Exzellente Klassiker
Die oststeirische Youngtimer-Szene hat noch viele Seiten, die bisher nicht allgemein sichtbar geworden sind. Wie erfreulich, daß abseits größerer Veranstaltungen auch kleine Zusammenkünfte beachtliche Eindrücke bieten.
Als ich „Edelblech und Kulinarik“ las, war ich natürlich neugierig, was sich zeigen würde, denn weder dieser Titel, noch diese Formation ist mir bisher untergekommen.
Ein sauberer C-Rekord in der Coupé-Variante, das ist im Design ein Brückenschlag zwischen Amerikas Muscle Car-Ära und europäischen Verhältnissen. Daneben ein fast barocker Ford 17M, so unterschiedlich waren eben die hiesigen Geschmäcker zu denen in den USA.
Das sind feine Momente, wobei uns Giugiaros epochale Schrägheck-Deutung in Gestalt des kantigen und legendären Golf GTI erster Generation demonstriert, wohin die Design-Reise später ging. Was aber sofort ins Auge sprang, war eine Rarität, die bei uns schon zu ihrer Zeit selten gewesen ist.
Der Matra Murena fuhr stets im Schatten des dreisitzigen Bagheera und läßt ältere Herrschaften daran denken, daß einst Simca von Chrysler geschluckt wurde, wonach bei uns plötzlich von Talbot die Rede war.
Fußnötchen: Solches Durcheinander in den Konzerngeschichten hat seither nicht mehr aufgehört. Jetzt sollten wir langsam kapiert haben, daß Chrysler von Fiat geschnupft wurde. Das verstehe wer will.
Und finden Sie bitte irgendwo einmal einen frühen Ford Capri, der nicht verbastelt oder mit Aufklebern zusammengeheftet ist. In Gleisdorf war es möglich. Übrigens auch ein markanter Beitrag zum europäischen Blick auf amerikanische Design-Moden. Sozusagen das markanteste Euro-Pony Car: Kurzes Heck, lange Nase.
Sie halten etwa die E-Type von Jaguar dagegen? No Sir! Jaguare waren für wohlhabende Kundschaft gemacht, Pony Cars dagegen für Tom, Dick and Harry. Das ist ein erheblichr sozialer Unterschied.
Es macht sich immer imposant, wenn ein Silver Shadow anrollt, es ist erfreulich ihn zu sehen und zu hören. Wenn aber dann direkt neben dem völlig zeitlosen Rolls Royce ein Puch-Schammerln einparkt, haben wir eine ganze Epoche Mobilitätsgeschichte aufgestellt. Das Pucherl übrigens von 1958, als es noch keinen „Vogel“, sondern eine ovale Plakette am Bug hatte; selten zu sehen.
Doch das eigentliche Highlight stand recht still in einer Ecke. Ein Fiat Dino Spider, eine herausragende Schönheit. Pininfarina pur, einst zu Ehren von Konzerngründer Agnelli konzipiert und mit dem Namen Dino auch eine Referenz an Enzo Ferrari sowie seinen 1956 verstorbenen Sohn Alfred(in)o.
Das sind also Momente, wo wir auf Parkplätzen nicht nur Autoschaun und Benzingespräche fühen können. So wird die Region immer wieder zu einer Art temporärem Freilichtmuseum, in dem sich komplexe Geschichten entfalten. Formen, Farben, Zeitgeist, aber auch Sozialgeschichte und Alltagsgeschichte tun sich dabei auf.
2 Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.