Als die Welt zur Provinz wurde
Es wirkt, als habe sie eine große Reise gemacht. Vielleicht durch ihr Inneres, aber auf jeden Fall durch die Welt. Man sieht, wo wir sind, da ist auch die Welt, und was anderswo ist, erreicht uns ebenso.
Michaela Knittelfelder-Lang zeigt neue Arbeiten im Gleisdorfer Museum im Rathaus. Belege für einen wachen Geist und für die Tatsache, daß Provinz nicht unbedingt Enge bedeuten muß.
Die passende Überschrift für den Prozeß wäre „energisch“. Die Ausstellung trägt den Titel „What makes the world go round“. Die Arbeiten zeigen inhaltlich und handwerklich Früchte kontinuierlicher Arbeit.
Das macht einen Unterschied zu zahlreichen Kreativen der Region, welche seit wenigstens 20 Jahren erkennbar Stillstand produzieren und die künstlerischen Techniken hauptsächlich zur Selbstrepräsentation nutzen.
Der Gang durch die Ausstellung wird abschnittweise zu einer Reflexion des 20. Jahrhunderts. Knittelfelder-Lang macht anschaulich, welche Geister wir gerufen haben. Das bedeutet auch, sie deutet die Bilderflut, in die wir längst gehüllt sind, greift impulsiv auf populäre Motive zu.
Ihre Interpretationen des Sichtbaren und des dahinter Erahnbaren führen vor Augen, was uns eigentlich ausmacht, während gerade sehr populär und populistisch um „unsere Kultur“ und „unsere Identität“ gefürchtet wird. All das, Kultur und Identitätsangebote, ist längst von den Werbeabteilungen großer Konzerne infiltriert worden.
Was uns daher an Botschaften erreicht, läßt oft keine Unterscheidung mehr zu, grüßt hier eine Company, ein Global Player oder unsere Regierung? Alles bettet sich gut in die aktuellen Bildwelten, die uns über mehr Medienkanäle denn je erreichen. Außer solche Botschaften prallen auf eine Künstlerin wie Knittelfelder-Lang.
Sie bricht diese Geläufigkeit in Bildern und Objekten, okkupiert den Raum mit Ansichten im doppelten Wortsinn, bildlichen Erwiderungen und sprachlichen Statements. Was die Welt bewegt, bewegt uns heute alle, ob wir es wahrnehmen oder nicht.
+) Michaela Knittelfelder-Lang [link]
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