„Bam, Oida!“ – der wahrscheinlich älteste Baum im Salzkammergut

Die tausendjährige Linde steht im Hof des "Wirt zu Eisengattern". | Foto: Denzel
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KIRCHHAM. Was muss dieses Gewächs schon alles gesehen haben in ihrem angeblich tausendjährigen Leben! Wie viele Generationen von Menschen sind gekommen und gegangen, ohne große Spuren an ihr zu hinterlassen! Wie viele Naturereignisse wie Frost, Stürme, Unwetter, Blitzschläge, Hitzewellen hat sie unbeschadet überstanden.

Auch bei unserem Besuch stemmt die Linde sich gerade trotzig und völlig unbeeindruckt einem Schneesturm entgegen. Ihre kahlen Zweige ragen hoch über das nebenstehende Haus empor, von unten betrachtet meint man, diese Vielzahl von Ästen muss zu einem ganzen Wald gehören. Dabei ist sie sogar imstande, Menschen Schutz zu bieten, denn ihr mächtiger Stamm ist hohl, eine Treppe führt zu einem Spalt in ihr Inneres, wo sogar ein Tisch und Bänke Platz finden.

1000 Jahre alt soll diese Linde sein, die seit Menschengedenken vor dem „Wirt zu Eisengattern“ – vulgo „Bradlwirt“ – Wache hält. Das Land OÖ hat diesen Baum mittlerweile auch schon – aufgrund von Alter und Umfang – ganz offiziell zu einem Naturdenkmal erklärt.
Linden werden generell sehr alt, so steht auch in St. Georgen im Attergau ein Baum dieser Spezies, der ebenfalls als Tausendjährige Linde bekannt ist. Das Holz der Linde wird nämlich vorwiegend von Bildhauern, Schnitzern und Drechslern gebraucht, als Bauholz ist es nur bedingt verwendbar, deshalb wird nicht so viel davon benötigt. Die meisten sakralen Figuren sind aus dem Stamm des Lindenbaums geschnitzt worden, deshalb spricht man vom heiligen Holz.

Noch eine Funktion hatten die meisten dieser alten Bäume irgendwann in ihrem Leben inne: Sie standen meist im Zentrum einer Ansiedlung, am Dorfplatz. In ihrem Schatten fanden Dorffeste, aber auch Gerichtsverhandlungen statt. Oft wurde der verurteilte Delinquent gleich an einem ihrer Äste seiner endgültigen Strafe zugeführt. Weltweit bekannt ist die fiktive Linde aus dem Comic Asterix, unter der in jedem Band ein großes Fest gefeiert wurde, wobei der Antikpunk Troubadix an einem Ast hängend „schweigend zwischengelagert“ wurde.

Alleine in Deutschland gibt es über 800 Orte, deren Namen sich auf die damalige Dorflinde beziehen. Auch unsere Linde hatte einst eine wichtige Funktion: Zwischen ihr und dem heutigen Wirtshaus führte die Durchgangsstraße vorbei. Vom Haus zum Baum versperrte ein Zaun den Weg, erst nach Erledigung eines Wegegeldes (das Haus war nämlich früher eine Zollstation) öffnete sich für die durchreisenden Kaufleute ein eisernes Gatter, das sowohl dem Wirtshaus als auch dem ganzen Ort seinen Namen gab. Im Ortsnamen ist allerdings ein „R“ verschwunden, die kleine Siedlung an der Bahnlinie Gmunden-Vorchdorf heißt heute Eisengattern.

Nachdem aus der Zollstation ein Wirtshaus geworden war (das eiserne Gatter hängt heute als Zunftschild über der Eingangstür), machte die Linde Sonnenschirme im Gastgarten überflüssig. Um das Einschnitzen von Herzen und Namen in ihre Rinde zu verhindern, war noch vor ein paar Jahrzehnten ein eiserner Zaun um sie herum gespannt. Der ist heute ebenso verschwunden wie der Gastgarten in dem sie stand, der ist in einen ruhigeren Teil neben dem Haus verlegt worden – schließlich führt die Straße heute nur ein paar Meter am Baum vorbei, und wenn das Verkehrsaufkommen hier im Vergleich immer noch bescheiden ist, so hat es doch gegen früher merklich zugenommen. Man kann nur hoffen, dass auch die Autoabgase den Baum so unberührt lassen wie die Wettereinflüsse.

Jedenfalls werden wir dem Rat des Wirts Josef Brunnthaler folgen und im Frühjahr das Schauspiel des blühenden Baums vom Gastgarten aus genießen, und dann werden wir auch genauer nachfragen, was es mit der Zollstation damals auf sich hatte.

(Text/Fotos: Hannes Denzel)

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