Gerhard Riedl veröffentlicht ein Buch über die Enns

Foto: BRS

KRONSTORF (red). Vor rund drei Jahren entschloss sich Gerhard Riedl – in Enns geboren, in Kronstorf wohnend und bis vor kurzem in Steyr noch der Arbeit nachgehend – die Heimatregion geschichtlich unter die Lupe zu nehmen. Die überraschenden Funde in verschiedenen Archiven haben ihn dazu bewogen, seine Recherchearbeiten in einem Buch mit dem Titel "Das Grenzgebiet an der unteren Enns – Versuch einer Spurensicherung" zu veröffentlichen. Das 320-seitige Werk wird demnächst erscheinen.

In diesem Buch wird ganz klar, dass Heimat und Grenzen weitläufige Bedeutungen haben und Geschichte nicht an einer Ortsgrenze endet; verschiedene Faktoren nehmen Einfluss auf Ortsentwicklungen. Am Grenzfluss Enns spielten das Wasser, die Erwerbsmöglichkeit, der Verkehr und der militärische Einfluss eine größere Rolle als anderswo im Land.

Was Heimat bedeutet erfahren wir gerade in den letzten Monaten. Es ist ein schützenswertes Gut, zudem auch die Achtung auf Kultur gehört. Die Entwicklungsgeschichte der „unteren Enns“ ist ein kulturelles Erbe, das aus Kämpfen und Wehren, Leid und Leidenschaftlichkeit entstand. Darüber findet man im Buch überraschende Entdeckungen:

Zum Beispiel war der Ennsfluss, Jahrhunderte lang voll mit „schwimmenden Baumstämmen“, denn die Flösserei auf der Enns hatte eine lange Tradition. Der sogenannte "Ennsbaum" – der Name war noch im 20. Jahrhundert gebräuchlich (auch in Bayern, Mähren und Böhmen) – wurde wegen seines dimensionalen Wuchses aus dem Gebiet um Weyer auf dem Fluss herausgebracht. Auch Unterlagen über Bauten von Schanzen und Schlachtwerken an der Enns, die zur Abwehr der Türken bereits um 1665 entstanden, brachten Überraschungen zu Tage. Besonders Ennsdorf litt darunter, weil das Wasser der Enns auf ihr Gebiet gelenkt wurde.

In Steyr, Münichholz entstand 1683 eine verbesserter Schutz aus "Pallisaden und spanische Reuter“, die Unsummen verschlangen. Überhaupt wurde dem Militär, in mehreren Kapiteln, besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Die Landbevölkerung war stets durch Versorgungsleistung, Zugrobot und als Quartiergeber gefordert. Das Heer erreichte im 19. Jahrhundert den Höhepunkt ihrer Macht. Wobei sich ihr Einfluss auch auf die Region untere Enns enorm auswirkte. Wie wichtig dem Heer der Ennsübergang erschien, geht daraus hervor, dass 1806 geplant war, auf 300 Ziegeltische jährlich 40 Millionen Ziegel zu schlagen. Die Dauer des Projektes war mit sechs Jahren veranschlagt, also 240 Millionen Ziegeln.

Mehrmals wurde im 19. Jahrhundert daran gearbeitet, die Enns als Befestigungslinie auszubauen. Bemerkenswert ist auch, das in Thaling, in der Schieferegger-Au, am 15. März 1884 eine Erweiterung einer Schießstätte für die Garnison Enns protokolliert ist: "1000 Meter lang einer durchschnittlichen Breite von 300 Meter, der Wasserspiegel der Enns etwa 4-5 Meter tiefer liegend“. Aber auch andere Themen wie Schule, Jagd, Wohn- und Arbeits- sowie Gesellschaftskultur werden im Buch in einzelnen Kapiteln ausführlich behandelt.

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