Umweltbaustelle
Jugend engagiert sich für die blühende Artenvielfalt

Larissa Schwaiger, Irene Drozdowski, Melanie Frauendienst und Bürgermeister Christoph Kainz, im Hintergrund auf den Hügeln liegen die Trockenrasenflächen. | Foto: Archiv
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Freiwilliges Engagement von 21 Jugendlichen für die bunt blühenden Trockenrasen in Pfaffstätten. Eine Woche lang wurden bei der Umweltbaustelle Maßnahmen gegen die Verbuschung dieser Flächen gesetzt, um so die Artenvielfalt zu retten.

PFAFFSTÄTTEN. Nicht nur reden, sondern anpacken! 21 Freiwillige sind von 30. Juli bis 5. August 2023 in Pfaffstätten im Einsatz: Sie wollen im Rahmen der Umweltbaustelle „Vielfalt am Alpen-Ostrand“ des Österreichischen Alpenvereins die dort einzigartigen Trockenrasen durch gemeinsame Pflegemaßnahmen erhalten, um aktiv einen wichtigen Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten zu schützen. Sie kommen aus Österreich, Deutschland und Ungarn und setzen sich gemeinsam für die Umwelt ein.

Das Team der Umweltbaustelle Vielfalt am Alpen-Ostrand 2023 am Einsatzort in Pfaffstätten. | Foto: LPV/J. Fischer
  • Das Team der Umweltbaustelle Vielfalt am Alpen-Ostrand 2023 am Einsatzort in Pfaffstätten.
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Bürgermeister Christoph Kainz freut das Engagement besonders, da die jungen Menschen einen wichtigen Beitrag leisten und wiederum die Gemeinde und Bevölkerung motivieren sich zu engagieren. Er erklärt, dass durch eine Kooperation mit einem Schäfer die Flächen beweidet werden. Schafe und Menschen gemeinsam verhindern ein Verbuschen der Flächen.

Projektleiterin Irene Drozdowski betont, dass der Verlust an Artenvielfalt an vielen vorübergeht, er sei nicht so offensichtlich wie der Klimawandel, die Artenvielfalt sei jedoch wichtig für unsere Lebensgrundlage. Sie betont die Wichtigkeit, dass die wertvollen Trockenrasenflächen vernetzt sein müssen, damit Arten erhalten bleiben, da sonst die Populationen zu klein sind. 
Der älteste Lebensraum unserer Region ist der Trockenrasen, erst später kam der Wald auf. Mammut, Wisent und Auerochse haben früher die Flächen freigehalten. Erst in der Neuzeit, mit dem Wegfall der Beweidung, übernahmen Büsche und Wald.

Irene Drozdowski und Melanie Frauendienst mit Mammut und Wisent, die früher die Flächen freigehalten haben. | Foto: Preineder
  • Irene Drozdowski und Melanie Frauendienst mit Mammut und Wisent, die früher die Flächen freigehalten haben.
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In Pfaffstätten gibt es ein neues Böschungspflegekonzept: Die Böschungen der Güterwege werden nur zu bestimmten Zeiten gemäht, da hier der Osterluzeifalter lebt. Die Raupen ernähren sich nur von den Pflanzen der Osterluzei. Sein Lebensraum soll erhalten werden. Von einer einzelnen Pflanze sind bis zu zehn Insektenarten abhängig, da sie wie der Osterluzeifalter auf eine Pflanzenart spezialisiert sind.

Osterluzeifalter

Von den bisherigen Arbeiten in Pfaffstätten hat auch die Kantabrische Winde stark profitiert, die sich inzwischen schön ausbreitet, und in Österreich nur mehr hier zu finden ist. Drozdowski vergleicht: "Die artenreichen Hotspots bei uns sind Trockenrasen, sie sind unsere Korallenriffe und Regenwälder."

Artenvielfalt im Trockenrasen

Die Thermenlinie, zwischen Wienerwald und Wiener Becken gelegen, ist eines der artenreichsten Gebiete Europas. Die im Naturschutzgebiet vorkommenden, wertvollen Trockenrasen bieten Lebensraum für eine Vielzahl von Insekten- und Pflanzenarten wie Sägeschrecke und Gelben Lauch. Ohne Pflege durch Menschen und Weidetiere würden diese Flächen durch Verbuschung verlorengehen.

Eine besonders seltene Pflanzenart: Die Kantabrische Winde gibt es in Österreich nur noch in Pfaffstätten.  | Foto: LPV/I. Drozdowski
  • Eine besonders seltene Pflanzenart: Die Kantabrische Winde gibt es in Österreich nur noch in Pfaffstätten.
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Bereits zum sechsten Mal organisieren daher Österreichischer Alpenverein, Landschaftspflegeverein ThermenlinieWienerwald-Wiener Becken und Gemeinde Pfaffstätten die Umweltbaustelle „Vielfalt am Alpen-Ostrand“. 21 freiwillige, junge Helfer:innen packen eine Woche lang mit Krampen, Astscheren und Motorsäge mit an, um die wertvollen Trockenrasen von Gehölzen zu befreien. Auch Menschen aus der direkten Umgebung kommen tageweise, um mitzuhelfen. Der Einsatzraum ist das Pfaffstättner Naturschutzgebiet Heferlberg-Glaslauterriegel-Fluxberg, dessen Vielfalt durch den Einsatz der Freiwilligen auch in Zukunft erhalten bleiben soll.

Ein spannender Fund auf der Trockenwiese: Eine junge Schlingnatter.  | Foto: LPV/J. Fischer
  • Ein spannender Fund auf der Trockenwiese: Eine junge Schlingnatter.
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Die Umweltbaustelle leistet einen wichtigen Beitrag zu den Zielen für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen: Durch die Landschaftspflegeaktivitäten wird ein wesentliches Zeichen für das Leben an Land und für den Klimaschutz gesetzt.
Die gemeinschaftliche Arbeit im Freien kann anstrengend und ungewohnt sein, ist gleichzeitig aber sinnstiftend und fördert Gesundheit und Wohlergehen. Sie bietet Spaß und viele neue naturnahe Eindrücke für die teils städtisch beheimateten jungen Menschen.

Die Teilnehmerin Anna-Lena Hauser meint dazu: „Man sieht am Ende des Tages, was man geschafft hat und fühlt, dass man die Welt ein bisschen besser gemacht hat. Es ist toll, die Vielfalt der unterschiedlichen Naturräume zu sehen.“

Eine Trockenrasen-Besonderheit: Der Gelbe Lauch und Freiwillige Nora Petermair (im Hintergrund).  | Foto: LPV/J. Fischer
  • Eine Trockenrasen-Besonderheit: Der Gelbe Lauch und Freiwillige Nora Petermair (im Hintergrund).
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Der Einsatz fördert außerdem die nachhaltigen Entwicklungsziele Hochwertige Bildung, Geschlechtergleichheit, weniger Ungleichheit, Nachhaltiger Konsum.

Irene Drozdowski, Biologin und Projektleiterin erklärt: „Die Arbeit draußen leistet einen überaus wertvollen Beitrag zu Schutz der biologischen Vielfalt, Klimaschutz und Klimawandelanpassung. Gleichzeitig lernen die Menschen die bunt blühenden Trockenrasen kennen und lieben und sehen, dass sie selbst einen Beitrag für ein lebenswertes Morgen leisten können. Natürlich können alle mitmachen - unabhängig von Geschlecht oder Herkunft.“

Freiwilliger Samuel Orschlet (rechts) und Manuel Steiner vom Landschaftspflegeverein (links) sind begeistert über den unerwarteten Besuch der seltenen Sägeschrecke. | Foto: LPV/J. Fischer
  • Freiwilliger Samuel Orschlet (rechts) und Manuel Steiner vom Landschaftspflegeverein (links) sind begeistert über den unerwarteten Besuch der seltenen Sägeschrecke.
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Christoph Kainz, der Bürgermeister von Pfaffstätten, freut sich über die Umweltbaustelle, die bereits zum sechsten Mal stattfindet:

„Die Umweltbaustelle ist ein besonderes Zeichen für ehrenamtliches Engagement der Jugend im Bereich des Klima- und Biodiversitätsschutzes in unserer Gemeinde und wir sind stolz diese Aktivitäten zu unterstützen.“

Hilf auch DU mit, die heimische biologische Vielfalt zu erhalten. Die Trockenrasenpflege-Tage in Pfaffstätten finden heuer von 3.10.-07.10. statt. Auch in anderen Gemeinden der Region kannst du teilnehmen. Nähere Infos finden Sie hier.

Trockenrasen in Pfaffstätten

Bürgermeister Christoph Kainz freut sich und ist stolz, dass in den letzten Jahren viel bei der Pflege der ökologischen Flächen gelungen sei. Auch bei der Bevölkerung sei das Thema Trockenrasen als Umweltschutzprojekt angekommen.
Bei Projekten mit Schülern lernen diese den Trockenrasen - die Natur vor der Haustüre - kennen, und pflegen diesen. Viele Schüler gehen später mit ihren Eltern und schauen sich die Entwicklung der Trockenrasenflächen an. 
Irene Drozdowski berichtet, dass Kindern diese Arbeit sehr gut tut, wenn ihnen etwas zugetraut wird. Sie dürfen unter Aufsicht auch mit Werkzeugen arbeiten, das ist für viele, besonders Mädchen, etwas besonderes. Auch die Kinder aus der ersten Klasse bringen schon viel weiter. Melanie Frauendienst erzählt von der Aussage eines Kindes, das sie beobachtet hat: "Ich wusste gar nicht, dass Frauen auch so stark sein können."

Irene Drozdowski (mit Bild einer Kantabrischen Winde), Melanie Frauendienst, Larissa Schwaiger und Bürgermeister Christoph Kainz.
  • Irene Drozdowski (mit Bild einer Kantabrischen Winde), Melanie Frauendienst, Larissa Schwaiger und Bürgermeister Christoph Kainz.
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Auch viele geflüchtete Menschen, die auf einen Bescheid warten und nichts zu tun haben, helfen gerne mit. Über soziale Vereine kamen schon 500 verschiedene Menschen. Sie freuen sich auch über die Gelegenheit Deutsch zu sprechen. Es fördert die Integration und gibt ihnen Hoffnung und für den Landschaftspflegeverein ist es eine große Hilfe.

Kainz lobt auch die Zusammenarbeit mit dem Landschaftspflegeverein, der die Projekte professionell begleitet und "das Drehbuch für die Zukunft schreibt."

Er berichtet, dass es schon Verhandlungen mit den Eigentümern gibt, weitere Grundflächen anzukaufen, um die Flächen zu erweitern und zu verbinden. 

Short Facts

Umweltbaustelle „Vielfalt am Alpen-Ostrand“ in Pfaffstätten 30. Juli - 5. August 2023
Veranstalter: Österreichischer Alpenverein, Sektion Alpenverein Liesing-Perchtoldsdorf gemeinsam mit dem Landschaftspflegeverein Thermenlinie-Wienerwald-Wiener Becken und der Gemeinde Pfaffstätten.
Partner: Naturschutzbund NÖ und andere Grundeigentümer, Biosphärenpark Wienerwald Management, Sportunion Pfaffstätten

Bürgermeister Christoph Kainz, Irene Drozdowski, Melanie Frauendienst, Theresa Korbuly, und Larissa Schwaiger. | Foto: Preineder
  • Bürgermeister Christoph Kainz, Irene Drozdowski, Melanie Frauendienst, Theresa Korbuly, und Larissa Schwaiger.
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Umweltbaustellen

Die Umweltbaustellen, mittlerweile schon ein “Markenzeichen“, werden seit 1986 von der Österreichischen Alpenvereinsjugend organisiert und durchgeführt. Junge Leute zwischen 16 und 30 Jahren arbeiten eine Woche lang unentgeltlich, gegen Kost und Logis, für die Natur in den Arbeitsfeldern Bergbauern und Almwirtschaft, Erosionsschutz und Renaturierungen, Nationalparks und Schutzgebiete, Wasser, Bergwald und Wege. Aber auch der Spaß soll nicht zu kurz kommen: Ein Freizeitangebot und jede Menge gemeinsame Freizeitaktivitäten werden ergänzend angeboten.
Geleitet und organisiert werden die Umweltbaustellen von erfahrenen Teams. 

Landschaftspflegeverein Thermenlinie-Wienerwald- Wiener Becken

Seit 2017 engagieren sich der gemeinnützige Verein für die langfristige Sicherung der biologischen Vielfalt und Klimaschutz in der Region Wiener Becken – Thermenlinie. Dafür bauen sie die Netzwerk Natur Region auf - ein regionales Netzwerk an Menschen und Organisationen, die sich gemeinsam mit Herz und Tatkraft für ein Netzwerk an wertvollen Naturflächen in ihrer Gemeinde und über die Gemeindegrenzen hinweg einsetzen. Davon profitieren Arten, Lebensräume, das Klima und wir Menschen. Für ihre Aktivitäten wurden sie mit dem Josef-Schöffel-Naturschutzpreis des Landes NÖ ausgezeichnet.

Die Freiwillige Victoria Baluch (links) genießt den sonnigen Arbeitstag. | Foto: LPV/J. Fischer
  • Die Freiwillige Victoria Baluch (links) genießt den sonnigen Arbeitstag.
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Partner sind die regionalen Gemeinden in Niederösterreich, die Stadt Wien, Landwirt:innen, Vereine, Schulen, Privatpersonen, Unternehmen, Jägerschaft u.v.m. Neben der Begleitung bei der Anlage und Pflege artenreicher Grünflächen für biologische Vielfalt und Klimaschutz liegt einer unserer großen Schwerpunkte auf Pflegemaßnahmen zur Erhaltung bestehender wertvoller Naturflächen gemeinsam mit der Bevölkerung, Schulen und Unternehmen, intensiv begleitet von umfangreichen Naturbildungsaktivitäten, die den Menschen die Natur vor ihrer Haustüre wieder näherbringen. Aktuell sind sie in zwei Wiener Bezirken und 25 NÖ Gemeinden
aktiv.
Nähere Infos dazu hier.

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