Treten Sie vor den Vorhang!
Ich mache hier grade eine interessante Erfahrung. Noch nie zuvor sind Zugriffszahlen auf einen meiner Artikel in wenigen Stunden derart durch die Decke gefahren.
Das ist sehr überraschend, zumal ich nicht auf gefällige Kost spezialisiert bin. Nach aktuellen Maßstäben im Geschäft sind meine Texte viel zu lang, die Themen meist zu wenig populär.
Man muß schon lesen wollen, sich dafür etwas Zeit nehmen, hat dabei kaum eine Chance, sich selbst auf einem der angehefteten Fotos zu entdecken.
Gut! Klar! Zugriffszahlen sagen noch nichts über die Lektüre aus, weil sie mir keine Verweildauer verraten. Aber ich höre, daß sich zur Sache inzwischen auch hinter den Kulissen allerhand tut.
Die Angelegenheit hat mir wieder einmal einen launigen Telefonanruf meines Redakteurs eingebracht, was bei seinem erheblichen Arbeitspensum nicht so oft vorkommt.
Es herrscht also Diskussionsbedarf. Gut so. Die „Bürgerinitiative für ein asylantenfreies Almenland“ sorgt für Kontroversen. Davon lebt eine Demokratie; sofern diese Kontroversen auch öffentlich stattfinden dürfen. Oberstes Gebot: Treten Sie vor den Vorhang! Nennen Sie Ihre Gründe!
Wer nun glaubt, die bisherige Debatte sein ein flammender Appell an die Politik, hat vielleicht nicht gut aufgepaßt. In solchen Angelegenheiten ist das GESAMTE GEWEMEINWESEN gefordert. Das meint also auch uns, die wir mehr oder weniger private Existenzen pflegen.
Das meint ebenso Medienleute, durch deren Arbeit großteils überhaupt erst entsteht, was man sich unter Öffentlichkeit und öffentlicher Meinung vorstellt.
So diskussionswürdig mir die bisherigen Verlautbarungen der genannten Bürgerinitiative erscheinen, sie handeln ursprünglich von brisanten Fragen der Regionalentwicklung und von der Frage nach den nötigen Kompetenzen, um teils erhebliche Probleme zu lösen.
In solchen Zusammenhängen erwarte ich mir nicht bloß von der Politik angemessene Handlungsweisen. Ich frage stets auch gerne, wofür wir selbst Verantwortung übernehmen werden, damit sich Umstände zum Besseren, statt zum Schlechteren wenden.
Verantwortung übernehmen, das kann schon darin stattfinden, daß man Polemik meidet und sich um Wissen bemüht. Es kann sich darin ereignen, daß man anderen nicht nach dem Maul redet und zu manchen Fragen selbstbewußt sagt: Da weiß ich keine Antwort, denn ich bin nicht sachkundig.
Von derart leichten Übungen kann man sich ja -- je nach Kraft und Laune -- immer wieder einmal zu anspruchsvolleren Positionen aufraffen.
Und falls jemand gar nicht meiner Meinung sein möchte, auch gut. Dissens kann sehr anregend sein und „Wahrheit“ erzeugt man ohnehin nicht, indem man versucht, alle Widersprüche zu eliminieren.
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