Polnischer Sieg im Waldviertel

Foto: Harald Illmer

Nachdem die Waldviertel Rallye im Vorjahr erstmals als Finallauf des European Rallye Cup mit dem Koeffizienten 5 erfolgreich über die Bühne ging, konnten die beiden Veranstalter ÖAMTC ZV Baden und der MSRR Neulengbach heuer bei der 33. Auflage dieses Klassikers mit vielen Neuerungen dem neuen Koeffizienten 10 durchaus gerecht werden. Man hat einen Standortwechsel nach zehn Jahren Horn als Start- und Zielort nach Schloss Grafenegg vorgenommen. Außerdem hat man einige Veränderungen in der Streckenführung durchgeführt. Dies hat unter anderem auch dazu geführt, dass sich der Schotteranteil von bisher 65 Prozent auf den international beachtlichen Standard von fast 77 Prozent erhöht hat.

Organisationsleiter Helmut Schöpf konnte sehr positiv bilanzieren: „Vorerst gilt mein Dank dem Sportland Niederösterreich und allen Rallyegemeinden in der Region für ihre Unterstützung. Darüber hinaus gilt der Dank auch den Sponsoren, stellvertretend seien hier die Bezirksblätter und die Firma Eni erwähnt. Ferner gilt mein Dank auch speziell den Aktiven, den Teams aus dem In- und Ausland, den Feuerwehren, der Rettung und der Polizei, sowie meiner kompletten Funktionärsriege, die alle einen tollen Job abgeliefert haben. Wichtig war es außerdem, dass die Rallye, die von ca. 35.000 Besuchern an beiden Tagen besucht wurde, ohne nennenswerte Zwischenfälle abgelaufen ist. Die positive Resonanz über den Standortwechsel war gewaltig. Grafenegg ist ein Name, der nicht nur für Kunst und Kultur steht, sondern seit heuer sicher auch mit dem Sport verbunden ist. Ich hoffe gemeinsam mit beiden Veranstaltern, dass die Kooperation mit Schloss Grafenegg zukünftig in ähnlich positiver Form weitergeführt werden kann.

Zum Sportlichen:
Seinen Stempel drückte der 33. Rallye Waldviertel von Anfang an der Pole Kajetan Kajetanowicz auf. Der vierfache Meister seines Landes, der mit einem 18köpfigen Team angereist kam, galt neben dem österreichischen Dauermeister Raimund Baumschlager als heißester Siegertipp für das Saisonfinale. Wie erwartet gestaltete sich auch das Duell am ersten Tag. Vier Sonderprüfungen holte sich der schnelle Gast aus Polen, zwei der nicht langsamere Haudegen aus Österreich. Am Ende der ersten Etappe trennten die beiden lediglich 1,2 Sekunden. Zum Beweis, in welcher Liga Kajetanowicz/Baumschlager fuhren: Der drittplatzierte Tscheche Jaromir Tarabus hatte vor dem zweiten Tag 1:11 Minuten Rückstand.

Tag zwei begann mit einem unliebsamen Knalleffekt. Das erwartete Spitzenduell war nämlich nach exakt einer halben Sonderprüfung ebenso zerbrochen wie die Kardanwelle bei Raimund Baumschlagers Skoda Fabia S2000. „Ich fahre für Skoda seit 2009, und das war mein erster Ausfall. Natürlich ist es schade, weil ich hier gerne meinen siebenten Sieg gefeiert hätte, aber was soll’s, das Leben geht weiter“, nahm der Pechvogel sein Schicksal gelassen. „Aber Kajetan Kajetanowicz ist hier wirklich eine Top-Rallye gefahren, er ist ein absolut würdiger Sieger.“ Der Pole lobte die Veranstaltung: „Das war eine Top-Rallye. Herrliche Prüfungen mit irrsinnig schnellen und technisch hoch anspruchsvollen Passagen. Mein Team hat hervorragend gearbeitet. Ich bin sehr glücklich, dass ich ein so schwieriges Rennen gewinnen konnte und bedanke mich besonders bei dem tollen Publikum, das sehr fair war.“ Am Ende hatte Subaru-Impreza-Pilot nach zehn (von 13) gewonnenen Sonderprüfungen über zwei Minuten Vorsprung auf Jaromir Tarabus, der immerhin wie Baumschlager in einem Skoda Fabia S2000 saß.

Hektisch wurde es dann doch noch, nämlich im Kampf um den dritten Platz. Dieser ging nach einem packenden Finish zur Überraschung vieler an Franz Sonnleitner. Der Mostviertler im Mitsubishi Evo IX war in Grafenegg nach zwei Jahren Abwesenheit in die österreichische Staatsmeisterschaft zurückgekehrt und dementsprechend glücklich. „Einen Podestplatz hätte ich mir hier nie erträumen lassen. Aber ich bin von Anfang an mit den Bedingungen sehr gut zurechtgekommen und konnte die ganze Rallye über einen guten Speed gehen und diesen auch halten. Am Ende ist es noch sehr knapp hergegangen.“ Denn lediglich 4,9 Sekunden hinter dem Überraschungsmann aus Niederösterreich kam der Tscheche David Botka (Mitsubishi Evo IX R4) ins Ziel und weiter drei Zehntelsekunden dahinter der Wiener Mario Saibel im Skoda Fabia S2000. „Ich bin hier gewesen, um das Auto auf Schotter kennenzulernen, weil ich vorher damit noch nie auf so einem Terrain gefahren bin. Wir können viel mitnehmen. Wir waren nicht immer glücklich unterwegs, so haben sich am Freitag bei der Wasserdurchfahrt die Scheinwerfer ungünstig verstellt, und wir haben dadurch etwas an Zeit verloren. Bei etwas mehr Glück hätten auch wir auf dem Stockerl stehen können. Aber wirklich unzufrieden bin ich nicht.“

In der Division II dauerte der große Zweikampf um den Titel zwischen Michael Böhm und Peter Ebner nur fünf Sonderprüfungen lang. Kurz vor Ende der ersten Etappe am Freitagabend musste Ebner seinen Citroen DS3 abstellen. „Der Motor ist heißgelaufen, weil wir uns irgendwo den Kühler beschädigt haben. Das war’s. Ich gratuliere dem Michael zum Staatsmeistertitel.“ Der überglückliche Niederösterreicher, der zum Zeitpunkt von Ebners Ausfall 14 Sekunden Vorsprung auf diesen hatte, konnte sein Glück im ersten Moment gar nicht fassen. „Irgendwie steh‘ ich jetzt da wie die berühmte Jungfrau mit einem Kind.“ Am zweiten Tag aber fuhr der Suzuki-Pilot endgültig den 2WD-Sieg (vor Daniel Wollinger) nach Hause und war dementsprechend gelöst: „Das ist mein erster Staatsmeistertitel und umso glücklicher bin ich darüber. Jetzt möchte ich das Ganze erst einmal nur genießen und feiern!“

Im OSK Rallyepokal P3 holt sich der Niederösterreicher Willi Rabl (VW Golf Kitcar) den Sieg vor dem Südtiroler Bernd Zanon (Peugeot 106). Als Gesamtsieger war schon vor der Waldviertel-Rallye der Vorarlberger Kurt Adam festgestanden.

Sieger der Klasse 12 wurde in seiner letzten Rallye der Niederösterreicher Fritz Waldherr (Mitsubishi Evo VII). Herbert Weingartner (Toyota Celica) ist hier Pokalsieger des heurigen Jahres.

In der Historischen Rallye-Staatsmeisterschaft gewann der bereits feststehende Titelträger Johannes Huber (Porsche 911) und kürte damit seinen 70-jährigen Copiloten Harald Gottlieb zum Staatsmeister in der Beifahrerwertung.
Den Historischen Rallyepokal, Division II, holte sich in letzter Sekunde Kurt Göttlicher (Ford Sierra Cosworth) Der ehemalige Rallye-Staatsmeister überholte im letzten Saisonlauf noch den Gesamtführenden Christian Maier (VW Golf II).

Im Opel Corsa OPC Cup dominierte einmal mehr Pokalsieger Daniel Wollinger aus der Steiermark. Der Kärntner Christoph Leitgeb, der an diesem Wochenende seinen 25. Geburtstag feierte, folgte auf Platz zwei.

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