Casino Zögernitz: Bezirk für Umwidmung
Für die Sanierung des denkmalgeschützten Gebäudes soll der Investor Wohnungen errichten dürfen.
DÖBLING. Mit etwa 45 Menschen voll besetzt waren die Zuschauerstühle am Rand des Festsaals im Döblinger Bezirksamt, als die Bezirksvertretung vergangene Woche ihre Stellungnahme zur Umwidmung am Areal des Casino Zögernitz abstimmte. Die Stimmung war aufgeheizt, das Ergebnis knapp.
Ohne Bau keine Sanierung
Eigentümer Hermann Rauter will das denkmalgeschützte Gebäude sanieren und wieder zu einem Veranstaltungszentrum machen. Im ersten Stock und dem ausgebauten Dachboden soll ein Hotel untergebracht werden. Um die damit verbundenen Kosten auszugleichen, möchte er auf der umliegenden Grünfläche 48 Wohneinheiten errichten. Gegen die dafür nötige Umwidmung gibt es schon lange Widerstand der Anrainer und einer Bürgerinitiative.
Die Bezirksvertretung ist für Umwidmungen nicht direkt verantwortlich, sondern gibt eine Stellungnahme an den Gemeinderat ab, der sie beschließt. Spricht sich die Bezirksvertretung allerdings gegen die Widmung aus, muss sie zumindest ein weiteres Mal angehört werden.
Emotionale Debatte
Die FPÖ, Neos und Teile der ÖVP in Döbling sind gegen die Verbauung. Ihre Argumente: Der Investor hätte durch die Widmung in Bauland einen unverhältnismäßigen Wertgewinn, die Sanierung des Casinos müsse auch anders zustande kommen. Jede Wortmeldung gegen die Widmung erntete während der Sitzung tosenden Applaus vom Publikum.
Anders die Argumente von SPÖ und Grünen, die teilweise im Tumult untergingen: Sie sprachen sich für den Bau aus - unter dem Vorbehalt, dass die Zusage zur Sanierung auch schriftlich festgemacht wird. Die Höhe des Neubaus soll den Bestand nicht überschreiten. Und knapp, aber doch behielten sie die Oberhand: Die Widmung wurde mit 23 zu 22 Stimmen angenommen.
Zur Sache:
Das Casino Zögernitz (Döblinger Hauptstraße 76–78) wurde im Biedermeierstil erbaut und 1837 eröffnet. Es avancierte schnell zum beliebten Treffpunkt der Wiener Gesellschaft. Johann Strauss Vater war Hauskapellmeister, auch Joseph Lanner und Johann Strauss Sohn spielten hier.
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