"Viehzucht ist in der Stadt fast unmöglich"

Ein Traktor mit Linzer Kennzeichen hat in der Landeshauptstadt durchaus Seltenheitswert. Foto: BRS
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LINZ (jog). In Linz gibt es mehr als 100 Landwirte, die ihre Äcker bewirtschaften oder Viehzucht betreiben. "Die unmittelbare Nähe zu den Konsumenten ist für Landwirte in Linz sicher ein großer Vorteil. Viele verkaufen ihre Produkte ab Hof", sagt Bezirksbauernkammer-Obmann Johannes Gruber. "Das steigende Bewusstsein über Nahrung kommt uns entgegen. Die Leute wollen wissen, woher ihre Erdäpfel oder Zwiebeln kommen", sagt Leopold Finner. Seit 1990 betreibt er am Froschberg, etwa 20 Minuten Gehzeit vom Linzer Hauptplatz entfernt, den Piringerhof. Schon seine Großeltern haben den geschichtsträchtigen Betrieb mit etwa 20 Hektar Fläche bewirtschaftet, damals noch mit Kühen und Schweinezucht. "In den 70er Jahren gab es mehr als 720 weibliche Rinder auf Stadtgebiet", erinnert sich Lepold Finner sen. "Die unmittelbare Nähe zu Wohnsiedlungen macht die Viehzucht heute fast unmöglich. Vor allem wegen der Geruchsbelästigung. Die Menschen wollen zwar gerne Bioprodukte, haben aber manchmal kein Verständnis für deren Herstellung", so Finner. Neben 15 Sorten Erdäpfeln, Zwiebeln, Spargel und anderem Gemüse baut der 50-Jährige auch Erd- und Himbeeren an, die sich Konsumenten selbst pflücken können. Zudem ist er mit veredelten Produkten wie Rapsöl oder Apfelmost bei Bewerben erfolgreich. Dass das Klischee, Landwirte wären besonders erfinderisch, auch auf die Stadtbauern zutrifft, zeigen viele Beispiele des Strukturwandels. "Es gibt in Linz sehr gelungene Beispiele für Urlaub am Bauernhof oder Erlebnisbauernhöfe", sagt Gruber.

Schüler für Natur begeistern
Michaela Sommer hat auf eigene Faust vor einigen Jahren in Pichling den Hof ihrer Eltern übernommen und möchte mit Schulprojekten Stadtkindern die Natur näherbringen. "Letzten Frühling waren erstmals Schulklassen aus der Volksschule Pichling bei mir. Ich habe ihnen den Soja-Anbau nähergebracht und hoffentlich Gespür für die Natur vermitteln können", sagt die Landwirtin. Sommer organisiert zusätzlich einen Tag mit dem Jäger im Wald. Auch sie setzt auf Ackerbau statt Viehzucht. Ab Hof verkauft sie ausschließlich Brennholz, das sie selbst aus dem anliegenden Wald schlägert. "Natürlich ist die Stadtnähe ein Vorteil. Aber manchmal ist man mit seinem Traktor halt ein Hindernis auf der Straße", so die Stadtbäuerin. Speziell mit Spaziergängern und Hunden gäbe es ab und zu Probleme. Das bestätigt auch der Gemüsebauer Finner: "Die meisten Hundebesitzer sind absolut ok, aber manche glauben, sie können auf Privatgrund tun und lassen was sie wollen". Auch mit Müll würde in Stadtnähe viel sorgloser umgegangen werden. Häufig muss Finner Plastikabfall aus seinen Feldern entfernen. Nicht alle Bauern in der Stadt haben unmittelbare Nähe zu Wohnsiedlungen. Die Stadtbauern sind in vier Ortsgruppen aufgeteilt. "Die Voraussetzungen sind sehr unterschiedlich", sagt Bezirksbauernkammer-Obmann Gruber. Die Ortsgruppe Linz-Stadt, dem der Piringerhof angehört, hat nur noch sechs Mitglieder. "Die Bedürfnisse der Stadt für Wohnflächen werden zunehmend größer. Dafür werden natürlich auch Grünflächen gebraucht." Die sogenannten Sommer-Gründe in Ebelsberg sollen in den nächsten Jahren, gemeinsam mit dem Kasernengebiet, in Wohnungsfläche umgewandelt werden. Geben Linzer Landwirte ihren Betrieb auf, werden Flächen oft an andere Bauern verpachtet.

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