Die Sprache ist ihr Werkzeug

SALZBURG (lg). Nicht nach Unterschieden, sondern vielmehr nach Gemeinsamkeiten suchen, die einen verbinden – diesen Ansatz vertritt die gebürtige Bosnierin Mevlida Mesanovic, die seit vier Jahren an Salzburger Schulen als islamische Religionspädagogin tätig ist. 1992 ist Mesanovic nach Salzburg gekommen, anfänglich war die Integration für die quirlige Pädagogin nicht einfach, vor allem deshalb, weil sie die Sprache nicht kannte. "Ich habe das Gefühl, ich würde lieber ohne Brot als ohne Sprache leben. Ich rede sehr gerne und tausche mich mit den Menschen aus. ich habe dann Deutschkurse besucht und sukzessive mein Deutsch verbessert. Ab diesem Zeitpunkt ist die Integration immer einfacher geworden", erzählt die zweifache Mutter. Generell ist für Mesanovic das Öffnen für andere Menschen, Religionen und Kulturen wesentlich, um in unserer heutigen Gesellschaft ein gutes Zusammenleben zu gewährleisten.

Religionsunterricht öffnen
"Ich gehöre auch zu jenen Religionspädagogen, die den interkulturellen Dialog sehr fördern und gerne auch interreligiöse Feste mit den Schülern organisieren. Erst vor Kurzem hab ich mit einem Evangelisch-Professor nach Gemeinsamkeiten in unserem Unterricht gesucht. Ich bin überzeugt davon, dass Bildung und Wissen die 'Angst vor dem Fremden' nehmen und für mehr Respekt und Toleranz sorgen", erklärt Mesanovic. Für den islamischen Unterricht gibt es einen fixen Lehrplan, der von der Islamischen Glaubensgemeinschaft und dem Bundesministerium erstellt wird. "Danach richte ich meine Jahresplanung. Ich achte im Unterricht immer darauf, sehr lebensnahe Aspekte zu berücksichtigen und nicht nur Wissen zu vermitteln, sondern auch die Persönlichkeit und Identität der Schüler zu stärken. Ich erachte den Religionsunterricht als sehr wichtig, da man hier viele Kinder erreichen kann", so die Pädagogin. Auch das Thema Dschihadismus wird im Unterricht erörtert.

"Mit Worten antworten"
"Die Kinder werden sehr oft damit konfrontiert, es kommt oft zu Pauschalurteilen gegenüber Muslimen. Ich erkläre den Schülern, dass diese Handlungen nichts mit Religion zu tun haben, das sind religiöse Analphabeten, die dem Dschihadismus angehören. Das thematisiere ich übrigens nicht nur mit muslimischen, sondern auch mit andersgläubigen Schülern. Man sollte den Religionsunterricht generell mehr öffnen, damit die Schüler die unterschiedlichen Religionen kennen lernen", so Mesanovic, die davon überzeugt ist, dadurch auch Debatten um das Tragen eines Kopftuches einzuschränken. "Wenn mir Schülerinnen erzählen, dass sie auf der Straße beschimpft wurden, weil sie ein Kopftuch tragen, dann sage ich ihnen, dass sie nicht mit Taten, sondern mit Worten antworten und mit den Menschen reden sollen." Sie selbst sei noch nicht beschimpft worden, aber "schief angeschaut wird man schon einmal." Auch mit dem Thema Schwimm- und Turnunterricht sei sie als Pädagogin erst einmal konfrontiert worden.

Teil der Gesellschaft
"Eine Mutter eines muslimischen Mädchens hat sich bei mir erkundigt, ob der Turnunterricht von Mädchen und Buben getrennt stattfindet. Aber sonst stellt das für die Eltern kein Problem dar", berichtet die weltoffene Pädagogin und fügt hinzu: "Wir sollten jedem Kind das Gefühl geben, dass es hierher gehört und ein Teil unserer Gesellschaft ist."

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