"Wir wollen sicher keine Hilfssheriffs"
Das sogenannten "Community-Policing" startet – in Ober-österreich vorerst nur im Bezirk Schärding.
BEZIRK (ebd). Seitdem in den vergangenen Monaten rund 80.000 Flüchtlinge durch den Bezirk gezogen sind, zeigen sich die Bürger verunsichert. Obwohl die jüngste Kriminalstatistik beweist, dass die Kriminalitätsrate rückläufig und die Aufklärungsquote hoch ist, herrscht in der Bevölkerung nach wie vor subjektive Angst. Landespolizeidirektor Andreas Pilsl spricht von einem Dilemma, das es abzustellen gilt. Deshalb ist nun das "Community-Policing" gestartet.
Hinter dem sperrigen Namen verbirgt sich nichts anderes als der Versuch der Landespolizeidirektion, gemeinsam mit Schärdinger Exekutive, Bezirkshauptmannschaft und Gemeinden für ein erhöhtes Sicherheitsgefühl zu sorgen. Dafür werden derzeit sogenannte "Sicherheitsbürger" gesucht. Pro Gemeinde soll eine Person als "Schnittstelle" zwischen Bevölkerung und Polizei fungieren. Neben dem "Sicherheitsbürger" ist auch geplant einen "Sicherheits-Gemeinderat" zu installieren. Beide Personen werden von der jeweiligen Gemeinde bestimmt. Ziel ist es, in jeder der 30 Gemeinden zwei "Sicherheits-Beauftragte" zu haben. "Es geht dabei um eine Art 'Kümmererperson' mit keinen besonderen Rechten. Wir suchen sicher keine Hilfssheriffs. Es geht mehr um Information als ums Handeln. Handeln kann ohnehin nur die Polizei", betont Pilsl.
Freibäder im "Visier"
Und genau hier kommen die Community-Polizisten ins Spiel. Sieben wird es davon im Bezirk geben – jeweils einer von jeder Polizeiinspektion. "Jeder der sieben Polizisten wird gleich mehrere Gemeinden zu bedienen haben", sagt Projektleiter und Bezirkspolizeikommandant Matthias Osterkorn. Last but not least wird noch ein Community-Referent installiert, der quasi für die sieben Community-Polizisten "zuständig" sein wird. Diese Aufgabe übernimmt der Schärdinger Zivilschutzbeauftragte Gerhard Gierlinger, der selbst Polizist ist.
Derzeit befindet sich das Projekt in der Findungsphase. Die Community-Polizisten werden entsprechend geschult. Ebenso die "Sicherheitsbürger". Als erste konkrete Maßnahme will Osterkorn die acht Freibäder im Bezirk ins "Visier" nehmen. Heißt im Klartext: Badbetreiber und Personal sollen entsprechend geschult werden. "Es geht darum, etwa Badeordnungen in andere Sprachen zu übersetzen", so Gierlinger.
Probegalopp bis 2017
Ebenso sollen in den 22 Gemeinden, in denen sich Asylunterkünfte befinden, als Präventivmaßnahme Verhaltensregeln vermittelt werden. Eine solche Unterkunft befindet sich auch in Taufkirchen. Bürgermeister Paul Freund weiß um die Ängste der Bürger. Obwohl diese zwar unbegründet seien, begrüßt er das Projekt. "Vor allem sollten Polizeibeamte im jeweiligen Wohnort einbezogen werden, weil diese meist einen guten Kontakt zu den Bürgern haben." Wie Osterkorn betont, wird der Probebetrieb bis ins erste Quartal 2017 gehen. "Dann findet eine Evaluierung statt, ob das Projekt – das auch wissenschaftlich begleitet wird – überhaupt etwas gebracht hat. Erst dann soll es auf ganz Österreich ausgedehnt werden."
Was Schärdings Bürgermeister Franz Angerer von dem Projekt hält, lesen Sie hier:
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