Kunstsymposion: Kollektive Kulturpraxis
Beim Gleisdorfer Kunstsymposion finden nun zwei Konferenzen statt, in denen kollektive Kunst- und Kulturpraxen zur Debatte stehen.
Die zwei Impulsgeber, Selman Trtovac aus Serbien und Günther Friesinger aus Österreich, haben mit dem Thema reichlich Erfahrungen gesammelt.
Beide sind aktive Künstler, zugleich der Kultur- und Wisssensarbeit verpflichtet. Im Falle von Trtovac und „Treci Beograd“ hatte sich das Kollektiv sogar sein eigenes Haus an der Donau gebaut. Friesinger kennt mit „monochrom“ eines der wenigen langjährig effizient wirksamen Kunstkollektive Österreichs von innen.
Am Mittwoch (17.9.14) und am Donnerstag (18.9.14) wird im Gleisdorfer MiR: Museum im Rathaus ab 16:00 Uhr je eine Konferenz stattfinden, in der es um Fragen autonomer Kunstpraxis geht. Ist das nur den Zentren vorbehalten? Kann sich die Provinz dafür auch Grundlagen schaffen? Wo und wofür lassen sich Kräfte der Politik und Verwaltung gewinnen, solche Entwicklungen mitzutragen?
Dabei sind Fragen der Kunst maßgeblich, weil geklärt werden will, wofür Ressourcen verfügbar sein sollen. Vor allem wo öffentliche Gelder zum Gelingen beitragen mögen, ist es unverzichtbar, die Gründe für den Einsatz dieser Mittel darlegen zu können.
Ein Teil dieser Gründe ist gesellschaftspolitischer Natur, ein anderer Teil liegt aber in der Kunst selbst. Solches Eingehen auf die Kunst zwingt uns, über das hinauszugehen, was der „Hobby-Liga“ meist genug ist; daß nämlich die jeweilige Person in ihrer Arbeit nur sich selbst darstellt, repräsentiert.
Das ist kein ausreichendes kulturpolitisches Motiv, um den nennenswerten Einsatz öffentlicher Gelder zu rechtfertigen. Sollten also Kommunen oder Regionen Gelder in ihr geistiges Leben investieren, und zwar speziell auf dem Kunstfeld investieren, müssen dafür verhandelbare Motive vorgelegt werden.
Dazu müssen eben auch Fragen der Kunst behandelt werden, wie wir das in diesen zwei Konferenzen mit Trtovac und Friesinger vorhaben. Dazu müssen aber auch kulturpolitische Fragen auf der Höhe der Zeit erörtert werden, wie das in einigen darauffolgenden Konferenzen des Kunstsymposions geschehen wird.
Den Hintergrund dazu liefert die Frage: Mit welchen Modalitäten kann ein regionales Kulturgeschehen sich auf zeitgemäße Art entwickeln?
Der antiquierte Modus zeigt uns ein Echo bürgerlicher Repräsentationskultur. Da bestimmen einige wenige Leute, was gezeigt wird, wer auftritt und welche Mittel dafür bereitgestellt sind.
Dieser Modus ist strikt hierarchisch und wird vielfach zeigen, daß jene, die sich entsprechende Positionen und Definitionsmacht erarbeitet haben, diese mit Zähnen und Klauen verteidigen. Notfalls auch gegen Prinzipien, denen das jeweilige kulturelle Engagement gewidmet ist.
Solche Kulturpraxis zentralisiert gewöhnlich. Sie ist der ferne Hall einst höfischer Kultur, unterfüttert mit den Erfahrungen des bürgerlichen Salons und so, teils bis zur Groteske verzerrt, in proletarischen Verhältnissen angekommen.
In der Energieregion Weiz-Gleisdorf wurden die letzten Jahre genutzt, bei derlei Angelegenheiten Neuland zu finden, zu betreten. Dem ist im Oktober eine spezielle Kulturinitiativen-Konferenz mit Wissenschafter Günther Marchner gewidmet, der anderntags eine regionale Kulturkonferenz unter Leitung von LEADER-Managerin Iris Absenger-Hemli folgt.
In all diesen Schritten überprüfen übrigens Kräfte des jungen Kulturpakt Gleisdorf, worauf sich ihr Modus stützt und worin Übereinkünfte in die kommenden Arbeitsjahre führen.
+) Die Gleisdorfer Kulturkonferenzen: [link]
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