Kärnten lässt sich Test 777.600 Euro kosten
Elektro-Auto-Kooperation mit Mercedes ist luxuriös: Jedes Auto kostet pro Monat mehr als 1.000 Euro!
Groß war die Freude, als das „Lebensland Kärnten“ letzten Mittwoch mit Landeshauptmann Gerhard Dörfler die Anschaffung von 15 elektrobetriebenen Mercedes-Pkw bekanntgeben durfte. Es handelt sich hierbei um „A-Klasse E-Cell“-Fahrzeuge. Kärnten sei ein Vorreiter, hieß es. „Mit diesem großen Test steigen wir in die Königsklasse der Elektromobilität ein“, jubelte Dörfler.
Über die Kosten verliert man bei den Presseunterlagen kein Wort – mit gutem Grund: Mercedes-Benz lässt sich diesen Test königlich entlohnen. Jedes einzelne der Autos, die allesamt im Eigentum von Mercedes bleiben, kostet satte 900 Euro netto pro Monat – die jährlichen Bruttokosten liegen bei 12.960 Euro – je Fahrzeug, wohlgemerkt. Das entspricht für 15 Fahrzeuge 194.400 Euro pro Jahr an „Vollservice-Leasinggebühr“.
„Leasingrate oberer Bereich“
Selbst im Regierungsakt gestehen die Antragsteller ein, dass sich diese Leasingrate „im oberen Bereich der derzeitigen Bandbreite der Leasingkosten für Elektrofahrzeuge“ befindet, aber der Betrag scheine gerechtfertigt, heißt es im Akt. Warum? Weil das Auto „vollkaskoversichert“ sei und auch die „Reifen-, Service- und Wartungsarbeiten“ inkludiert sind.
In Summe kostet der Test dem Land Kärnten in vier Jahren 777.600 Euro! Ein Batzen Geld, auch im Vergleich: 400 Pfund, also rund 450 Euro, kostet die Leasingrate für den Elektro-Smart, der in einer Hunderter-Flotte aktuell in London erprobt wird. Was dort als teuer gilt. Rund 650 Euro kostet die Leasingrate für einen E-Mini in New York. – Kärnten braucht freilich eine Mercedes A-Klasse.
Doch in den Startlöchern scharren auch ausgereifte Elektroautos wie der Mitsubishi i-MiEV (Neupreis ca. 35.000 Euro, ca. 500 Euro Leasingrate), 2012 bringt Nissan ein Serien-Leasingauto auf den Markt – zu ähnlichen Konditionen. Auch andere Hersteller kündigen Serienfahrzeuge für unter 500 Euro Leasingrate pro Monat an.
Nur Vorserienfahrzeuge
Bei den nun geleasten Mercedes handelt es sich zudem um Vorserienfahrzeuge – nach vier Jahren sind diese wieder zurückzustellen. Eingestanden wird auch, dass es sich keineswegs um eine exklusive Kooperation mit Kärnten handelt, sondern weitere Kooperationen mit Regionen und Firmen in Europa möglich sind. Wer genau die Luxus-E-Autos dereinst lenken darf, ist ebenfalls noch offen – es wurden bisher lediglich Grundsatzgespräche geführt.
Große Freude hat man freilich auch bei Mercedes: Die Kunden sollten sehen, dass die familientauglichen Elektroautos funktionieren, freut sich Händler Helmut Teissl. Eine Werbeaktion, die aus Steuergeld bezahlt wird – welcher Unternehmer würde da nicht fröhlich sein? Übrigens: Vor genau einem Jahr besuchte LH Dörfler die VW-Zentrale in Wolfsburg. „VW wird prüfen, ob die Möglichkeit besteht, Kärnten schon vorzeitig im Zuge der Entwicklung zur Marktreife des Elektroautos E-Up zum Testland zu machen“, zeigte sich Dörfler im November 2009 laut Landespressedienst über die „Zusage erfreut.“ Das Projekt kam nicht zustande – dafür angelte man sich die Luxuskarossenbauer aus Stuttgart.
Autor: Uwe Sommersguter
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