April auf Schloß Freiberg
Vor einigen Jahren entschloß sich Künstler Winfried Lehmann, die Verantwortung für das Aprilfestival zu übernehmen.
Das verlangte von ihm, sich neue Kompetenzen anzueignen. Es ging ja nicht um Eventmanagement, sondern um eine kollektive Kulturpraxis, die abseits des Landeszentrums zu besonderen Momenten führt.
So zumindest die ursprüngliche Intention von Kunst Ost, der Lehmann in seinem Engagement gefolgt ist. „Wenn ich gefragt werde, warum ich das Aprilfestival organisiere, habe ich dafür keine schnelle Antwort“, sagt er. Das zeigt schon, hier geht es um Inhalte, Positionen, um einen Weg hinter den nächsten Horizont, dessen Ziele und Ergebnisse nicht vorgegeben sind.
Lehmann nennt „Emotionen und Erinnerungen“ als eine Quelle seines Tuns. „Als erstes waren da die Kunstbücher meines Vaters, die ich schon als kleiner Bub jederzeit ansehen durfte.“ Das hatte Konsequenzen. Es „veranlasste mich, als Vierzehnjähriger, im Jahr 1948, öfter in das Kunsthistorische Museum zu fahren.“
Man bedenke diese Zeit! Das Museum „stand inmitten von zerbombter Umgebung da. Damals war alles noch ohne Strom. Ich konnte mir stundenlang die alten Meister ansehen.“ Lehmann war kein Stubenhocker. Er machte sich als junger Mann auf den Weg. „Ich kam durch meinem Beruf viel in der Welt herum und es gelang mir fast immer, in die jeweiligen Museen zu gehen.“
Darin liegt ein kleiner Hinweis, daß jede medial vermittelte Realität nicht die gleichen Qualitäten birgt wie die konkrete Begegnung in der Welt greifbarer Dinge. „In Chicago stand ich im Museum of Modern Art vor einem Bild von Georges Seurat, das ich nur aus dem Kunstbuch kannte. Dieses Bild ist riesig, etwa zwei mal drei Meter groß.“
E sind genau solche realen Begegnungen mit greifbaren Kunstwerken, um die es auch beim Aprilfestival auf Schloß Freiberg geht. Lehmann erinnert sich weiter: „Neben dem Bild stand eine schwarze Wärterin, am Gürtel Pistole und Schlagstock, ein Funkgerät in der Hand. Ich ließ mich zu der Frage hinreißen: ‚Is this pictur real.’ (Ist dieses Bild echt?) Ihre Antwort: ‚What is the matter with you?“ (Was ist mit ihnen los?)“ Lehmanns erwiderte: „Emotions.“
Zum Arbeitsjahr 2016 sagt der Künstler: „Unser Motto für das kommende Aprilfestival lautet Los!Lassen!“ Er bleibt bei der Gewichtung auf Gefühlen. „Ich meine das ganz emotional. Paul Gauguin sagte, was auch ich empfinde, in die Malerei müsse die Totalität des Menschen einfließen, sein Verstand, seine handwerkliche Fertigkeit, seine Bildung, aber auch seine tiefen Überzeugungen, seine Triebe, sein Verlangen und sein Haß.“
Also Gauguin. Lehmann dazu: „Seine Ansichten sind auch die meinen und die Künstler, die ich im April zeigen werde, erfüllen diese Vorstellung für mich zur Gänze. Es hat mir sehr viel Freude gemacht, mit unseren Partner Helmut Oberbichler die ausstellenden Künstler in ihren Ateliers zu besuchen, mit ihnen zu plaudern und sie dabei zu fotografieren.“
All das entfaltet sich in Kooperation mit Fokus Freiberg (Ewald Ulrich), ebenso unter dem wachen Augenmerk von Bürgermeister Peter Moser, der es schätzt, daß die Gemeinde Ludersdorf-Wilfersdorf wieder Kontinuität im kulturellen Geschehen erfährt. Das einst agrarische Gemeinwesen mit seiner nahen Autobahnanbindung hat Industriebetriebe erhalten und eines der wenigen Hotels in der Gegend.
Es ist aber auch jene Gemeinde mit dem zweitgrößten Bevölkerungszuwachs in der Steiermark. Das bedeutet nicht nur Vorteile, sondern ist ebenso eine große soziale Herausforderung. Geistiges Leben und kulturelle Aktivitäten bieten dazu Räume an, in denen einiges davon auf sinnliche Art greifbar werden kann.
http://www.aprilfestival.at
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