Frühestens 2022
Verbindung vom Franz-Josefs-Bahnhof nach Prag geplant
Die ÖBB sind derzeit in Gesprächen über eine durchgehende Verbindung über die Franz-Josefs-Bahn nach Prag.
Von Katrin Pilz und Christine Bazalka
WIEN/ALSERGRUND. Wer von Wien nach Prag will, setzt sich am Hauptbahnhof in den Zug. Dann geht es über die Nordbahn nach Brünn und Prag. 4:30 Stunden dauert eine Fahrt.
Doch das war nicht immer so: Bis in die 1990er gelangte man vom Franz-Josefs-Bahnhof über Gmünd und Budweis in die tschechische Hauptstadt, dann entschloss man sich, den Fernverkehr auf dieser Strecke einzustellen und die Investitionen ins Netz auf die Nordbahn zu konzentrieren.
Ein Zug für beide Länder
Nun gibt es aber Pläne, den Verkehr nach Prag vom Franz-Josefs-Bahnhof auf der Franz-Josefs-Bahn, wie die Strecke durchs Waldviertel heißt, wieder aufzunehmen. Das geht aus der Beantwortung einer parlamentarischen Anfrage durch Infrastrukturministerin Leonore Gewessler (Grüne) aus dem Juli hervor: Einzelne tschechische Schnellzüge, die schon derzeit zwischen Prag und dem Grenzbahnhof České Velenice zum Waldviertel verkehren, sollen schon bis nach Wien fahren. Angestrebt wird eine sogenannte Duchbindung: Der tschechische Regionalzug wird in Österreich als österreichischer Regionalzug geführt – der Zug ist der gleiche, die Fahrgäste können einfach sitzen bleiben.
"Wir führen derzeit Gespräche mit der tschechischen Bahn", heißt es auch vonseiten der ÖBB, "diese befinden sich in einer sehr frühen Phase." Eine Verwirklichung der Verbindung ist frühestens mit dem Fahrplanwechsel 2022/23, also Ende 2022, geplant. Derzeit könne man auch keine Angaben zu Fahrzeiten, Wagenmaterial und Taktung machen.
Längere Fahrzeit
Auch wenn die Verbindung zustande kommt: Die Fahrzeit kann mit jener auf der Nordbahn wohl nicht mithalten. Von Wien nach České Velenice sind es derzeit etwas über zwei Stunden, von dort nach Prag beträgt die Fahrzeit etwa drei Stunden. Zwar ist geplant, die Strecke im Waldviertel auszubauen und schneller befahrbar zu machen und auch auf tschechischer Seite laufen Modernisierungen – der eingleisige Abschnitt von České Velenice nach Veselí nad Lužnicí soll elektrifiziert und die Geschwindigkeit der Züge dort auf 120 Stundenkilometer angehoben werden. Eine Verkürzung der Fahrzeit könnte sich also ergeben, unter jener über die Nordbahn kommt sie allerdings nicht.
Wien-Prag in zwei Stunden
Auf der Nordbahn ist außerdem derzeit ein weit ehrgeizigeres Projekt in Planung: Eine Verbindung Wien-Prag-Berlin in vier Stunden. Für die Strecke Wien-Prag würde das eine Fahrzeit von unglaublichen zwei Stunden bedeuten; die Fertigstellung ist für Mitte der 2030er geplant.
Die neue Verbindung über die Franz-Josefs-Bahn soll "eine direkte Reisemöglichkeit vom Waldviertel nach Prag herstellen und ist deshalb vor allem von regionalem Nutzen", erklärt Gewessler folgerichtig in der Anfragebeantwortung. Trotzdem: Dass man vom Franz-Josefs-Bahnhof wieder eine Fernreise antreten kann, dürfte Nostalgikerinnen und Nostalgiker freuen – über den Bahnhof nach Gmünd und weiter nach Pilsen oder Budweis konnte man schließlich bereits 1870 reisen.
Du möchtest selbst beitragen?
Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.