Das war ein "Griff ins Klo"
Gut gemeint ist oft daneben, wie die Errichtung eines (weniger) rollstuhlgerechten WCs in Hallein zeigt.
HALLEIN (tres). Da hatte Bgm. Gerhard Anzengruber (ÖVP) eine schöne Presseaussendung zum Thema Barrierefreiheit verschickt und dann geriet alles durch SPÖ-VBgm. Walter Reschreiter bei der vergangenen Gemeindevertretungssitzung - übrigens der ersten barrierefreien im Kolpinghaus - ins Wanken.
Senioren sind nicht behindert
Viele Maßnahmen für Menschen mit Behinderung habe er bereits umgesetzt, ließ der Bürgermeister via Email ausrichten. Als Meilensteine zählte er u. a. den Umbau der WC-Anlagen auf der Pernerinsel und am Griesmeisterplatz auf. Doch VBgm. Reschreiter bemängelte das Fehlen eines Behindertenbeirates, so wie die Stadt Salzburg z. B. einen hat.
Ein Behindertenbeirat setzt sich für die Verbesserung der Lebenssituation behinderter Menschen in der Gemeinde ein. Anzengruber gab an, dass ein solcher nicht notwendig sei, es gäbe in Hallein ja immerhin eine Seniorenplattform.
"Aber hätten wir einen Behindertenbeirat, dann wäre es z. B. nicht passiert, dass Rollstuhlfahrer beim WC auf der Pernerinsel die Türe nicht schließen können", argumentierte Reschreiter. Die Umsetzung war quasi ein "Griff ins Klo", wie man so schön sagt. Überhaupt sei die Idee mit dem barrierefreien Ausbau der Anlagen seine gewesen, meinte Reschreiter.
"Das höre ich zum ersten Mal, dass die Tür nicht zugeht", entgegnete Anzengruber: "Warum hat man mir das nicht gesagt? Man kann mich ja jederzeit anrufen und mit mir reden."
Kein Behindertenbeirat nötig?
Für einen Behindertenbeirat in Hallein sprach sich auch Anna Gsenger vom österreichischen Zivil-Invalidenverband OEZIV aus: "Es sind die kleinen Dinge, die wichtig sind, wie eben die Sache mit der WC-Tür. Die muss man im Nachhinein wieder ausbessern, was mehr kostet wie wenn man es gleich richtig macht. Eine Seniorenplattform kann solche Dinge nicht wissen: Senioren sind ja keine Behinderten. Aber Menschen mit Behinderung wissen, was ein Blinder, ein Rollstuhlfahrer oder ein Spastiker braucht."
Gsenger übergab eine Unterschriftenliste an Anzengruber mit der Bitte, doch einen Behindertenbeirat einzuführen.
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