Keine Gebühren mehr
Emsig arbeiten die Schleedorfer daran, ihr „Null-Euro-Abfallmodell“ zu verwirklichen.
SCHLEEDORF (grau). Seit knapp drei Monaten erst gibt es in Schleedorf einen Wertstoffhof. Bis Dezember 2011 gab es lediglich Container beim Sportplatz. „Eine wahre Müllhalde. Nicht schön und nicht effektiv“, kommentiert Bgm. Hermann Scheipl. „Damals hat uns die Müllentsorgung Geld gekostet, jetzt verkaufen wir die Altstoffe.“
Barrierefrei und nach Maß
80 Fraktionen werden am neuen Wertstoffhof angenommen. Rund die Hälfte davon sind Problemstoffe, um die sich der eigens ausgebildete Recyclingwart kümmert. Die andere Hälfte kann von den Schleedorfern in übersichtliche Containter und Behälter geworfen werden. „Unser Wertstoffhof ist sogar barrierefrei. Rundherum führt eine Rampe, auf der man mit dem Auto direkt zu den Containern fahren kann“, sagt Scheipl. Diese wurden außerdem nach Schleedorfer Bedürfnissen maßgeschneidert. „Damit wollen wir die Transporte so ökologisch und wirtschaftlich wie möglich gestalten.“
Müllentsorgung ohne Kosten
Neben seinen infrastrukturellen Vorteilen soll der neue Werststoffhof in erster Linie wirtschaftlich sein. Die Fraktionen werden genauestens getrennt und können sortenrein verkauft werden. Für die Entsorgung von Problemstoffen und Sperrmüll muss Schleedorf auch in Zukunft bezahlen. Aber für Altstoffe wie Papier, Metall, Leuchtstofflampen oder Elektrogeräte bekommt sie in Zukunft Bares. Irgendwann soll sich dann der Bau der Anlage (rund 165.000 Euro) amortisiert haben und sollen sich die Abfallgebühren durch den Verkauf der Stoffe decken. „Wichtig ist, dass alles sauber getrennt wird und wir die Stoffe mit so wenig Aufwand wie möglich direkt weitergeben können. Nach einem Jahr ziehen wir Bilanz. Dann können wir uns ausrechnen, was das Modell bringt. Unser Ziel ist, dass für die Schleedorfer irgendwann keine Abfallgebühren mehr anfallen.“ Mit dem neuen Wertstoffhof wollen die Schleedorfer außerdem zum Vorbild in Sachen Müllverwertung im Regionalverband Salzburger Seenland werden. „Wir haben alles daran gesetzt, mit unserem Wertstoffhof ökologisch und wirtschaftlich sauber zu arbeiten.“
Studenten analysierten Müll
Studenten von der Wiener Universität für Bodenkultur haben in Schleedorf vor dem Bau des Wertstoffhofs rund 40 Mülltonnen aus Schleedorf auf ihre Inhalte durchleuchtet. In wenigen Wochen werden sie erneut Schleedorfer Mülltonnen untersuchen, um festzustellen, wie sich deren Inhalte und das Wegwerfverhalten der Schleedorfer durch den Wertstoffhof verändert haben.
Die Verwertung
Elektro-Kleingeräte und Bildschirme werden manuell auseinander gebaut und in verschiedene Stoffe geteilt. Diese werden dann mechanisch zerkleinert und weiter getrennt. Hauptsächlich werden aus alten Elektrogeräten Kupfer und Aluminium gewonnen, und dann in Hüttenbetrieben weiter verarbeitet.
Leuchtstofflampen werden mit Hilfe verschiedener Verfahren recycelt. Derzeit werden sie rückwärts auseinander gebaut. Aus ihnen wird Aluminium, Glas und Leuchtstaub gewonnen.
Altpapier wird in drei Schritten recycelt. Zuerst wird es in Wasser aufgelöst, damit sich der Faserverbund vollständig löst, danach von Heftklammern, Sand, Textilteilen etc. gereinigt. Dann kommt das Deinken – dadurch löst sich die Druckfarbe aus dem Papier, damit man es wieder für Schreibpapier verwenden kann.
Inhaltsstoffe aus Gerätebatterien werden verdampft und aufgefangen, gefährliche Stoffe herausgetrennt. Ziel ist, alle Stoffe fachgerecht zu separieren und in den Wertstoffkreislauf zurückzuführen oder zu entsorgen.
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