Sonntagspredigt im Salzkammergut
"Steuern ja oder nein? Regierung oder Gott? Wer steht an erster Stelle?"

Gerhard Jessl – Dipl. PAss, Dipl. JL
Seelsorgeraum Traunsee – Pfarren Gmunden, Altmünster, Traunkirchen | Foto: Seelsorgeraum Traunsee
  • Gerhard Jessl – Dipl. PAss, Dipl. JL
    Seelsorgeraum Traunsee – Pfarren Gmunden, Altmünster, Traunkirchen
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SALZKAMMERGUT. Vor rund 2.000 Jahren wurde Jesus von seinen Gegnern gefragt: „Was meinst du? Ist es erlaubt, dem Kaiser Steuer zu zahlen, oder nicht?“ Eine Fangfrage, denn hätte er die Steuer abgelehnt, wäre er ein Staatsfeind, wenn er sich aber für die Steuer entscheidet, dann macht er sich beim jüdischen Volk unbeliebt, da Gott an erster Stelle steht. Den Kaiser gibt es nicht mehr, obwohl ich manchmal den Eindruck habe, einige Politiker fühlen sich doch noch so. Vieles wird versprochen, Stichwort Populismus. Von der Opposition wird die amtierende Regierung oft kritisiert, obwohl man eigentlich selbst keine Lösung vorweisen kann. Das Thema Steuer löst natürlich auch noch heute manchmal besondere Gefühle aus. Als Erschwernis musste diese damals auch mit einer römischen Münze bezahlt werden. Im Endeffekt ging es natürlich nicht nur um Steuern, sondern auch um Gehorsam und Loyalität dem Kaiser gegenüber.

Staat und Kirche getrennt – oder doch gemeinsam?

Heutzutage sind in Europa Staat und Kirche getrennt und viele Menschen meinen, dass Politik und Religion sich nicht vermischen sollten, im Gegenteil es sogar zwei unterschiedliche Welten sind. Die Geschichte hat uns gelehrt, dass Vermischungen sich oft nicht gut ausgewirkt haben. Jesus trennt politische Macht und Religion, auch wenn beide eigentlich das Wohl des Menschen suchen sollten.
Aber wie ist das, wenn die Politik handelt und sich diese Handlungen mit unserem Glauben nicht vereinbaren lassen?

Der Papst mahnt, die Bischöfe mahnen

Der Aufschrei mancher bewusster Trenner ist immer groß, wenn Papst Franziskus oder unsere Bischöfe die Politik mahnen. Kirche soll sich nicht einmischen, das ist Sache der Politik, hört man dann. So nehme ich als Beispiel die Flüchtlingskrise und ganz aktuell die griechische Insel Lesbos. Mehrfach wurde seitens der Kirchenvertreter Hilfe angemahnt und die Regierenden ersucht, zumindest Kinder in Europa aufzunehmen. Bei diesem politisch heiklem Thema denkt natürlich jeder Politiker in erster Linie auch an seine Wiederwahl und die Wünsche seiner Wähler. In Österreich war die Lösung der Bundesregierung: Aufnahme nein, aber wir schicken Hilfsgüter nach Griechenland, von unserer Steuermünze bezahlt. Bei solchen humanitären Ausgaben des Staates habe ich als Christ natürlich keine Bedenken, im Gegenteil. Das Einräumen im Flugzeug wurde medienwirksam verbreitet und viele waren nun beruhigt.
Hier frage ich mich: Kauft man sich dadurch frei, glaubt man dadurch wirklich Gottes Vorgaben der Nächstenliebe zu erfüllen? Und noch weiter: Wie geht es einem als Christ, wenn man wie aktuell erfahren durfte, dass diese Lieferung bis heute bei den Betroffenen im Lager Moria gar nicht angekommen ist?
Der Spagat zwischen unserem Glauben und der Politik ist eng. Als Christen, als Kirche müssen wir auch Mahner sein, manchmal kritisch sein, um nach dem Evangelium leben zu können.

Als Christen Mahner sein, sogar beim Thema Covid!

Das Thema Covid ist ebenfalls ein gutes Beispiel. Die Vorgabe der Regierung ist es aktuell Maske zu tragen, Abstand zu halten und größere Menschenansammlungen zu vermeiden. Als Christ kann ich zusätzlich sagen: Diese Regeln schützen vor allem andere Menschen. So ist es selbstverständlich diese auszuführen und zugleich Gott in meinem Leben dadurch den Vorrang zu geben. Stichwort Nächstenliebe. Wir sind nur Gast auf Erden. Die Schöpfung, der Mensch, die Umwelt, die Natur …. Eines Tages müssen wir Rechenschaft ablegen und werden sicher gefragt: Haben wir gehandelt oder haben wir geschwiegen und haben wir wirklich Gott das gegeben, was Gott auch gehört.

Die Predigt stammt von Gerhard Jessl, 
Seelsorgeraum Traunsee – Pfarren Gmunden, Altmünster, Traunkirchen

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