Predigt von Franz Starlinger
Eine merkwürdige Geschichte: 28. Sonntag im Jahreskreis

Foto: panthermedia.net/farbenfinsternis
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LAAKIRCHEN. Was für eine merkwürdige und befremdliche Geschichte, die Jesus seiner Hörerschaft da vorsetzt! Die ganze Geschichte klingt völlig konstruiert. Gleich zu Beginn heißt es, Jesus habe das alles als „Gleichnis“ erzählt. Im griechischen Text steht, Jesus redete „in Parabeln“, wir können sagen „in Bildern“.
Wir machen es oft auch selber so: Wenn wir jemandem etwas wirklich Wichtiges vermitteln wollen – ihn vor etwas warnen, ihm unsere Gefühle offenbaren, ihm ein Erlebnis erzählen, das uns zutiefst berührt hat – dann teilen wir nicht nur Fakten mit, sondern unsere Stimme verändert sich, unsere Augen leuchten oder weinen, der ganze Körper spricht. Wir schmücken das, was wir sagen wollen, erzählerisch aus. Wir reden in Bildern.
Es geht also gar nicht um Könige, Hochzeiten, Festgewänder und Fußfesseln.
Es geht um uns. Jesus spricht in Bildern, die im Gedächtnis bleiben, die vielleicht unter die Haut gehen sollen, wie die Bilder in einem intensiven Traum.
Wenn dieses Gleichnis uns merkwürdiger vorkommt als viele andere, dann wohl deswegen, weil wir uns nur schwer in die Situation der ersten Christengenerationen hineinversetzen können. Fragen, die damals akut waren, sind es für uns nicht mehr, und deswegen kommen wir bei manchem Text auf keinen grünen Zweig.
Das Gleichnis verbindet zwei Schockerfahrungen der frühen Christen. Der erste Schock: In den Augen seiner Nachfolgerinnen und Nachfolger war Jesus der erhoffte Messias Israels, aber die jüdische Mehrheit ließ sich davon nicht überzeugen. Die Apostelgeschichte erzählt viel davon, wie sich die Jesusgläubigen bald gedrängt sahen, eine Art jüdische Sekte zu bilden, die man dann „Christen“ nannte. Der zweite Schock: Auch außerhalb des Judentums fanden sich Menschen, die zu Christus gehören wollten. Auch hier berichtet die Apostelgeschichte, wie die Christen darum rangen, ob es denn überhaupt möglich ist, dass Nichtjuden dazustoßen können. Am Ende stand ein Ja.
Diese Schockerfahrungen mussten gedeutet werden. Genau hier erhielt nun das heutige Evangelium seinen Platz. Die zuerst geladenen Hochzeitsgäste sind ein Symbol für jene Juden, die den Glauben an Christus nicht annahmen. Vor dem Hintergrund der entsetzlichen Judenfeindlichkeit die immer noch existiert, klingt dieser Abschnitt grausam und unerträglich. Aber hier spricht nicht eine große Mehrheit über eine verhasste Minderheit, auf deren Rücken sie ihre Macht ausspielen will. Hier spricht eine schockierte Minderheit, die irgendwie verarbeiten muss, dass die Mehrheit nicht zu Jesus findet. Was für uns heute wie Antisemitismus klingen kann, ist in Wahrheit ein interner Konflikt.
Zum zweiten Teil: Statt der Erstgeladenen werden nun neue Hochzeitsgäste buchstäblich von der Straße geholt. Wofür stehen sie? Natürlich für jene Christen, die der Abstammung nach keine Juden waren, die also „von außen“, anders gesagt als „Heiden“ in die Gemeinde aufgenommen wurden. Solche „Heidenchristen“ – auch wenn man den Begriff heute kaum noch verwendet – sind die meisten von uns.
Zu guter Letzt: Was ist mit dem armen Kerl ohne Hochzeitsgewand, der hochkant hinausgeworfen wird? Auch das ist eine symbolische Redeweise. Es geht hier nicht um ein sauberes Sakko. Es geht darum, wie wir als Christen mit unserer Berufung umgehen.
Die Kleidung steht für den Charakter und die Taten des Menschen. Von Gott eingeladen zu sein, ist nicht nur ein Geschenk, sondern auch Auftrag und Verantwortung. Das Gleichnis sagt uns: Wenn du Teil der Kirche bist, dann verhalte dich auch so. Sei ein guter, verantwortungsbewusster Mensch, voll Gerechtigkeit und Liebe.
Das ist der Schmuck, den du tragen sollst.

Predigt von Dechant Franz Starlinger

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Dechant Franz Starlinger | Foto: Pfarre Laakirchen
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