"Und plötzlich bebte die Erde"
Wie Tom Stuppner wochenlang den Erdbebenopfern in Nepal geholfen hat
MATTSEE (mek). Es hätte ein ganz normaler Samstag Nachmittag werden sollen. Tom Stuppner und seine Frau Usha waren auf dem "Organic Market" in Kathmandu um Materialien für den Bau des zweiten Stocks des Schulgebäudes zu kaufen, das der Verein im Dorf Lama Gaon errichtet hatte. Doch es kam alles anders. Plötzlich ertönte ein Brummen wie von Rotorblättern und der Boden bagnn zu beben. "Ringsherum fielen Säulen um, Häuser stürzten ein, totales Chaos brach aus", schildert dStuppner die Situation in einem Vortrag in Mattsee. Um an der Schule weiterzuarbeiten, plante Stuppner einen Monat ein. Unterm Strich wurde daraus dann eine 72-tätige Rettungsaktion. Durch spontane Spendenaktionen des Vereins kamen 170.000 Euro zusammen, von denen Zelte, Schlafsäcke, Ziegelsteine und Lebensmittel für die Menschen vor Ort gekauft werden konnten. Damit konnte 3000 Erdbebenopfern direkt geholfen werden.
Wie in einem Katastrophenfilm
"Als ehemaliger Berufssoldat habe ich sofort in den Katastrophenmodus umgeschaltet", sagt der Mattseer. Er versuchte eine Gruppe Menschen über eine Mauer auf ein freies Feld zu retten. "Doch wir wurden von bewaffneten Soldaten in Empfang genommen", schildert er die Situation. Was die Gruppe nicht wusste war, dass ihr Zufluchtsort der Park des Vizepräsidenten von Nepal war. Die Flüchtenden wurden jedoch eingelassen und konnten sich in Sicherheit bringen. "Irgendwann hielt ich es nicht mehr aus. Ich musste wissen wie schlimm es unsere Schule getroffen hatte", erzählt der Vereinsgründer. Daraufhin packte er so viele Menschen wie möglich in seinen Jeep. Der Weg ins 40 Kilometer entfernte Dorf wurde zur sechsstündigen Odyssee. Auf dem Weg bot sich ihnen ein schreckliches Bild. Die Häuser – meist aus Lehm und Stein gebaut – waren dem Erdboden gleichgemacht worden. "Alles war kaputt", erinnert sich der Helfer.
Unter freiem Himmel schlafen
Im Ort angekommen bot sich der Gruppe allerdings ein überraschendes Bild. Die Schule war nicht so schwer beschädigt wie befürchtet. "Wir haben das Gebäude so erdbebensicher wie möglich gebaut", sagt Stuppner. Nach dem Beben und dem Temperatursturz auf vier Grad wurde die Schule kurzerhand zu einer Notunterkunft. "Die Nepali waren aber so traumatisiert, dass sie nicht in ein Gebäude gehen konnten", erzählt er und ergänzt: "Sie wollten lieber unter freiem Himmel schlafen."
Aus Bambus und Planen hat das Team unzählige provisorische Unterkünfte gebaut. Bereits sechs Wochen nach dem größten Beben wurde der Schulbetrieb wieder aufgenommen. Traumatherapeuten halfen den Kindern, das Erlebte zu verarbeiten. Auch der Grundstein für weitere Langzeitprojekte konnte mit den Spendengeldern des Vereins gelegt werden. "Es gibt noch viel zu tun um den Menschen in Nepal den Weg in ein Leben mit Zukunftsperspektive ebnen zu können." Während des Aufenthalts von Stuppner und seinem Team bebte die Erde noch mehr als 1000 Mal – und sie bebt laufend weiter.
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