Lego vs. "Die Klemme"
Wiener Händler soll wegen Spielwarengigant schließen

- Markus Leopold-Blaim, hier bei einem Interview mit MeinBezirk.at im Jänner 2022, steht vor den Scherben seiner Träume.
- Foto: Niklas Varga
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Ein Wiener Einzelhändler steht laut eigenen Aussagen vor dem Aus. Seit Jahren handelt er mit Klemmbausteinen abseits von Lego, auch Produkte aus der EU sind dabei. Der Marktführer Lego aus Dänemark zwinge den kleinen Händler deshalb jetzt dieses Geschäft aufzugeben. Und das, obwohl diese Produkte weit verbreitet und in unzähligen Shops munter weiterverkauft werden.
WIEN/BRIGITTENAU. Spätestens seit der Corona-Pandemie und den Lockdowns raschelt es in den heimischen Wohnzimmern. Unzählige Menschen haben sich ein Hobby gesucht und so die Liebe am Klemmen für sich wieder- oder neuentdeckt. Die Rede ist von den kleinen, bunten Steinen, etwa der Marke Lego.
Doch die Welt der Klemmbausteine ist heterogener geworden. Inzwischen gibt es nicht mehr nur den dänischen Marktführer. Mit der erhöhten Nachfrage tauchen immer mehr Produzenten und Händler auf. Viele davon aus Asien, andere mit Sitz in Europa. Die polnische Firma "Cobi" zum Beispiel, die gar mit Bausteinen „made in EU“ wirbt.

- Architektur, Autos, Schiffe - alles findet man in der Welt der Klemmbausteine. All diese Modelle sind nicht von der Marke Lego.
- Foto: Johannes Reiterits
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Architektur, Militärfahrzeuge, Schiffe, Abenteuerwelten – es gibt am Markt kaum etwas, das sich nicht mehr aus den Bausteinen zusammensetzen lässt. Beziehen kann man die Ware – auch von den Alternativherstellern - etwa auf Amazon oder beim Fachhändler. Doch genau das wird einem Wiener Einzelunternehmer jetzt zum Verhängnis.
“Muss schließen“
Was ist geschehen? Markus Leopold-Blaim betreibt seinen Shop „Die Klemme“ in der Brigittenauer Wallensteinstraße 2. Seit Juni 2021 ist er hier, nachdem er den vorherigen Standort im 2. Bezirk aus Platzgründen aufgegeben hatte. Mit der größeren Verkaufsfläche samt Mieterhöhungen sind die Kosten gestiegen. Alles schaffbare Probleme, denn der „Laden würde laufen“, so Leopold-Blaim, der sich regelmäßig via YouTube bei der Klemm-Community meldet.
Und diese Community ist nicht gerade klein. Am Samstag, 25. November 2023, gibt der Unternehmer die Geschäftsaufgabe über das Videoportal bekannt. Über 90.000 Personen haben sich den Clip in nur drei Tagen angesehen. Eine Lieferung seiner für den Weiterverkauf bestellten Ware wäre vom Zoll beschlagnahmt worden.

- Er war der Lebenstraum von Leopold-Blaim, der Klemmbausteinladen in der Wallensteinstraße.
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Lego hätte gewisse Bausteine rechtlich schützen lassen. Gut 200 Arten von Steinen sollen es laut Leopold-Blaim sein. Der Verkauf solcher Steine von anderen Herstellern sei damit verboten. Leopold-Blaims beschlagnahmte Ware, mit der er schon seit Jahren handelt, wird jetzt vernichten, erklärt er in dem gut 25-minütigen Video.
Und mehr noch: Er sei dazu aufgefordert, zu unterschreiben, den gesamten gelagerten Warenbestand mit den betroffenen Steinen in seinem Geschäft aus dem Verkehr zu ziehen. Das ist der „Genickschuss“, so der Wiener: „Die sind überall drinnen. Und wenn es nur einer ist, ist es schon zu viel. Denn dieser eine Stein müsste dann aus dem Set raus und fehlt dann. Dann ist das Set nicht mehr verkaufbar.“
Greift Goliath nur David an?
Es gehe insgesamt um einen Warenwert im sechsstelligen Eurobereich. Leopold-Blaim ruft jetzt zum großen Abverkauf auf, um noch irgendwie den Privatkonkurs zu verhindern, dann schließt er. Von einem langwierigen Rechtsstreit gegen den Milliardenkonzern sehe er aus finanziellen Gründen ab. Und er fügt an: „Ich bin körperlich und geistig am Ende.“ Sein Fall sorgt international für Aufsehen. Mehrere YouTuber aus der Szene haben bereits Bezug auf die Causa genommen, darunter aus Deutschland und der Schweiz. Sogar die Szenen-Größe „Held der Steine“ äußert sich kritisch zu dem Fall.

- "Die Klemme" brachte Bauspaß weit über die Grenzen der Brigittenau hinaus, auch Treffen der Szene fanden hier statt. Der internationale Aufschrei ist dementsprechend groß.
- Foto: Niklas Varga
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Bleibt die Frage, warum gerade einem kleinen Wiener Händler der Verkauf untersagt wird, wenn anderorts die gleichen Spielwaren ebenso vertrieben oder produziert werden. In Deutschland beispielsweise eröffnet ein größeres Unternehmen aus der Branche sukzessive Filialen und lässt sogar Bausteine für eigens kreierte Bausets herstellen. Sogar bei der österreichischen Kette „Thalia“ findet man Waren von alternativen Klemmbausteinherstellern. Ob diese geschützte Steine enthalten, bleibt dabei unklar.
Leopold-Blaim mutmaßt, man würde von Seiten Lego nur gegen kleinere der Branche vorgehen. Größere Unternehmen würden über das nötige Kapital verfügen, den Schutz von gewissen Bausteinen rechtlich anzufechten - womit Lego dann sämtliche Schutzrechte verlieren könnte. Meine man es mit dem Schutz der Steine ehrlich, würde man beispielsweise gleich gegen die Hersteller und Handelsriesen vorgehen. Wohl aber wäre außerdem auch der Aufschrei beim Konsumenten zu groß, wenn Lego gegen die durchaus beliebten Branchengrößen vorgehe, so Leopold-Blaim.

- Der polnische Hersteller "Cobi" wirbt gar mit dem Logo "Made in EU" und "Compatible with other brands" - zu deutsch "In der EU hergestellt" und "kompatibel mit anderen Marken".
- Foto: Johannes Reiterits/RMW
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Es bleiben Fragen
MeinBezirk.at hat sowohl beim Finanzministerium, dem der Zoll untersteht, als auch bei Lego nachgehakt. Was hat es mit den beschlagnahmten Waren und dem Verkaufsverbot auf sich? Von der österreichischen Behörde erklärte man in einer ersten Reaktion, dass man zu aktuellen Zollfällen keine Details nennen kann.
Und was sagt Lego zu den Vorwürfen? Geht man tatsächlich nur gegen „die Kleinen“ vor? Am Donnerstagabend äußerte sich der Spielwarenkonzern auf Anfrage. Du findest die Aussagen hier:
Das gesamte Video von Leopold-Blaim findest du hier:
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