Buchpräsentation "Ehe der letzte Schornstein fällt" - Annemarie Regensburger u. Angelika Polak-Pollhammer auf Spurensuche in der Imster Südtirolersiedlung
IMST(alra). Die beiden Imster Autorinnen Annemarie Regensburger und Angelika Polak-Pollhammer luden vergangenen Freitag in das Cafe Rosengartl um ihr gemeinsames Buch "Ehe der letzte Schornstein fällt", im Rahmen einer Lesung der Öffentlichkeit vorzustellen. Die Eröffnungs- und Grußworte kamen von BGM LA Stefan Weirather, GR Kulturreferentin Sandra Friedl-Dablander und vom Geschäftsführer der Neuen Heimat Tirol, Hannes Gschwentner. Der Abend wurde von Mag. Sabine Schuchter moderiert, die musikalische Gestaltung trugen Dina und Edo Krilic.
Überwältigend war das Interesse, die Besucher konnten nur mühevoll Platz finden, doch trotz des enormen Andrangs gelang es den beiden Autorinnen das neue Werk mit all seinen persönlichen Momenten, auch als solches zu präsentieren. Auslösender Moment für das Buch war der beginnende Abriss der alten Gebäude der Südtirolersiedlung am Imster Grettert, der Annemarie Regensburger vor zwei Jahren tief berührte und in ihr den Wunsch entstehen ließ, einen Teil der Geschichte, die mit der Entstehung der Siedlung, den Menschen die dort lebten und ihren Schicksalen verbunden ist, zu bewahren. So stand diesem Verschwinden, dem Abbau der alten Siedlung, nicht nur das Errichten einer modernen Wohnanlage, sondern auch das Entstehen, der Aufbau eines Buches entgegen, und gemeinsam mit Angelika Polak-Pollhammer begab sich Annemarie Regensburger auf die historischen und menschlichen Spuren, die weit zurückreichten. In den Jahren 1940/1941 wurde der erste Abschnitt der Imster Südtirolersiedlung erbaut, Träger war die "Neue Heimat". Die sogenannten Volksswohnungen wurden in mehreren Tiroler Orten errichtet, um Menschen, die in Südtirol zur deutschsprachigen Minderheit gehörten, im Zuge der Auswanderung, neuen Wohnraum zu geben. Wohnraum der allerdings als Folge der sogenannten "Option", einem folgenschweren Abkommen aus dem Jahr 1939, notwendig wurde, das für die Betroffenen eine Entscheidung, entweder eine Umsiedlung ins Deutsche Reich oder eine Aufgabe des "Deutschtums", somit ein Verbleiben in Italien bedingte. Wer also seinen Weg in ein neues Leben in der Südtirolersiedlung antrat, tat dies aufgrund einer Wahl, die nur schwer gefällt werden konnte und das Verlassen der Heimat war für viele eher vom schweren Druck und mangelnder Freiwilligkeit belastet, als von der Hoffnung auf einen Neuanfang. Das Buch beschäftigt sich sowohl mit der Ausgangssituation, beleuchtet die geschichtlichen Hintergründe, aber vor allem haben sich Annemarie Regensburger und Angelika Polak-Pollhammer mit den Familiengeschichten der Bewohner der Südtirolersiedlung in Imst auseinandergesetzt. Sie haben die lebendigen und vielfältigen Wahrnehmungen eingefangen und in 21 Geschichten, Einblicke gewährt auf die, mittlerweile mehrere Generationen betreffenden Lebens- und Schicksalslinien. Viele intensive Gespräche wurden geführt und nicht nur die beiden Autorinnen knüpften herzliche Beziehungen, auch die Interviewpartner brachte das Erzählen der Geschichten, rund um den gemeinsamen Hintergrund näher. Die Lesung war für die Besucher sehr berührend, besonders diejenigen, die sich im Buch wiederfanden und auch ein Exemplar überreicht bekamen, waren sichtlich bewegt vom Interesse am erfolgreichen Bemühen, einen Teil ihres Lebens vor dem Vergessen zu bewahren. So konnte, noch ehe der letzte Schornstein in der Südtirolersiedlung fiel, erzählt und festgehalten werden, was für Jahrzehnte lebendig war und nun als wertvolle lokalhistorische Aufzeichnung auch für nachkommende Generationen in Buchform erhalten bleibt. Das Buch ist erschienen im EYE Verlag von Gerald Kurdoglu Nitsche und derzeit erhältlich bei der Buchhandlung Tyrolia in Imst, issba Imst; used-Bekleidung in Imst und dem Buchladen Wiederlesen in der Dr.-C.-Pfeiffenberger Str. 7 in Imst.
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