Gesellschaft
Medikamenten-Engpass?
Ich höre gerade an allen Ecken, wie schrecklich es ist, wir haben einen Medikamentenengpass. Es fehlen tagesaktuell 280 wichtige Medikamente. Nach einer anderen Angabe für denselben Tag sind es 500.
Das ist schlimm, weil es gerade eine geballte Attacke von allerlei Grippen-, Schnupfen-, RS- und Covidviren und ihren Mutanten gibt, zum Drüberstreuen auch Bakterien aller Art; diese sorgen für bakterielle Infektionen und können mit Antibiotika besiegt werden.
Eine aufgeregte Ärztin sagt im Rundfunk: Es ist unverantwortlich, den Patienten Tabletten mit 500 mg aufzuschreiben, weil die 1000 mg nicht da sind! Der Reporter fragt schüchtern dazwischen: Kann man nicht 2 Stück je 500 mg nehmen? Dann sind es doch 1000. - Sie: Nein, es ist unverantwortlich und schrecklich. (Hält sie die Patienten für dumm?)
Ein Kind wird den alternativen Hustensaft akzeptieren, wenn der andere mit seinem Lieblingsgeschmack gerade nicht vorrätig ist, denke ich. Ein rwachsener müsste das auch verstehen!
Ich sehe nach, weil es mir merkwürdig vorkommt, dass es in unserer Überflussgesellschaft gerade an Medikamenten fehlen soll. Ich lese die Webseiten seriöser Stellen wie Ärztekammer, Meduni, Statistisches Zentralamt, Umweltbundesamt (die befassen sich mit den Medikamenten im Abwasser und auf den Feldern) usw. Ich erfahre, dass es im Moment etwa 12 tausend zugelassene rezeptpflichtige Medikamente in Österreich gibt. Dazu kommen die nicht rezeptpflichtigen und jene, die manche Leute ohne ärztliche Verschreibung aus dem Internet holen.
Es gibt viele Medikamente, die denselben Wirkstoff haben, aber anders heißen. Vereinfacht gesagt, dazu gehören auch die so genannten Generica. Die sind einem teuren Markenpräparat nach Ablauf dessen Patentfristen nachgebaut und sind billiger, weil für sie nicht exra in Forschung investiert werden musste. Sie sind vollwertige Kopien, so zu sagen. Wenn das den Patienten nicht erklärt wird, bestehen sie auf den Originalpräparat, den es gerade nicht gibt, und die Panik ist da, die Gerüchteküche brodelt. Eine künstliche Aufregung.
Ich will das Problem nicht kleinreden: wenn fast alle Medikamente aus finanziellen Gründen (größere Gewinne für die Pharmafirmen) in Indien und China produziert werden, kann es zu Lieferproblemen kommen. So war es aber schon immer! Es gibt keinen Tag, seit dem es Aufzeichnungen gibt, ohne hunderte(!) fehlende Medikamente. Im Schnitt sind immer, immer schon ca. 20% der Medikamente gerade nicht vorrätig.
Wenn die Kranken im Spital nur mehr Gangbetten bekommen, wenn das Pflegepersonal selbst durch Krankheit und Burn-out dezimiert ist, ist das sehr sehr schlimm. Aber vermischen wir doch nicht das eine Problem mit einem anderen, das es in Wirklichkeit gar nicht gibt und verwenden wir bitte unseren kritischen Verstand.
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