Landesklinikum Baden-Mödling
Projekt "Palliative Geburt" etabliert
REGION. Im Landesklinikum Mödling wurde in Zusammenarbeit der Abteilungen Gynäkologie und Geburtshilfe mit Kinder- und Jugendheilkunde sowie den Kinder- und Jugend-Palliativteams (KI-JU-PALL) Teams für die multiprofessionelle Betreuung betroffener Familien das Projekt „Palliative Geburt“ etabliert. Diese Form des Abschiednehmens kann für manche Familien in dieser schwierigen Situation einen guten Weg darstellen.
Durch die zunehmende Bedeutung von Pränataldiagnostik sowie die Fortschritte im Bereich der neonatologischen Intensivmedizin wird immer öfter die sogenannte palliative Geburt thematisiert. Wenn im Rahmen von Schwangerschaftsuntersuchungen eine schwerwiegende, meist nicht mit dem Leben vereinbare oder stark lebenslimitierende Erkrankung eines ungeborenen Kindes diagnostiziert wird und dieses höchstwahrscheinlich während oder kurz nach der Geburt versterben wird, bietet sich das Konzept der palliativen Geburt an.
Geburtenreichste Abteilung
Unmittelbar nach der Diagnose wird im Landesklinikum Mödling (mit 2.200 Geburten pro Jahr die geburtenreichste Abteilung in Niederösterreich) ein interdisziplinäres Team eingebunden. Gemeinsam wird mit den Familien in mehreren Gesprächen das weitere Vorgehen besprochen. Dabei werden sämtliche mögliche Szenarien und Optionen sorgfältig abgewogen und die Eltern in dieser schwierigen Zeit professionell unterstützt.
„Einzigartig am Projekt Palliative Geburt ist sicherlich die Eins-zu-eins-Betreuung durch eine Hebamme. Ab dem Zeitpunkt der Entscheidung zur palliativen Geburt steht den Familien während Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett eine kontinuierliche Hebammenbetreuung zur Verfügung“, so DGKP Martina Plescher, Stationsleitung Geburtshilfe Landesklinikum Mödling. „Ebenso einmalig ist die frühzeitige Vernetzung mit den KI-JU-PALL-Teams von MOKI NÖ (Mobile Kinderkrankenpflege Niederösterreich), die nach dem Klinikaufenthalt die Begleitung der Familien zu Hause übernehmen“, erklärt Renate Hlauschek, MMSc, Leitung des KI-JU-PALL-Teams MOKI NÖ.
„Die Wünsche der Eltern spielen eine zentrale Rolle. Wichtig ist auch, Geschwisterkinder und andere Familienmitglieder in den Abschiedsprozess miteinzubeziehen. Die palliative Begleitung wird anschließend in der Kinderabteilung weitergeführt. Die Abteilung beherbergt österreichweit die ersten drei pädiatrischen Palliativbetten und nimmt damit eine Vorreiterrolle ein“, so 1. OÄ Dr. Daniela Paulsen, Abteilung Kinder- und Jugendheilkunde Landesklinikum Mödling.
Palliative Geburt
Im Rahmen einer palliativen Geburt wird ein interdisziplinäres Team bestehend aus PränataldiagnostikerIn, NeonatologIn, PalliativmedizinerIn, Hebamme, diplomierten Gesundheits- und Krankenpflegepersonen, PsychologIn, Seelsorge und den Kinder- und Jugend-Palliativteams NÖ (KI-JU-PALL-Teams) zusammengestellt. Ziel ist es, die werdenden Eltern dabei zu unterstützen, für sich und ihr Kind selbstständige und tragfähige Entscheidungen zu treffen. Das beginnt bei der Diagnosestellung und geht weit über den Tod des Kindes hinaus, denn Nachsorge und Trauerbegleitung sind ein wichtiger Teil des Prozesses.
Im Fall einer Palliativen Geburt verbleiben die betroffenen Neugeborenen in den ersten sechs Stunden nach der Geburt mit der Mutter beziehungsweise der Familie im Kreißsaal. In dieser sensiblen Zeit ermöglicht das Team den Anwesenden gemeinsame Momente und Erinnerungen wie etwa Fotos von einem Sternenfotografen, Hautkontakt und Verabschiedung in professioneller Begleitung.
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