Energiekrise
Potenzial für weitere Windkraft-Standorte gegeben
Um Windkraft zu forcieren, braucht es schnellere Verfahren und den klaren Willen vonseiten der Politik. Der Windpark Munderfing ist bald um eine Anlage reicher.
MUNDERFING, OÖ (ebba). Der Windpark Munderfing wird im Juli um eine weitere, sechste Windkraftanlage erweitert. Mit einer Power von 3,45 Megawatt (MW) handelt es sich um das leistungsstärkste Windrad in Oberösterreich. Die Kosten dafür belaufen sich auf 6,2 Millionen Euro, die überwiegend aus dem laufenden Betrieb des Windparks finanziert werden.
Die neue Anlage wird Strom im Ausmaß des Jahresverbrauches von 2.200 Haushalten erzeugen. Jährlich soll das Windrad damit mehr als acht Millionen Kilowattstunden (kWh) sauberen Strom ins Netz einspeisen. So erzeugt das Windrad ein Viertel mehr Strom als die bestehenden Windräder des Windparks. Die durchschnittliche Jahresenergieproduktion des Windparks Munderfing beträgt dann insgesamt 40 Millionen kWh – das ist so viel Strom, wie circa 30 Prozent der Haushalte im Bezirk Braunau verbrauchen. Das sechste Windrad wird rund 3.600 Tonnen CO2-Emissionen jährlich einsparen und sichert im Zuge seiner Errichtung etwa 21 Arbeitsplätze.
Nächtlicher Mega-Transport
Ende Juni werden die Großkomponenten für das neue Windrad angeliefert. Im Juli erfolgt dann die Montage der Anlage, anschließend geht sie in Betrieb. Der Antransport der Windkraftanlage ist eine logistische Herausforderung. Die Rotorblätter sind circa 67 Meter lang. Vor allem die Durchfahrt durch die Ortschaften Friedburg und Heiligenstatt erfordert eine genaue Planung. „Das Windrad wird mit einem Spezialfahrzeug angeliefert, das im hinteren Bereich eine Hebebühne hat. So kann es in Engstellen und Kurven angehoben werden“, erzählt Erwin Moser, Geschäftsführer der Windpark Munderfing GmbH. Um den Verkehr nicht zu sehr zu behindern, erfolgt der Antransport in der Nacht.
Anfänglicher Gegenwind
Etwa acht Jahre hat es gedauert, bis die sechste Windkraftanlage (WKA) realisiert werden konnte. Ursprünglich waren sechs Windräder im Kobernaußer Wald geplant. Aufgrund eines Einwandes wurde jedoch eine Anlage zurückgezogen. Man entschied, erst einmal nur fünf Anlagen zu errichten. Für die sechste WKA musste ein neuer Standort in der Nähe gefunden werden. Diesmal gab es keine Einsprüche.
Windkraft forcieren
Die Grünen OÖ haben Anfang April – angesichts der Energiekrise durch den Krieg – gefordert, dass zu den derzeit 30 Windrädern in OÖ noch 70 dazukommen müssen und bei der Standortsuche Anrainer- und Naturschutzinteressen nicht mehr so hoch bewertet werden sollen. Denn dies habe bisher zum Aus für viele potenzielle Standorte geführt.
Laut Joachim Payr, geschäftsführender Gesellschafter der EWS Consulting GmbH in Munderfing, der auch Obmann der IG Windkraft OÖ ist, bräuchte es eher 90 weitere Anlagen: „Mit nur 90 Windrädern könnte in den kommenden achteinhalb Jahren, also bis 2030, eine Terawattstunde sauberer Strom aus Windenergie in und für Oberösterreich erzeugt werden. Das bedeutet Strom für 100.000 Wärmepumpen, 100.000 Elektroautos und 100.000 Haushalte. Technisch, personell und zeitlich geht sich das noch aus. Es braucht aber Erleichterungen in Sachen Raumordnung, eine Verfahrensbeschleunigung und ein klares politisches Bekenntnis für den Ausbau der erneuerbaren Energie.“ Anrainerinteressen sieht Payr als sehr wichtig an. „Aber wirklich nur die der Anrainer, und nicht von einer Gegnerschaft aus einem anderen Bezirk, wie es beim Windpark Munderfing anfänglich der Fall war. Projekte muss man jedenfalls so umsetzen, dass die Nachbarn nicht durch den Betrieb gestört werden.“
Ganz ohne Gas – illusorisch?
Erwin Moser spricht sich dafür aus, Windkraftprojekte kompakt zu planen. Also nicht hier ein Windrad, dort ein Windrad – sondern nach dem Vorbild Munderfing. „Erweitern, wo möglich, würde ich sagen. Im Kobernaußer Wald wäre sicherlich noch Potenzial für einen weiteren Windpark. Auch in Munderfing könnten wir noch mehr Anlagen errichten. Doch laut aktuellem Windmasterplan ist das nicht mehr möglich. Vielleicht kommt es hier mal zu einer Änderung, denn vom Standort her und auch laut Vertrag mit den Österreichischen Bundesforsten wäre es schon möglich“, sagt Moser. Der komplette Verzicht auf Gas, durch das Forcieren von erneuerbarer Energie, ist für Moser aber „illusorisch“. „Überall wo es möglich ist, sollte man die Windkraft ausbauen. Ich glaube aber nicht daran, dass es ganz ohne Gas gehen wird – jedenfalls nicht so schnell.“
ZUR SACHE:
Windpark Munderfing - Eckdaten (in Klammer die Daten der sechsten Windenergieanlage):
Anlagen: 5 x Vestas V112 (+ 1 x V136)
Gesamtleistung Windpark: 15 MW (+ 3,45 MW)
Jahresenergieertrag: 32 Millionen kWh (+ 8 Mio. kWh)
Erzeugt so viel Strom wie ca. 25 Prozent (+ 5%) der Haushalte des Bezirkes Braunau verbrauchen.
Klimarelevanter Erfolg der Ausgleichsmaßnahme (20 Jahre):
Reduktion von …
Erdgas: 70 Mio. m3 in 20 Jahren (+ 17,5 Mio m3)
Heizöl: 10 Mio. Liter in 20 Jahren (+ 2,5 Mio. L)
Kohle: 66 Mio. Kilogramm in 20 Jahren (+ 16,5 Mio. kg)
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