Kopf- und Handarbeit

Exzellente Handwerker: Michael Toson (links) und Ferdinand Fleck
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Spreche ich mit altgedienten Mechanikern, die auch in der Ausbildung junger Menschen tätig sind oder waren, höre ich von irritierenden Erfahrungen. Dazu gehört als Standarderzählung, daß junge Menschen mit den Grundrechnungsarten Probleme haben, aber auch mit sinnerfassendem Lesen.


Ein Beispiel, das mir Handwerker und Lehrer Manfred Haslinger eben erzählte: Der Lärm laufender Maschinen erschwert sprachliche Verständigung, also gibt es manchmal einen Handzettel mit Notizen über einen Arbeitsablauf.

Wie kann es sein, daß ein Teenager nicht fähig ist, so eine Anweisung zu lesen und wenigstens irgendwie zu verstehen?

Nun will ich weder auf die Lehrerschaft losgehen, noch interessiert es mich zu hören, welche Probleme die Profis im Grundschulbereich haben, denn beides, die Rundumschläge und das Wehklagen, hören wir jetzt nicht bloß seit Jahren, sondern seit Jahrzehnten.

Was mich aber interessiert:
+) Darf ich erwarten, daß Politik und Verwaltung eines so wohlhabenden Landes die nötigen Rahmenbedingungen schaffen?
+) Darf ich erwarten, das pädagogische Personal werde seine beruflichen Probleme klären, lösen und den Praxisbetrieb auf Stand bringen?

Oder erwartet Ihr, daß wir Euch noch weitere zehn, fünfzehn Jahre zusehen, wie Ihr an Euren Branchenproblemen, vor allem aber an Euren politischen Verstrickungen verzweifelt, während wichtige Fundamente unserer Kinder weiter einbröseln?

Ich kenne eine Legion exzellenter Lehrer und Lehrerinnen, die offenbar einen sehr guten Job machen und die unübersehbar auch bewegende Persönlichkeiten sind, denn davon – so scheint es – hängt in den Klassenzimmern viel ab; ob da vorne eine Person steht, die den Jungen Eindruck macht.

Das erinnert mich an ein Statement des Handwerkers und Lehrers Karl Haar: „Was ich lehre, das kann ich auch.“ (Gutes Konzept, hm?)

Ich bekomme aber auch immer wieder erzählt, daß ausgekochte Kanaillen ihren Job runterbiegen und es engagierteren Kolleginnen wie Kollegen nach Kräften auszutreiben versuchen, den Job anspruchsvoller zu gestalten.

Da erzähle ich nun sicher nichts Neues.

Gerade nah an der Arbeitswelt fällt freilich auch auf, daß auch unzählige Eltern sich nicht aufraffen können, ihren Kinder anregende Vorbilder zu sein und sich im Fall von Problemlagen kompetent um Lösungen zu bemühen.

Im Raum Gleisdorf/Weiz ist die Arbeitslosigkeit zwar Richtung fünf Prozent gegangen, aber das gilt immer noch als Vollbeschäftigung. Dieser Status ist nicht nur steiermarkweit herausragend, sondern österreichweit keineswegs die Regel.

Der Wohlstand, den wir derzeit genießen dürfen, wuchs ganz wesentlich durch Handwerk und Industrie. Die Landwirtschaft konnte -- trotz tüchtiger Leute -- solchen Mehrwert nicht schaffen. All das kam erst nach dem Zweiten Weltkrieg richtig in Schwung, war aber davor schon so stark im Kommen, daß sich unternehmungslustige Kaufleute bewähren konnten.

So erblühte urbanes Leben in einer Region, die agrarisch und handwerklich geprägt ist. Werden wir zuschauen, wie das den Bach runtergeht, weil wir nicht mehr willens und/oder in der Lage sind, unsere Kinder angemessen auszubilden und zu einem eigenständigen Leben anzuleiten?

Wir leben eine Kultur, die uns im Alltag zeigt, daß selbst in bildungsbürgerlichen Kreisen schnell der Vorwurf auftaucht: „Mach es nicht so kompliziert!“ „Red’ nicht so abgehoben!“ …wenn sich jemand auf eine komplexere Sicht der Dinge eingelassen hat.

Ist solchen Leuten die Zeit zum Zuhören und Nachdenken zu schade?

Zugleich höre ich von den Handwerkern, viele Kinder würden keinerlei Geschick zeigen, ließen es an Handfertigkeit fehlen. Warum? „Weil sie nichts angreifen dürfen“, sagte mir Mechaniker Fredi Thaler. „Und weil ihnen keiner was zeigt.“

Wer schon mit einem Patschen beim Fahrrad die nächste Werkstatt sucht, statt die Reparatur selbst zu versuchen, wer das Lösen mechanischer Probleme nur mehr delegiert, produzierte gewissermaßen einen Mangel an Geschicklichkeit.

Das beginnt eigentlich schon, wenn man kleine Kinder nirgends raufsteigen und nichts Kühneres machen läßt.

Manche werden überrascht sein, aber es besteht eine starke Wechselwirkung zwischen Denkvermögen und Handfertigkeit. Das bedeutet, geschickte Hände stimulieren den Geist und der Geist muß den Händen gebieten.

Damit wären wir nun wohl am Ende möglicher Ausreden.

Wenn wir uns wünschen, daß die Leben unserer Kinder gelingen, dann werden Eltern und Lehrerschaft vermutlich gleichermaßen, vielleicht sogar Hand in Hand, dafür sorgen müssen, daß das Denken und die Handfertigkeit auch laufend praktiziert werden.

Dazu müssen Politik und Verwaltung zu neuen Verhaltens- und Verwahrensweisen kommen. (Fußnötchen: Seid Ihr, in diesen Funktionen, nicht auch Eltern?)

Exzellente Handwerker: Michael Toson (links) und Ferdinand Fleck
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