Die EU setzt auf Kulturarbeit
Regionalpolitik, das ist auch Kulturpolitik. Die Pionierarbeit für eine ortsübergreifende Kulturpolitik abseits des Landeszentrums kommt seit Jahren von den LEADER-Kulturptojekten.
Während ländliche Gemeinden in den letzten Jahren ihre Kulturbudgets runtergefahren haben, hat die EU ihres erhöht. Warum ist das so? Die „Kreativbranche“ zeigt mehr Wachstum als viele andere Wirtschaftsbereiche, schafft auch mehr Arbeitsplätze als viele andere Branchen.
Bildungsfragen, soziale Fragen, all das läßt sich offenbar besser bearbeiten, wenn in einer Region ein angeregtes geistiges Klima herrscht. Da geht es um die Bereiche Wissensarbeit, Kulturarbeit und Kunstpraxis. Diese Metiers zeigen nach aktuellen Studien also auch positive Effekte auf benachbarte Felder.
Diese Entwicklung ist bei uns seit einigen Jahren belastet. Das Thema Gemeindezusammenlegungen bringt Unruhe in die Steiermark. Wir erleben ein neues Doppelbudget nach Maastricht-Kriterien, das von schmerzlichen Kürzungen handelt. Auch die EU-LEADER-Regionen der Steiermark sollen reduziert werden, was voraussichtlich Budgeteinbußen bedeutet, vor allem aber Unsicherheit für die Planung von Projekten.
In diesen lebhaften Zeiten hat sich „kunst ost“, das überhaupt erste LEADER-Kulturprojekt der Steiermark, dennoch sehr gut entwickelt. Das war für Iris Absenger-Helmli, die Managerin der „Energieregion Weiz-Gleisdorf“, ein Anlaß, das zukünftige Potential regionaler Kulturinitiativen zu prüfen und Kulturschaffende in Weiz an einen gemeinsamen Tisch zu bitten.
Diesen Auftakt eines oststeirischen LEADER-Kulturnetzwerkes begleitete auch Wolfgang Berger vom „Oststeirischen Kernland“. Dazu wurden die Projektleiterinnen und -leiter einiger Kulturprojekte zu einander benachbarter LEADER-Regionen an einen Tisch gebeten.
Dieser Auftakt gemeinsamer Kulturgespräche hat auch den Zweck, die Chancen für neue Kulturprojekte in der nächsten LEADER-Periode (ab 2014) zu prüfen. Das hat nicht nur kulturelle, sondern auch ganz pragmatische Gründe. Es macht definitiv einen Unterschied, ob in der Region einige hunderttausend Euro Budget mehr oder weniger zur Wirkung kommen.
Während bedenkenlose Menschen gerne annehmen, lokale und regionale Investitionen in Kunst und Kultur seien ein „luxuriöses Geschenk“ an Kunstschaffende, erbringt dieser Bereich nicht bloß sozialen Gewinn. Durch konsequente Kulturarbeit kommt auch ein Vielfaches der regionalen Investitionen an zusätzlichen Kulturbudgets von außen in die Oststeiermark. (Das sind allein im Fall von „kunst ost“ rund 300.000 Euro in dieser LEADER-Periode.)
Dazu darf dann auch noch ein erheblicher PR-Nutzen gerechnet werden, der sich über mediale Effekte ergibt, also durch laufende Berichterstattung in den Medien, für welche die Kommunen sonst nur ihre Budgets für Öffentlichkeitsarbeit zur Verfügung haben.
Um aber EU-Budgets in die Oststeiermark zu holen, sind erfahrene Leute mit langem Atem nötig. Diese Gelder sind von hohen bürokratischen Hürden und anstrengenden Prüfverfahren umgeben.
Nach dem Ergebnis dieser ersten Gesprächsrunde hat Wolfgang Berger angeboten, das Folgetreffen auszurichten. Dieses Vorhaben scheint nicht bloß inhaltlich sehr interessant zu werden, es hat – wie erwähnt – auch praktische Motive. Wo immer Budgets in den Keller gehen, die EU hat erkannt, welchen nachhaltigen Nutzen Kulturarbeit erbringt, hat das budgetär gewürdigt. Davon wird die Oststeiermark profitieren können.
+) Die „Energieregion Weiz-Gleisdorf“: [link]
+) Das LEADER-Kulturnetzwerk der „Energieregion Weiz Gleisdorf“: [link]
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