Fiat lux: Das geschwätzige Automobil

Techniker Ewald Ulrich mit der selbsttragenden Karosserie, auf die "Fiat lux" aufgebaut wird.
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  • Techniker Ewald Ulrich mit der selbsttragenden Karosserie, auf die "Fiat lux" aufgebaut wird.
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Das „Amt für allgemeines Können“ wurde beim Gleisdorfer Kunstsymposion 2013 eingeführt. Aktuell ist es beim Aprilfestival 2015 quasi das Vorzimmer einer kuriosen Entwicklung.


Seit dem vergangenen Jahr entfaltet sich die „Kulturspange“ von ihrer Basis in Gleisdorf zu einem grenzüberschreitenden Kulturprojekt. Dieses Mehrsparten-Projekt folgte einem bewährten Prinzip von Kunst Ost, nämlich Kunst, Wirtschaft und Wissenschaft in Wechselwirkung zu bringen.

Das hat seine Praxis im 2015er-Jahresthema „Eine Epoche begreifen“, womit ein kritischer Blick auf das radikale 20. Jahrhundert gemeint ist. Dabei geht es nicht darum, Kulturarbeit mit knackigen Stichworten zu vermarkten, es geht um ein tiefgreifendes Erarbeiten von relevanten Themen, die einerseits in der Energieregion Weiz-Gleisdorf Gewicht haben, die aber andrerseits auch quer durchs Land und in Europa zur Debatte stehen.

„Fiat lux“ ist manchen Menschen aus dem Buch Genesis geläufig: „Es werde Licht“. Das handelt vom abendländischen Schöpfungsmythos, in dem das Wort am Anfang stand. Die „Werte des Abendlandes“ handeln unter anderem von einem speziellen Respekt vor Sprachmächtigkeit.

Ein verwandtes Motiv findet sich in der jüdischen Mystik beim Golem wieder. Golem ist das hebräische Wort für „formlose Masse“, meint aber auch einen grobschlächtigen, ungebildeten Menschen. In ihrer populärsten Version handelt die Erzählung über den Golem von einem aus Lehm geformten Körper, dem ein beschriebenes Stück Papier in den Mund gelegt wird, wodurch die Figur zum Leben erwacht.

Wenn Sie bedenken, daß Software nichts anderes ist als Text, mit dem eine Maschine gefüttert wird, um aktiv zu werden und verschiedene Funktionen auszuführen, erkennen Sie die weitreichenden kulturellen und technischen Optionen, die sich in der Menschheitsgeschichte bisher aufgetan haben, wo ein Wort ein Anfang stand.

Von solchen Zusammenhängen handelt eine Kooperation zwischen den Kulturinitiativen Kunst Ost und Fokus Freiberg. Da baut ein interdisziplinäres Team (Federführend: Ewald Ulrich von Ana-U) derzeit an einem Fahrzeug, das als Basis eine Automobilminiatur im stattlichen Maßstab von 1:4 hat.

Diese Maschine wird mit Feinmechanik und Elektronik zu einem Apparat aufgerüstet, der eigenständig mit Menschen interagieren kann, auf Mimik, Gesten und Zurufe reagiert. Dieses Vorhaben folgt einer aktuellen Themenstellung von Kunst Ost: „Die Ehre des Handwerks, das Gewicht der Kunst, der Geist in der Maschine“.

Die Maschine soll heuer bei der zweiten Veranstaltung „Mythos Puch“ präsentiert werden. Sie wird anschließend auch bei der Ausstellung „City of Design“ in Graz gezeigt. Das hat einen besonderen Grund. Die eben erst preisgekrönten steirischen Industriedesigner Willi Gangl und Alfred Urleb (Wigl Design) finden das Projekt so interessant, daß sie die Gestaltung der Maschine angeboten haben.

So etabliert die „Kulturspange“ einen Modus kollektiver Kunstpraxis, um längerfristig einem sehr komplexen Thema nachzugehen. Die ersten Arbeitsspuren finden sich zum heurigen Aprilfestival im „Amt für allgemeines Können“ auf Schloß Freiberg.

+) Fiat lux: [link]
+) Mythos Puch 2015 [link]
+) Amt für allgemeines Können: [link]

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