Ulrichschläger Erdställe im Visier von internationalen Forschern
Die Erdställe in Ulrichschlag stehen erneut unter der Lupe der Forscher. Nach wie vor geben die mysteriösen Tunnel Rätsel auf - das könnte sich aber jetzt ändern.
ULRICHSCHLAG. Sie sind dunkel, eng, kalt und feucht, trotzdem wurden in mühevoller Handarbeit bis zu zwanzig Meter lange Tunnel in den felsigen Boden des Waldviertels gehauen. Welchem Zweck dienten die Tunnel und Gänge? Wie haben es die Erbauer im 12. Jahrhundert geschafft sie trotz der extremen Bedingungen derart präzise in die Felsen zu hauen? Die mysteriösen Erdställe geben Forschern bis heute Rätsel auf. Das könnte sich jetzt aber ändern: Internationale Experten, Archäologen und treffen sich in Frankreich um das Geheimnis zu ergründen. Eine große Rolle spielen dabei die Erdställe aus Ulrichschlag (Gemeinde Waidhofen).
Dieter Ahlborn, Deutschlands führender Erdstall-Forscher, stattete dem Erdstalldorf kürzlich einen Besuch ab. Er untersuchte und fotografierte die Erdställe Mölzer, Polt und Böckl. Ahlborn wird in Frankreich über die Besonderheiten Ulrichschlags referieren. Die Erdställe dortigen Gänge und Tunnel sind deshalb so interessant, weil sie mit bis zu 20 Meter im Durchmesser sehr groß sind und zu den am besten erhaltenen in Europa gehören, berichtet Harald Böckl, selbst stolzer Erdstallbesitzer.
Die Forscher gehen jetzt stärker ins Detail als je zuvor. So befinden sich die meisten Lichtschächte auf der linken Seite der Gänge, weil die meisten Erbauer Rechtshänder waren. Selbst aus den Hauspuren im Gestein hoffen die Forscher neue Erkenntnisse zu ziehen. Die Experten vergleichen ihre Daten mit jenen aus den 1.000 weiteren Erdställen in Europa. Für Böckl ein sehr spannendes Feld: "Erdställe sind die letzten vorhandenen Zeigen der Besiedelung des Waldviertels."
Der Kongress in Frankreich findet im August statt. "Die Ulrichschläger Erdstallfreunde warten jedenfalls gespannt auf das Ergebnis", so Böckl.
Zur Sache: Erdställe
Erdställe stammen meist aus dem 12. Jahrhundert, wobei noch keiner der Gänge auf die Zeit nach 1250 datiert werden konnte. Eine große Erdstall-Dichte gibt es im Wein- und Waldviertel sowie in Bayern und Frankreich. Den Grund dafür vermuten Experten darin, weil das Waldviertel von Bayern aus besiedelt wurde. Welchem Zweck die Tunnel und Gänge dienten ist bis heute unklar. Die beiden gängigsten Theorien gehen von Verstecken oder kultischen Anlagen aus.
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