Bad Blumau: Befindlichkeitsprosa
Für Kontroversen gibt es ein praktisches Motto: „Nennen Sie Ihre Gründe!“ Dafür muß man dann aber entscheiden, ob man sich zur Sache äußern möchte oder ob man über Befindlichkeitsprosa die eigene Person in den Fokus rücken will.
Ich habe zum Thema inzwischen einiges an privater Post erhalten. Manche der Zuschriften möchten mich zur Partei machen und ignorieren völlig meine Position als Berichterstatter. Ich halte das für problematisch.
Es spottet unseren Vorstellungen von zeitgemäßer Demokratie und es spottet der Tatsache, daß wir in diesem Land längst ein wachsendes Problem mit „gekauftem Journalismus“ haben.
Aber vielleicht liegt manches davon auch bloß an einem Mangel an Kenntnis davon, was „öffentliche Meinung“ bedeutet und wie das alles funktioniert. Vielleicht wurzelt manches in einem Mangel an Medienkompetenzen in Zeiten einer radikal neu mit Technologie ausgestatteten Mediengesellschaft.
Ich greife ein Beispiel heraus. Da schreibt mir jemand: „…und frage mich, welchen Sinn Sie wohl dahinter sehen, sich hier über einzelne Personen zu mokieren.“
Nun publiziere ich gewöhnlich nur, was ich formell zitieren kann. Das verlangt, die Person nennen zu können und dabei eine Aussage zu haben, die als korrektes Zitat verwendet werden darf.
Alles andere ist Gerede, Hörensagen, auch Geschwätzigkeit. Das mag manchmal zitierbar sein, um eine Situation, auch eine Stimmung zu illustrieren, aber damit kann ich keine konkrete Person vor den Vorhang zerren und ich kann vor allem keinen Sachverhalt darstellen.
Ich „mokiere“ mich? Pardon! Ich ziehe Schlüsse aus dem was ich vorfinde und versuche klar zu machen, wie und wodurch ich zu diesen Schlüssen gekommen bin.
In einer Zuschrift hieß es: „Auch wenn Sie einen wirklich amüsanten Schreibstil haben, würde ich Sie bitten, davon abzulassen, hier private Personen mit Bildern und Ihren Worten lächerlich zu machen.“
Würde ich eine Privatperson ohne guten Grund in die Öffentlichkeit schubsen, wäre das umgehend klagbar. Menschen haben bei uns ein Recht auf den Schutz ihrer Privatsphäre, auch auf den Schutz ihres Bildnisses. Das heißt: Ich kann keine Privatperson beliebig fotografieren, um das Bild zu publizieren. Das könnte gerichtlich geahndet werden.
Wer freilich bei einer Pressekonferenz mit großem Namensschild vor den Presseleuten sitzt und sich öffentlich äußert, wird dadurch zu einer Person des öffentlichen Lebens. Dafür gelten andere Regeln.
Wenn sich nun jemand in der Öffentlichkeit exponiert und sich dabei eine fragwürdige oder problematische Position leistet, mag das ja in manchen Augenblicken lächerlich erscheinen, aber verwechseln Sie doch nicht Bote und Botschaft.
Zugegeben, ich handle in all dem nicht emotionslos. Ich bin nicht ohne eigene Meinung und Launen. Es gibt diese Art „Objektivität“ überhaupt nicht, in der ein Beobachtender bloß wie das kalte „Objektiv“ einer Kamera wäre. Hinter dem „Objektiv“ steht immer ein Mensch mit seinem gerade aktuellen Wissen, seinen Emotionen, seiner Tagesverfassung. In disem Zustand wertet dieser Mensch aus, was er sieht und hört.
Zurück zum eigentlichen Thema.
Ich habe an Bad Blumau kein persönliches Interesse. Weder in diese noch in jene Richtung. Aber mich interessiert die Themenstellung und was sie aktuell an Fragen aufwirft.
Ich wohne selbst in einer Region, wo Agrarisches, Industrie und städtisches Leben ineinander gehen. Zwischen Weiz und Gleisdorf finden Sie Felder, Stahlindustrie, Automobilproduktion, hochgiftige Lederberarbeitung und ein ziemlich großes Glashaus, aber auch Lebensmittelverarbeitung und Nischen, in denen auf Tourismus gesetzt wird.
In dieser Region herrscht Vollbeschäftigung. Es besteht ein hoher Lebensstandard. Daher interessiert mich, wie das alles zusammengeht, wie mit Interessenskonflinkten umgegangen werden kann und einmal mehr: Was ist was?
Wovon reden wir, wenn wir sagen: a) bäuerliche Landwirtschaft und b) Agrarindustrie? Wie verträgt sich das mit anderen Metiers und welche Maß erachten wir als „Menschenmaß“?
Bad Blumau betreffend hat Josef Redl am 1. Oktober 2012 im Wochenmagazin „profil“ konstatiert: „Rund um Thermenbetrieber Robert Rogner braut sich eine Provinzposse zusammen…“ Eine bisher durchaus zutreffende Prognose. Doch dabei muß es ja nicht bleiben. Oder?
Übrigens: Ich habe meine bisherigen Beiträge zum Thema hier in einer kleinen Übersicht zusammengefaßt: [link]
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