ende der Eislaufbahn entlang hantle und mit Mühe durch mein Gittervisier wieder nach Orientierung hasche. Gott sei Dank bin ich durch meine Ausrüstung geschützt: Mit je zwei Schienbein- und Ellbogenschützern, zusätzlichen Stutzen, Handschuhen so groß, wie sie Boxer wohl tragen, gleich zwei bestens gepolsterten Hosen, einem dicken, weißen Visierhelm und in einen weißen Panzer gekuschelt, kann mir so schnell nichts passieren.
„Go hard or go home“
Aber als ich da so auf dem Eis sitze und die Rams zum Aufwärmen über den Platz flitzen, weiß ich, was der Obmann meint, wenn er sagt: "Eishockey ist der schnellste Mannschaftssport der Welt." Die Männer jagen in Hochgeschwindigkeit aneinander vorbei, taktieren die kleinen, schwarzen Pucks mit eleganten Manövern zwischen klackenden Schlägern hindurch in Richtung Tormann, die geschliffenen Kanten ritzen sich mit Klirren in das glänzende Eis der von Scheinwerferlicht durchfluteten Halle.
Taktik im Eiltempo
Klick, Klack, Grrr, auf die Bank, rein, raus, trinken, beschleunigen, bremsen, ausweichen, zielen und Schuss! „Schneller, Männer! Aufpassen!“, ruft Trainer Stefan Lindenthal seinen Schützlingen zu. Plötzlich ein lautes Klacken – der Stockschlag signalisiert still zu sein: Mit größter Aufmerksamkeit lauscht die Mannschaft kniend den Worten des Trainers. Auch hier muss es schnell gehen: In knappen 30 Sekunden zeichnet der Coach auf eine kleine weiße Tafel Übungsmanöver, positioniert Spieler neu, gibt Taktiken vor und nach prägnanten Anweisungen geht es wieder zurück auf das funkelnde Weiß.
Härte, Kraft und Teamgeist
Während ich meinen Eishockeyschläger gut getarnt als Stütze nutze, das Zusammenstehen als wohltuende Pause empfinde und mich heimlich wieder auf die Bank zurück schmuggle, wird mir klar: Eishockey ist Speed, Speed und nochmals Speed. „Das Spiel ist nicht nur körperlich anstrengend, sondern auch mental äußerst herausfordernd“, erklärt mir Spieler Bernhard Dürager. Er steht seit seinem siebten Lebensjahr auf dem Eis. „Seinen Körper zu spüren, nach einem Training völlig ausgepowert zu sein, aber mit einem guten Gefühl“, fasziniert seinen Kollegen Alex Hopfgartner. Florian Enthammer wird von "Schnelligkeit, Härte und Teamgeist" angetrieben, wie er mit Schweißperlen auf der Stirn, aber leuchtenden Augen erklärt. In einem Spiel sind die Männer durchschnittlich rund eine Minute am Stück im Einsatz, bevor es wieder auf die Bank geht.
Training in Berchtesgaden
„Eishockey ist ein fairer Sport, man trainiert Ausdauer und Koordination“, beschreibt Obmann-Stellvertreter Lukas Zopf. Dafür übt der seit 2014 bestehende Verein regelmäßig: Jeden Sonntag, zusätzlich rund sechs Mal pro Saison auch mittwochs, treffen sich die 29 aktiven Mitglieder für das eineinhalbstündige Training in der Eishalle Berchtesgaden. Auch im Sommer bereiten sich die Flachgauer mit Zirkeltraining und in Eishallen wieder auf die jährlich im Oktober startende Saison vor.
Nachwuchsarbeit ist schwierig
Besonders wichtig ist zudem die Nachwuchsarbeit: So wollen die Rams auch nächstes Jahr wieder begeisterten Kindern die Möglichkeit für ein Schnuppertraining bieten. „Richtige Nachwuchsarbeit ist leider schwierig. Die Zeit auf dem Eis ist sehr teuer und ohne Eishalle im Ort ist dies kaum erschwinglich“, bedauert Obmann Schaufler. Finanziert wird der Verein durch Mitgliedsbeiträge, die für Platzmieten und kostenpflichtige Spiele im Ligabetrieb verwendet werden. Auch die Ausrüstung ist nicht ohne – sie kann bis zu 1.000 Euro und mehr kosten.
Abschlussspiel 2017 gegen den HCS Morzg
Aktuell sind die Oberndorfer "Widder" in der zweiten Landesliga des Salzburger Eishockeyverbandes unterwegs. Alleine heuer haben sie bereits zehn erfolgreiche Spiele bestritten. Zum Abschluss geht es am Samstag, 18. März, um 20:30 Uhr in der Eishalle Berchtesgaden gegen den HCS Morzg auf das Eis. Für mich endet das Training, als um 22:30 Uhr der Platzwart pünktlich mit der Poliermaschine auf das Eis fährt und die Spieler sichtlich gezeichnet, aber zufrieden in Richtung Kabine verschwinden. Eishockey, das ist ein abwechslungsreicher, fordernder und fairer Sport für taffe Buschen und Mädels. Interessierte können sich jederzeit beim Verein melden und ein Probetraining vereinbaren.
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