Wildschönau: Die Zeit drängt
Einer der beiden Hausärzte geht bald in Pension. Er will jedoch seinen Nachfolger nach Kräften unterstützen.
WILDSCHÖNAU (mel). Die ärztliche Versorgung in der Wildschönau steht auf wackeligen Beinen: Den beiden Allgemeinmedizinern fällt mit der gesetzlichen Schließung ihrer Hausapotheken eine wichtige Einnahmequelle weg. Zudem geht Ende nächsten Monats einer der beiden Ärzte in Pension und die Suche nach einem neuen Arzt ist noch nicht abgeschlossen.
Ausnahmeregelung
Am 1. April öffnet in Niederau eine öffentliche Apotheke. Laut Gesetz müsste somit Allgemeinmediziner Dr. Meinhard Heitzinger seine Hausapotheke innerhalb der nächsten drei Jahre schließen. Der zweite Hausarzt Dr. Michael Bachmann, der mit Ende März in den Ruhestand geht, hätte seine Hausapotheke bereits mit Ende des vergangenen Jahres schließen müssen, da er das 65. Lebensjahr erreicht hat.
"Ich habe beim Land interveniert und eine Sondergenehmigung bekommen. Dr. Bachmann darf bis zu seiner Pensionierung seine Hausapotheke geöffnet haben", so Bgm. Rainer Silberberger. Die Stelle für Dr. Bachmanns Praxis wird mit 31. März ausgeschrieben. "Aber ohne Hausapotheke wird die Suche nach einem Nachfolger noch härter."
Häufige Wochenenddienste
Erschwerend kommt hinzu, dass sich die beiden Hausärzte jedes Wochenende mit dem Bereitschaftsdienst abwechseln. "Das Dienstrad ist ein unattraktiver Klumpen am Bein. Ich habe bereits mit Hopfgarten und Wörgl gesprochen, ob sie unsere Ärzte in ihr Dienstrad aufnehmen, aber keiner wollte uns haben", beklagt Silberberger. In den nächsten Wochen hat er gemeinsam mit NR Josef Lettenbichler (ÖVP) einen Termin bei Gesundheitslandesrat Bernhard Tilg. "Ich kämpfe bis zum Umfallen, aber als Bürgermeister alleine ist das schwierig. Wir brauchen Hilfe von oben."
Dr. Michael Bachmann ist jedoch zuversichtlich was seine Nachfolge betrifft und bekräftigt: "Ich befinde mich derzeit in Gesprächen mit Interessenten und werde meinen Nachfolger nach bestem Wissen unterstützen." Zudem schließt er nicht aus, dass er auch nach seiner Pensionierung weiterhin als Wahlarzt tätig sein wird.
Bund muss entscheiden
Bereits im Frühjahr 2014 machten die Wildschönauer Bürger mit einer Unterschriftenaktion auf die prekäre Lage aufmerksam. Die Petition wurde im Nationalrat behandelt, und bis Ende 2015 soll eine Gesetzesnovellierung zur Sicherstellung der ärztlichen Versorgung sowie der Arzneimittelversorgung im ländlichen Raum beschlossen werden. LA Bettina Ellinger (ÖVP), selbst Wildschönauerin, dazu: "Auf Landesebene haben wir bereits alles getan, was in unserer Macht steht. Es ist wichtig, dass die Apothekerkammer und die Ärztekammer sich schnellstmöglich einigen." Bundesrätin und Bezirkssprecherin der Grünen, Nicole Schreyer, setzt sich für bessere Bedingungen für Landärzte ein: "Wir Grünen fordern ein flexibleres Kassensystem und es soll leichter möglich sein, Gemeinschaftspraxen zu eröffnen." Auch Nationalrätin Carmen Schimanek (FPÖ) befürwortet eine Änderung des Apothekergesetzes, "da es ohne eine Reform zu einer weiteren Benachteiligung des ländlichen Raumes kommt." Bgm. Silberberger hofft auf eine baldige Lösung durch den Nationalrat: "Mein Lichtblick ist, dass bis Ende 2015 eine Antwort vom Bund zu erwarten ist."
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