Bejubelter "Cabaret"-Musicalabend in Baden:
Wenn die Welt in Stücke fällt
BADEN. Das Cabaret, seine populär gewordenen Songs und sein schillernder non-binärer Conferencier (Drew Sarich): Vieles war möglich Anfang der 1930er-Jahre in Berlin. Aber wir sehen in diesem Musical zu, wie die „Welt in Stücke fällt“ und der heraufkommende Nationalsozialismus zwei Liebesgeschichten zerstört.
Politik im Privatleben
Wir erleben mit, welchen Einfluss Politik aufs Private hat. Alexander Donesch als amerikanischer Schriftsteller Cliff verlässt Deutschland, seine Geliebte Sally (Ann Mandrella) glaubt hingegen nicht, dass es „so schlimm“ wird und bleibt Show Girl im „Cabaret“.
Verhalten und umso eindrucksvoller spielt Publikumsliebling Maya Hakvoort das Fräulein Schneider, das seine Hochzeit mit dem jüdischen Kaufmann Schultz (Artur Ortens - er lernte als Einspringer seine Rolle in fünf Tagen) absagt. Dieser wiederum glaubt, dass „es“ vorbeigehen wird. Wir wissen aber heute, dass „es“ nicht vorbeiging.
Deutliche Ablehnung
Es hätte vielleicht nicht der geballten Ladung Hakenkreuze, Hitlergrüße, Fahnen und Säcke über dem Kopf bedurft, um die Grausamkeit jener Zeit vor Augen zu führen.
Regisseur Leonard Prinsloo entschied sich dennoch für die „ungeschminkte Wahrheit“. Das Publikum im bis auf den letzten Stehplatz ausverkauften Haus gab ihm mit Standing Ovations recht. Die großen Stars, die auf der Bühne zu erleben sind – allen voran das „Power Couple“ Ann Mandrella und Drew Sarich sowie die selbst in der biederen Kleiderschürze schillernde Maya Hakvoort – sorgten für einen beeindruckenden Musicalabend, der in eine Reihe von turbulenten Ballettszenen (Choreografie: Christina Comtesse) eingebettet ist.
Premierenfeier
Die Show ging on bei der Premierenfeier im Max Reinhardt-Foyer. Unter den Gästen übrigens eine bemerkenswerte Frau: Isabel Weicken war 1981 die Evita in der ersten deutschsprachigen Aufführung dieses Musicals im Theater an der Wien. Sie ist eine Freundin von Ann Mandrella, mit der sie oft gemeinsam auftrat.
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