KUG Institut Oberschützen
Yaroslav Martynov: " Die Trompete ist mein Instrument"

Der Musiker Yaroslav Martynov studiert und lebt seit 2014 in Oberschützen.  | Foto: Elisabeth Kloiber
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Der gebürtige Ukrainer Yaroslav Martynov studiert am Institut Oberschützen der Kunst Universität Graz "Trompete". Im Interview erzählt er über seine musikalischen Anfänge, seine Lehrertätigkeiten und dem Krieg in seiner Heimat. 

REGIONALMEDIEN BURGENLAND: Wie sind Sie zur Trompete gekommen?
YAROSLAV MARTYNOV: Mein Vater spielt Posaune und meine Mutter Klavier. Sozusagen komme ich aus einer  musikalischen Familie. Mit 6 Jahren habe ich dann selber mit dem Klavierspielen begonnen. Als Kind durfte ich meinen Vater oft in der Staatsoper in Lwiw in der Ukraine beim Proben zuhören. Dabei hat mir die Trompete immer am besten gefallen. Mit ungefähr 12 Jahren fing ich dann selber an Trompete zu spielen und bin auch dabei geblieben.

Was war damals für Sie das Faszinierende an der Trompete?
Die Trompete hört man sehr deutlich aus einem Orchester heraus. Sie ist sehr solistisch. Wenn ich mich da an eine AIDA-Produktion in der Staatsoper von Lwiw zurückerinnere, bleibt mir der Triumphmarsch von damals sehr gut in Erinnerung. Dieser hat mich sehr gefesselt. Von da an wusste ich, dass die Trompete mein Instrument sein wird. 

Was ist das Besondere in einem Orchester zu spielen?
Das Zusammenspiel mit den Musikerkollegen. Klavier spielt man hauptsächlich allein. Die Trompete spielt man meistens in einem Orchester. Dabei hat man ein Team um sich, welches sich gegenseitig unterstützt. Wichtig ist, dass man sich an andere anpasst und dies hat mir schon immer sehr gut gefallen.

Wie war es als Sie 2014 zum Studieren nach Oberschützen kamen?
Damals mit gerade einmal 17 Jahren bin ich nach Österreich gekommen. Meine Eltern haben mich dabei unterstützt und sind immer hinter mir gestanden. Allein in Oberschützen musste ich schnell selbstständig werden und vor allem schnell die Sprache lernen. Im Nachhinein betrachtet, war es für meine Entwicklung ein großer Vorteil, dass ich hier geblieben bin und nicht nach Graz oder Wien ging. So konnte ich mich in aller Ruhe nur auf mich konzentrieren und hatte wenig Ablenkung.

Was macht die Ausbildung am Institut Oberschützen aus?
Hier kann man sich komplett auf die Musik konzentrieren und sich auf das Probespielen und Konzerte vorbereiten. Die Studenten kommen aus aller Welt. Die Musik eint uns. Da ist es egal woher man kommt oder von welcher Familie man abstammt. Wenn wir Musik machen, sind wir alle gleich.

Sie geben Ihr musikalisches Wissen sowie ihre Trompetenkünste bereits in der Region weiter. Wo denn überall?
Seit 2017 bin ich Kapellmeister beim Musikverein Kemeten. Zudem leite ich den Chor des Gesangsvereins "Sängerlust" in Bernstein. Das war für mich auch eine neue Aufgabe. Hierfür musste ich zuallererst sehr viele österreichische Volkslieder lernen. Vor allem der hianzische Dialekt war etwas total Neues für mich. Seit 2019 gebe ich außerdem Trompetenunterricht bei den Musikvereinen Kemeten und Wolfau.

Wie schwer war es als Musiker während der Zeit der Pandemie?
Es war sehr schwierig, weil wir nichts machen konnten. Egal ob als Musiker, Kapellmeister oder Chorleiter, man ist nur zuhause gesessen und hat versucht online etwas zu machen. Aber leider funktionierte nicht immer alles. Das Online-Proben mit der Musikkapelle war zwar besser als nichts, aber natürlich hatte es nicht den selben Effekt wie eine Präsenz-Probe. Als Musiker hat es mich auch sehr stark betroffen. Konzerte und Auftritte waren nicht möglich. Dann überlegt man schon einmal, ob man nicht einem anderen Beruf nachgehen sollte. Manche haben das leider auch gemacht und sind auf andere Berufe umgestiegen.

Wie schaut es mit dem Nachwuchs nach der Corona-Pause aus?
Man merkt, dass viele Kinder die Lust am Instrumente spielen verloren und aufgehört haben. Statt den Proben am Freitag oder Samstag, sind andere Dinge wichtiger geworden. Nicht nur ich nehme das wahr, die Tendenz ist überall zu erkennen. Zudem verlief der Online-Unterricht vor allem bei den kleinen Kindern nicht optimal. Anfänger brauchen den Präsenzunterricht. Man muss dabei sein, um bei Bedarf gleich korrigieren zu können. Jetzt darf man aber auch nicht den Fehler machen und so schnell wie möglich die verlorene Zeit wieder versuchen aufzuholen. Das könnte die Kinder weiter demotivieren oder sogar abschrecken.

Haben Sie ein Ziel, das Sie gerne erreichen möchten?
Fast jeder Trompeter, der das Instrument hauptberuflich spielt, möchte irgendwann Mitglied in einem Orchester werden. Der Konkurrenzkampf ist allerdings groß. Bei einem meiner letzten Probespiele in Graz für eine freie Stelle als Trompeter waren 42 Personen eingeladen.

Inwiefern unterscheidet sich die Blasmusik in Österreich mit der in der Ukraine?
Freiwillige Musikkapellen wie in Österreich haben wir in der Ukraine nicht. Bei uns hat jede Musikschule eine eigene Kapelle und da spielen hauptsächlich Kinder, die dort unterrichtet werden mit. Hier in Österreich bestehen die Kapellen mehrheitlich aus Erwachsenen, die ihrem Hobby nachgehen wollen.

Sie stammen aus der Ukraine, genauer gesagt aus Lemberg, wo zurzeit ein Angriffskrieg geführt wird. Haben Sie Ihre Familie in Sicherheit bringen können?
Sowohl meine Mutter, als auch meine 15-jährige Schwester konnten sich hier in Oberschützen in Sicherheit bringen. Als der Krieg begann und die erste Ausgangssperre nahte, hatten sie nur 20 Minuten Zeit um eine Entscheidung zu treffen, ob sie gehen oder bleiben sollten. In größter Eile mussten sie ein paar Sachen zusammenpacken und Abschied nehmen.

Wie geht es Ihnen dabei, wenn Sie die Bilder der Zerstörungen sehen?
Es geht einem so viel im Kopf herum. Dabei den Fokus zu halten, ist sehr schwierig geworden. Man kann sich nicht mehr über Dinge freuen, wenn man zusehen muss, wie sein Zuhause, seine Heimat zu Nichte gemacht wird. Das ist wirklich schlimm.

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